So wie einst der Franz in Rom

Der Alleingang nach seinem letzten Spiel in Berlin. Keeper Oliver Kahn schreitet in Richtung Kabine. Der Kapitän überlässt die Pokal-Party den Kollegen und blickt zurück: „Es waren 20 schöne Jahre.“
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„Eine schöne Mischung aus Wehmut und Hochstimmung“: Oliver Kahn beim Alleingang nach dem Pokal-Triumph
Bongarts/Getty Images „Eine schöne Mischung aus Wehmut und Hochstimmung“: Oliver Kahn beim Alleingang nach dem Pokal-Triumph

BERLIN - Der Alleingang nach seinem letzten Spiel in Berlin. Keeper Oliver Kahn schreitet in Richtung Kabine. Der Kapitän überlässt die Pokal-Party den Kollegen und blickt zurück: „Es waren 20 schöne Jahre.“

Er trug Gold um den Hals, seine Medaille. Er hatte Gold an den Schuhen. Oliver Kahn schritt ganz gemächlich durch den Müll des Jubels, durch den Mix aus goldenen Konfetti und Lametta Richtung Kabine. Den Blick zu Boden gerichtet, zum Rasen des Berliner Olympiastadions, kurz schmunzelte er. Den DFB-Pokal, den hatte er, der Kapitän bereits aus den Händen gegeben. Freilich durfte der 38-Jährige ihn als Erster aus den Händen von Bundespräsident Horst Köhler empfangen, dann aber hatte er losgelassen.

Von allem. Für ein paar Minuten ging er noch mit in die Kurve zu den Bayern-Fans. Wenig später überließ er den Mitspielern die Partymeile Tartanbahn – wie ein Vater, der Kindern einen Ball zuwirft und sich dann zurückzieht. Kahn genoss. Kahn versuchte, obwohl mittendrin, die Szenen wie ein Außenstehender wahrzunehmen. Alleine mit sich und seinen Gedanken. Er ging, nein er schritt über den Rasen wie einst der Franz 1990 in Rom. Damals, als die Nationalmannschaft Weltmeister geworden war und Teamchef Beckenbauer gedankenversunken die Einsamkeit suchte. Weil er wusste, dass es sein Abschied war als Teamchef. So auch bei Kahn. Es war sein Abschied von Berlin, vom Ort des Pokalfinales, an dem keiner öfter war als er. Sieben Mal, sechs Mal triumphierte er.

Sein Moment. Sein Triumph. Sein Pokal.

„Es ist so eine schöne Mischung aus Wehmut und Hochstimmung, wenn man weiß, dass man hier zum letzten Mal beim Finale ist“, sagte Kahn, „dann kann man jetzt alles ein bisschen genießen.“ Er, der stille Genießer. Der im Moment des Abpfiffs den Kopf zu Boden richtete, die Arme gen Himmel reckte und innehielt. Sein Moment. Sein Triumph. Sein Pokal. Bis der erste Sprinter angekommen war. Bastian Schweinsteiger stürmte in seine Arme. Demichelis, Lahm und der Rest der Mannschaft folgten. Bis die Frisur hin war.

Sie dankten ihm für seine Parade in der Verlängerung bei einem Schuss von Florian Kringe. 1:1 stand es. Kahn flog und hielt. „Sie hatten einfach das Gefühl, dass sie Oliver danken müssen“, sagte Trainer Ottmar Hitzfeld, „es ist eben Weltklasse, wenn man wenig beschäftigt ist und dann so einen Ball hält wie in der Verlängerung.“ Der ewig junge Kahn. Doch die Ewigkeit dauert nur noch vier Wochen, dann ist Schluss. „Ich bin ein bisschen dankbar, dass ich solch tolle Momente erleben durfte“, sagte er, „das war schon manchmal Wahnsinn. So etwas ist nur beim FC Bayern möglich. Es waren 20 schöne Jahre.“

Aufhören auf dem Höhepunkt

Wehmut kommt aber eher bei Hitzfeld auf. „Ich bin sehr traurig, dass er aufhört. Aber ist es besser, wenn man auf dem Höhepunkt aufhört.“ Mit Gold um den Hals.

Patrick Strasser

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