Spielbericht: FC Bayern besiegt RSC Anderlecht in der Champions League auf Sparflamme - Sorge um Robben und Thiago

Nach einer erschreckend schwachen ersten Hälfte setzt sich der FC Bayern in der Champions League bei RSC Anderlecht mit 2:1 durch. "Das ist nicht unser Anspruch. Wir haben das Spiel nicht angenommen"
Anderlecht - Zwei Tore, drei Punkte – aber auch zwei Verletzte. Mit einer sehr durchwachsenen Leistung auf Sparflamme holten die Bayern gestern Abend beim RSC Anderlecht im vorletzten Champions-League-Gruppenspiel den nächsten Sieg, ein 2:1 dank der Treffer von Robert Lewandowski (51.) und Corentin Tolisso (77.). (Hier gibt's den Liveticker zum Nachlesen) Weil Paris St.Germain sein Heimspiel gegen Celtic Glasgow mit einem 7:1-Torrausch gewann, kommt es am 5. Dezember in München zu einem kleinen Finale um den Gruppensieg, der den Vorteil bringt, im Achtelfinale zunächst auswärts antreten zu können.
Boateng selbstkritisch: "Das schlechteste Spiel seit langem"
"Wir haben die erste Halbzeit total verpennt. Die zweite Halbzeit war am Anfang besser, dann wurde es wieder schlechter. Das ist nicht unser Anspruch. Wir haben das Spiel nicht angenommen", sagte Jérôme Boateng, "jeder von uns kann besser spielen. Das war unser schlechtestes Spiel seit langem, da ist klar, dass der Trainer in der Pause laut wird. Wir müssen uns bei unserem Torwart Sven Ulreich bedanken, dass wir hier gewinnen konnten. Wir hatten am Ende Glück."
Alle Neune! Die triumphale Bilanz von Jupp Heynckes
Seit der Rückkehr von Jupp Heynckes haben die Bayern nun alle neun Pflichtspiele gewinnen können. Nun träumt man sogar noch vom Gruppensieg. Moment mal – träumen? "Ich bin nicht dafür bekannt, dass ich ‘Dreaming about White Christmas’ von mir gebe", erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und fügte hinzu: "Paris hat in der Champions League alles weggeputzt. Ich mache zwar kein Hehl daraus, dass wir zumindest gewinnen möchten. Aber ich bin kein großer Optimist, dass es für ein 4:0 reicht." Nach dem 0:3 im Hinspiel war Carlo Ancelotti entlassen worden.
Sorgen um Thiago und Robben
Beim ersten Einsatz des erneut reaktivierten Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mussten Thiago und Arjen Robben wegen Muskelblessuren vorzeitig ausgewechselt werden. Der neue, alte Bayern-Arzt, stolze 75 Jahre jung, hatte alle (heilenden) Hände voll zu tun. Beide Offensivspieler sind für das Bundesliga-Match am Samstag bei Borussia Mönchengladbach fraglich. Wie bitter für Heynckes, dem schon die Angreifer Thomas Müller und Franck Ribéry fehlen. Kingsley Coman hatte das Abschlusstraining am Dienstag in Belgien abbrechen müssen.
Die schlechteste Halbzeit der neuen Heynckes-Ära
Viel zu passiv agierte die Bayern-Abwehr beim 1:1 durch Sofiane Hanni (63.). Ein Sinnbild einer Leistung ohne die rechte Ausstrahlung und das Feuer der letzten Wochen. "Wenn wir spielen, spielen wir, um zu gewinnen", hatte Kapitän Robben gesagt und von den Kollegen eingefordert, "ein ganz seriöses Spiel von der ersten Minute an" abzuliefern. Doch seine Bayern hatten recht schnell in einen gemütlichen Energiesparmodus geschaltet. Man nahm nicht jeden Zweikampf bitterernst und so kamen die Belgier nach weiten Bällen und Stellungsfehlern der Bayern zu Großchancen, die sie nicht nutzten (8./17./30./39.). Viel zu viel Laissez-faire der Gäste: Schlendrian und Geschenke bedeuteten die schlechteste Halbzeit der neuen Heynckes-Ära.
Ulreich und James stark - Thiago zum Vergessen
Bayern-Fans lassen Falschgeld von der Tribüne regen
Halbzeit zwei brachte die plötzliche Führung durch Lewandowski und den Siegtreffer von Tolisso – kurze Lichtblicke im mit 21.845 Zuschauern ausverkauften Constant-Vanden-Stock-Stadion, darunter lediglich 1.245 Bayern-Fans. Die Ultras boykottierten die Partie wegen zu hoher Ticketpreise von 100 Euro pro Karte. Mitgereiste Anhänger entrollten ein Plakat "100 € – Kriegt ihr den Hals nicht voll?" und ließen Falschgeld von der Tribüne regnen.
Für die AZ in BRÜSSEL – Patrick Strasser
ZUM FREUEN: Boateng hielt beim Comeback durch
ZUM ÄRGERN: Die Muskelverletzungen von Thiago & Robben
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JA, MEI: Ein schwächeres Jupp-Spiel darf mal sein