So was van Genial: Louis V. vor der Krönung

LYON - Auf den Tag genau ein Jahr nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann erreicht dessen Nachfolger das Champions-League-Finale. Und Bayern-Präsiodent Uli Hoenmeß sagt über Louis van Gaal: „Es ist eine tägliche Herausforderung mit ihm.“
Es genügen ein paar Namen, um zu dokumentieren, was Louis van Gaal am Diennstagabend in Lyon mit dem Finaleinzug erreicht hat. Beim Eintrag in den Geschichtsbüchern des FC Bayern heißt die Liste nun: Udo Lattek, Dettmar Cramer, Pal Csernai und Ottmar Hitzfeld – und Louis V.
Denn van Gaal hat es als fünfter Trainer in der Geschichte des FC Bayern geschafft, ein Finale des wichtigsten europäischen Wettbewerbs zu erreichen. Eben nach Lattek (1974 und 1987), Cramer (1975, 76), Csernai (1982) und Hitzfeld (1999 und 2001). Beim Endspiel am 22. Mai in Madrid kann er sich endgültig krönen – oder wie er sagt, die Gladiolen, die Siegerblumen, bekommen.
1:1 steht es in der persönlichen Bilanz des Holländers. Mit Ajax Amsterdam gewann er 1995, verlor 1996. „Ach, für mich ist das nichts Besonderes", sagte der 58-Jährige noch vorm Anpfiff, „ich habe schon in so vielen Finals gestanden, in so vielen Endspielen. Ich habe schon alles erlebt, für die Spieler ist das etwas Spezielles." Er macht das gerne: seinen Job abwerten – weil er weiß, dass er dann Lob und Anerkennung erntet. Ein typischer van Gaal: „Die Spieler müssen es selbst umsetzen auf dem Platz, ich bin nur ein kleines Hilfsmittel, ein ganz kleines." Gut geflunkert.
Er war ein großes Hilfsmittel. Als Vater der Spieler. Als Beschützer, als Lehrmeister. Wer die taktische Ordnung verletzt, wer die Disziplin ignoriert, droht seinen Platz in der Startelf zu verlieren. Egal, ob Alaba oder Robben.
Die Beziehung des Trainers zur Mannschaft ist ähnlich durch ein Herbsttal gegangen wie die zu den Bossen. Nach den beiden Champions-League-Pleiten gegen Bordeaux schien seine Zeit bereits beendet. Die Liaison begann mit dem Weckruf, dem 4:1 im Dezember bei Juventus, seitdem liebt van Gaal dieses Team.
Die Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind skeptisch geblieben, oft irritiert, zugleich beeindruckt von der Sturheit des Holländers. Nun hat er alle überzeugt. Uli Hoeneß: „Taktisch und spielerisch stellt er die Mannschaft hervorragend ein – so, dass sie auch in den letzten Minuten noch ein Spiel entscheiden können, weil sie körperlich topfit sind."
Auf die Frage, ob sich Louis van Gaal in der Winterpause verändert habe, antwortete Hoeneß: „Nein, überhaupt nicht. Und er ist stolz darauf. Über die letzten Wochen ist er mit der Mannschaft immer besser zurechtgekommen. Aber: Es ist eine tägliche Herausforderung mit ihm.“ Rummenigge meinte: „Louis arbeitet hart für diesen Erfolg. Es ist eine sehr professionelle Zusammenarbeit.“ Und über die Maßen erfolgreich. Es sei nur an den 27. April 2009 erinnert – es war genau vor einem Jahr, als Trainerpraktikant Jürgen Klinsmann entlassen wurde. Und die Bayern nach einem richtigen Fußballlehrer Ausschau hielten. Sie haben ihn gefunden. Und das ist so was van Genial.
Patrick Strasser