Spätes Remis in Salzburg: Coman wird wieder Bayerns Glücksretter

Der Franzose bewahrt die Münchner mit seinem Last-Minute-Ausgleichstreffer vor einer Blamage in Salzburg. Im Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse ist der Rekordmeister nun mächtig unter Druck.
von  Patrick Strasser
Der Franzose bewahrt die Münchner mit seinem Last-Minute-Ausgleichstreffer vor einer Blamage in Salzburg. Im Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse ist der Rekordmeister nun mächtig unter Druck.
Der Franzose bewahrt die Münchner mit seinem Last-Minute-Ausgleichstreffer vor einer Blamage in Salzburg. Im Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse ist der Rekordmeister nun mächtig unter Druck. © imago images/MIS

Salzburg - In Europa war der weitgereiste FC Bayern ein Meister in der Fremde, hatte seit September 2017 eine stolze Serie von 20 Partien ohne Niederlage in Champions-League-Auswärtsspielen inne. Bis die Münchner mit dem Bus kurz hinter die Grenze nach Österreich reisten und sich am Mittwochabend bei RB Salzburg fast die Zähne ausgebissen hätten. Im Achtelfinalhinspiel in der Champions League verhinderte der späte Treffer von Kingsley Coman in der 90. Minute eine Pleite.

So wurde es ein glückliches 1:1 - und das nach einer perfekten Gruppenphase: Mit 18 Punkten (und einer Tordifferenz von plus 19) hatten die Bayern ihren eigenen Rekord für die beste Champions League-Vorrunde aus der Saison 2019/20 eingestellt. Dazu kommt: In der Vorsaison hatten die Münchner die bisher einzigen Pflichtspielduelle mit den Salzburgern in der Champions League-Gruppenphase souverän gewonnen. Nach dem 6:2 auswärts zu Hause mit 3:1. Wer daraus gelernt hat? Die Salzburger.

Bayern-Abwehr wackelt schon wieder

Das Spiel entwickelte sich wie erwartet. Die reiferen, gesetzteren Gäste aus München wollten die Kontrolle übernehmen, die Gastgeber ihr geplantes Chaos inszenieren. Hohes, intensives Pressing, Umschaltmomente am sprintenden Band, ständige Tempogegenstöße. Beide gingen hohes Risiko, ein offener Schlagabtausch unter den Augen von Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

Nach der deftigen 2:4-Pleite am Samstag beim VfL Bochum hatte man eine standesgemäße Reaktion der Münchner erwartet, doch zunächst traf nur Chukwubuike Junior Adamu (21.) in einem hitzigen Spiel vor knapp 30.000 Fans (3G-Nachweise wurden gecheckt) in der ausverkauften Red Bull Arena.

In der 21. Minute tappten die Bayern in eine Umschaltmoment-Falle der Salzburger: Nach einem Ballgewinn am eigenen Strafraum wurde - wie so oft - Karim Adeyemi gesucht und steil geschickt. Lucas Hernández begleitete den DFB-Nationalspieler nur, der nach innen zog. Über Aaronsons missglückte Ballannahme kam der Ball zu Adamu, der dann durchrutscht per Schlenzer ins lange Eck einschoss - und das als Joker. Der 20-jährige Österreicher war nur ins Spiel gekommen, weil der Schweizer Noah Okafor (21.) nach zwölf Minuten verletzt ausgewechselt werden musste. Trainerglück.

FC Bayern legt nach der Pause deutlich zu

Und Trainerfrust. Denn Nagelsmann hatte vor der Partie bei "DAZN" gefordert, man wolle "möglichst viele Kontersituationen vom Gegner wegnehmen". Gesagt, nicht getan.

Die Bayern fanden in der Folge keine Gegenmittel gegen das frische und freche Tempo-Spiel der Salzburger. Trainer Nagelsmann rutschte immer tiefer in seinen Sitz und lamentierte unaufhörlich vor sich hin. Als wollte er sagen: Ich hab's den Jungs doch eingebläut! Dass die Österreicher "über Emotionen und Körperlichkeit kommen" wusste Nagelsmann, sein Team fand aber kein Rezept.

Nach der Pause erhöhte sich die Dominanz und Überlegenheit der Gäste. Auch, weil bei den Salzburgern die Kräfte schwanden. Doch der letzte Pass kam nicht an, Abschlusspech kam hinzu. Leroy Sané vergab die beste Einschusschance (75.). Bis Coman zum Ausgleich einschob. Der King avancierte in Salzburg zu Bayerns Glücksritter, besser Glücksretter.

Bayern braucht vor dem Rückspiel einen Formanstieg

Ein Remis nach dem Duell der Jungspunde im trendigen Casual-Outfit an der Seitenlinie. Hier Matthias Jaissle (33 Jahre, 316 Tage am Spieltag), dort Nagelsmann (34 Jahre und 208 Tage), beide mit Hoffenheimer Vergangenheit und freundschaftlicher Verbindung. Nie zuvor coachten bei einem Champions League-Match zwei so junge Trainer.

Was den Bayern bleibt? Die Hoffnung auf einen Formanstieg rechtzeitig zum Rückspiel am 8. März in der Allianz Arena. Ihre verletzten Schlüsselspieler Manuel Neuer, Alphonso Davies und Leon Goretzka werden in drei Wochen noch nicht wieder dabei sein können.

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