Spitzenspiel des FC Bayern gegen Leverkusen: Der wahre Verlierer war nicht im Stadion

1:1 trennen sich der FC Bayern und Bayer Leverkusen. Während der Rekordmeister zufrieden mit der Spielweise sein kann, gibt es aus Münchner Sicht auch einen klaren Verlierer.
von  Victor Catalina
Das 1:1 gegen Bayer Leverkusen unterstrich, dass der FC Bayern unter Vincent Kompany auf dem richtigen Weg ist – und lässt Thomas Tuchel ein wenig als Verlierer des Abends dastehen.
Das 1:1 gegen Bayer Leverkusen unterstrich, dass der FC Bayern unter Vincent Kompany auf dem richtigen Weg ist – und lässt Thomas Tuchel ein wenig als Verlierer des Abends dastehen. © IMAGO/Sven Simon

München – Auf dem Papier gab es keinen Sieger im Topspiel zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen. Aleksandar Pavlovic glich Robert Andrichs Fernschuss mit einem noch viel spektakulärerem Distanzschuss aus. Ein Xabi-Tor gegen Xabi. 

Xabi Alonso lobt Bayerns Glauben und Energie

Aufseiten des Rekordmeisters gibt es jedoch einen sehr klaren Gewinner: Die eigene Spielweise. Über 90 Minuten wurde der amtierende Meister komplett dominiert. Nur drei Torschüsse sind für Bayer in 98 Spielen unter Xabi Alonso Negativrekord. Und es gab auch einen klaren Verlierer - auch wenn der gar nicht im Stadion war: Ex-Trainer Thomas Tuchel.

Xabi Alonso lobte den Glauben und die Energie des FC Bayern unter Vincent Kompany – beides verkörpert durch Aleksandar Pavlovic beim Ausgleichstreffer.
Xabi Alonso lobte den Glauben und die Energie des FC Bayern unter Vincent Kompany – beides verkörpert durch Aleksandar Pavlovic beim Ausgleichstreffer. © IMAGO/kolbert-press/Christian Kolbert

Ob es komplizierter gewesen sei, gegen Vincent Kompanys FC Bayern zu spielen als gegen den von Thomas Tuchel in der Vorsaison, wurde Alonso im Anschluss an die Partie gefragt. Alonso Antwort fiel spanisch-diplomatisch, aber im Inhalt doch recht eindeutig aus:  "Heute war es schwierig. Wir haben letzte Saison hier auch ein Unentschieden geholt, aber heute war es schwieriger."

Die Energie und der Glaube seien in der Zwischenzeit gewachsen. "Das kann man fühlen. Sie glauben und das nicht nur heute. Wir haben die letzten Spiele analysiert und sie geben Vollgas mit dem Ball, gegen den Ball. Die Energie ist groß und auch die Mentalität ist gut. Es war ein sehr guter FC Bayern." Eine indirekte Watschn für Kompanys Vorgänger. 

Dieser schloss sich Manuel Neuer an, der ebenfalls das Selbstvertrauen des Teams unter Kompany lobte, "Egal gegen welche Mannschaft, auch gegen Leverkusen. Wir halten an unserer Art und Weise fest, haben es dominant durchgezogen. Das ist schon was anderes als zuvor."

Von Augenhöhe zu Klassenunterschied: Bayern dominiert Leverkusen

Die Zahlen bestätigen Xabi Alonso und Neuer. Legt man die letzten beiden Wiesn-Heimspiele nebeneinander, ist der Ballbesitz für den FC Bayern von 52 Prozent auf 69 Prozent gestiegen, 16:13 Torschüssen stehen nun 13:3 gegenüber und der zugelassene expected-Goals-Wert sinkt von 2,08 auf 0,07. 

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War das 2:2-Unentschieden im Vorjahr noch verdient, weil auch Leverkusen, vor allem infolge des Ausgleichs durch Alejandro Grimaldo und Mitte der zweiten Hälfte Phasen der Dominanz hatte, kann es dieses Jahr  "nur eine Antwort geben, wer als Sieger vom Platz geht", erklärte Sportvorstand Max Eberl. 

Spitzenspiel bestätigt Matthäus' Kritik

Lothar Matthäus hielt bereits unter der Woche fest, dass die Spieler für Kompany durchs Feuer gehen und sich sicher bei ihm fühlen würden und kanzelte Tuchel im gleichen Atemzug gnadenlos ab. "Thomas Tuchel hat es kompliziert gemacht, da wussten die Spieler häufig gar nicht, was los ist" und führte auch die zwischenmenschlichen Probleme bei dessen vergangenen Stationen Dortmund, Paris Saint-Germain und Chelsea an. Auch Min-jae Kim lobte Kompanys Herangehensweise. Der Belgier "erklärt den Spielern noch viel konkreter, was er wünscht."

Es passt genauso ins Bild, dass João Palhinha, die "Holding Six", in der Tuchel den Heilsbringer für sein Mittelfeld sah, momentan komplett außen vor ist. Gegen Dinamo Zagreb kam stattdessen Leon Goretzka und traf. Auch im Duell mit Leverkusen saß Palhinha 90 Minuten auf der Bank. Lediglich in Bremen gab es 20 Minuten Spielzeit für den Abräumer. An seiner Stelle glänzt Joshua Kimmich auf seiner Lieblingsposition, den Tuchel noch in die Rechtsverteidigung verbannt hatte. 

So scheinen diese 90 Minuten, die keinen Sieger hervorbringen konnten, trotzdem ein Stück weit einen Verlierer zu haben. 

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