Spiel des Lebens: Viktoria gegen Bayern mit dem Geist von '79
Köln - Bernhard Ochmann sieht sie noch genau vor sich, die verdutzten Gesichter von Rummenigge, von Breitner, von Hoeneß. "Das Ding habe ich voll getroffen, die Jungs waren chancenlos! Das werde ich nie vergessen", sagt der frühere Stürmer von Viktoria Köln – der einzige Torschütze der Vereinsgeschichte gegen den FC Bayern.
FC Bayern bei Viktoria Köln: "Größtes Spiel der Vereinsgeschichte"
1979 war das, ein 1:3 in der 2. DFB-Pokal-Runde – 43 Jahre später rüstet sich der Drittligist euphorisch für sein Spiel des Jahrhunderts. Die Telefone glühen, die Geschäftsstelle wurde geradezu überrannt: Das Rheinenergiestadion des großen Nachbarn 1. FC Köln wird am Mittwoch (20.45 Uhr, ARD, Sky und im AZ-Liveticker) ausverkauft sein. "Es ist das größte Spiel der Vereinsgeschichte gegen eine der besten Mannschaften der Welt", sagt Sportvorstand Franz Wunderlich.
Mit Bernhard Ochmann als flinkem Linksaußen war das alles noch zwei Nummern kleiner. In den Sportpark Höhenberg, erzählt er im SID-Gespräch, kamen 9.200 Zuschauer. Sein 1:2 in der 62. Minute, ein satter Schuss aus zwölf Metern, war ebenso schön wie schmerzhaft: "Paul Breitner hat mich an der Außenlinie zur Strafe mächtig auf die Aschenbahn fliegen lassen."
Ex-Spieler von Viktoria Köln: Bayern werden mindestens "fünf Stück" machen
Nun kommen sie wieder, die Super-Bayern. Nicht mit Rummenigge, Hoeneß und Augenthaler, sondern mit Neuer, Müller und Mané. "Keiner von denen verdient unter acht Millionen Euro", sagt Ochmann (70) lachend: "Fünf Stück werden die mindestens machen, denke ich. Aber ich wünsche Viktoria viel Glück."
Den "Papst in der Tasche", wie Franz Wunderlich es im SID-Interview nennt, kann der Drittligist gut gebrauchen: "Für fast alle ist es das Spiel ihres Lebens, wer sich darauf nicht freut, dem kann keiner helfen. Die Bayern, das ausverkaufte Stadion, da gibt es keine Steigerung."
Die einzige Chance, sich gut aus der Affäre zu ziehen, liege in der Unmöglichkeit der Aufgabe. Eines von einhundert Spielen sei vielleicht zu gewinnen. Viktoria-Trainer Olaf Janßen kam mit einer ernüchternden Erkenntnis von der Gegnerbeobachtung in Bochum: Der VfL sei es nicht so schlecht angegangen. Beim 0:7.
Bayern sind pokalheiß
Dass die Bayern nach ihrer Vorjahresblamage bei Borussia Mönchengladbach (0:5 in der 2. Runde) ausgesprochen pokalheiß sind, verkompliziert die Lage. Aber: Weinheim, Vestenbergsgreuth, Magdeburg oder Kiel haben gezeigt, dass die Bayern auch mit deutlich unterlegenen Mitteln aus dem Pokal zu schubsen sind. Im Vergleich mit ihrer Meister-Serie gingen in den vergangenen zehn Jahren nur schmale fünf Pokalsiege an München.
Bernhard Ochmann wird diesmal nicht im Stadion sein. "Ich würde gerne hingehen, aber es ist ja ausverkauft", sagt er. "Ich genieße das vorm Fernseher." Er muss ja sehen, ob einer "dat Dingen" voll trifft.