Später Sieg: Bayern wendet Blamage gegen Frankfurt ab
MÜNCHEN - Der Sieg der Bayern gegen die Eintracht aus Frankfurt war nach 90 Minuten verdient. Doch es dauerte bis kurz vor Schluss, bis der Rekordmeister eine Blamage verhindern konnte - Daniel van Buyten sei Dank.
Dass die Partie lange Zeit auf dem Weg in die Geschichtsbücher war, sah man ihr zunächst nicht an. Zwei torlose Heimspiele hatte der FC Bayern vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt erlebt - drei in Serie hat es in der Vereinsgeschichte noch nie gegeben. Gab es letztendlich nun auch nicht, auch wenn es eine Stunde lang ganz danach aussah. Bayern stürmte und drückte, traf aber zunächst nicht. Am Ende stand ein erst in der zweiten Halbzeit packendes 2:1 gegen eine unbequeme Frankfurter Eintracht.
Die Stimmung beim FC Bayern war schon vor dem Anpfiff mit "angespannt" noch wohlwollend beschrieben. Der Wunsch oder vielmehr die dringende Notwendigkeit, drei Punkte einzufahren, drang durch jede Bayern-Ritze. Aufsichtsratsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte von Louis van Gaal "auch kurzfristig Erfolge" gefordert und in der Stadionzeitung von "unserem nicht so gelungenen Start in die Bundesliga-Saison" geschrieben. Selbst das Super-Ego van Gaal musste einräumen, dass seine Fähigkeiten doch begrenzt sind: "Ich bin kein Gott." Na sowas.
Der somit Geerdete schickte bis auf Pranjic für Altintop zehn der elf Bordeaux-Verlierer aufs Feld; auch die Champions-League-Rotsünder Thomas Müller und Daniel van Buyten durften mit tun. Engagiert taten sie das von Beginn an alle - allein: Es fehlte mal wieder das so genannte zählbare Ergebnis. Der in der Bundesliga seit gefühlten 47 Spieltagen torlose Miroslav Klose hatte in Minute sechs die erste Gelegenheit, schoss aus der Drehung knapp vorbei. Statt Mario Gomez stürmte wieder Luca Toni an seiner Seite, engagiert, zusätzlich motiviert durch ein "Forza Luca Toni"-Plakat ein paar Meter über der Reservebank. Sinnbildlich für sein Zu-viel-Wollen stand die Szene in der 20. Minute. Bastian Schweinsteiger hatte ihm eine prima Flanke in den Strafraum geschickt, der Italiener hatte ausnahmsweise keine Frankfurter Verteidigerklette an sich hängen, sondern viel Platz und Zeit. Doch statt im Eck landete sein Kopfball neben dem Kasten - Toni wollte es einfach zu gut, zu genau machen.
Diese vergebene Chance war Teil der besten Bayern-Phase in Halbzeit eins - sie dauerte etwa fünf Minuten. Klose und Toni hatten mehrere gute Möglichkeiten, schön herausgespielt, doch die zuletzt schon öfter diskutierte Phase vier - der Torschuss - glückte mal wieder nicht. Natürlich kam auch noch Pech dazu: Als Luca Toni in der 43. Minute mit schönem Linksschuss endlich Frankfurts Keeper Oka Nikolov überwunden hatte, stand der Pfosten im Weg. Wieder nichts. Kein Wunder, dass die 69000 Zuschauer den Halbzeitpfiff zum Anlass nahmen, ordentlich mitzupfeifen.
In Durchgang zwei: das gleiche Bild. Anstürmende Bayern, die aber das Tor nicht trafen. Mit Arjen Robben wechselte van Gaal in der 59. Minute die Hoffnung ein - dachten die Fans. Eine Minute später fiel das Tor - für Frankfurt. Alex Meier stand plötzlich frei vor Bayern-Keeper Hans-Jörg Butt und schob den Ball kühl und flach ins lange Eck. Van Gaal reagierte sofort, nahm Timoschtschuk vom Feld und schickte auch noch Gomez in den Sturm. Ein paar Minuten später trug der Mut Früchte: Nach einem Patzer von Nikolov staubte Arjen Robben in der 70. Minute zum 1:1 ab. Auf der Bayern-Bank muss in diesem Moment eine gewaltige Steinlawine zu Boden gepurzelt sein.
Zu mehr als diesem dürftigen Remis reichte es erst in der 88. Minute, als der von van Gaal kurzerhand zum Mittelstürmer umfunktionierte Daniel van Buyten per Kopf doch noch der Siegtreffer gelang. Der Belgier kommentierte seinen entscheidenden Treffer gewohnt bescheiden: "Der Trainer hat mir das Zeichen gegeben, und ich habe gesagt: Okay, kein Problem."
Bayern-Coach Louis van Gaal zeigte sich nach dem späten Sieg "sehr zufrieden mit meinen Wechseln heute" und überhaupt stimmungsmäßig recht unaufgeregt: "Wir haben innerhalb einer Woche vier Punkte auf die Tabellenspitze gutgemacht - und jetzt warten wir, wie morgen Hamburg und Schalke spielen." Für die Münchner geht es am Mittwoch da weiter, wo sie am Samstag aufgehört haben: gegen Eintracht Frankfurt, diesmal im DFB-Pokal.
Thomas Becker