So reagiert Bayern-Trainer Carlo Ancelotti auf die Kritik

München - Das hilft in Tagen schlechter Nachrichten, schlechter Stimmung und schlechter Titelausbeute? Na klar, "good news", wie es Bayern-Trainer Carlo Ancelotti am Freitag formulierte: gute Nachrichten. Am besten sogar doppelt.
Nach der festen Verpflichtung von Kingsley Coman (20) am Donnerstag wurde einen Tag später der nächste wichtige Spieler langfristig gebunden: Thiago (26), einer der herausragenden Bayern-Stars dieser Saison, hat einen Vertrag bis 2021 unterschrieben.
Eine Investition in die Zukunft – und ein gut getimtes Ablenkungsmanöver des Klubs nach dem Pokal-Aus gegen Dortmund, das für Krisenstimmung an der Säbener Straße gesorgt hat. Ancelotti (57) spürt den Gegenwind, die Kritik an seiner Mannschaft – und auch an seiner Person. Am Freitag nahm der Italiener zu verschiedenen Brennpunkten Stellung.
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Thema Fitness
Laut Bild ist Bayern-Präsident Uli Hoeneß sauer wegen des angeblich zu laschen Trainings, vom "unfittesten Team aller Zeiten" sei die Rede gewesen. "Das", betonte Ancelotti, "ist nicht wahr." Die Spieler seien glücklich mit den Einheiten, "und selbst, wenn sie nicht glücklich wären: Es wird sich nichts ändern. Das ist meine Philosophie, mein Stil." Klare Ansage.
Thema junge Spieler
Joshua Kimmich, Renato Sanches oder Kingsley Coman: Die Youngster der Bayern kamen vor allem in der Hinrunde kaum noch zum Einsatz. Kann Ancelotti nicht mit jungen Spielern? "Ich bin nicht hier, um Trainer der Jungen zu sein und auch nicht, um Trainer der Alten zu sein", sagte er: "Ich bin hier, um das beste Team auszuwählen, damit Bayern gewinnt." Heißt: Die Talente um Kimmich müssen sich steigern, um mehr Chancen in der Startelf zu bekommen. Dem deutschen Nationalspieler versprach Ancelotti allerdings zum ersten Mal öffentlich das Erbe von Philipp Lahm als Rechtsverteidiger: "Wir wollen ihn in diese Position bringen. Er wird das hinbekommen."
Thema verpasstes Triple
"Ich bin nicht zufrieden mit dieser Saison", stellte Ancelotti unmissverständlich klar – und gab sich selbst eine Mitschuld am bitteren Aus gegen Dortmund. "Dafür übernehme ich die Verantwortung. Nach dem 2:1 waren wir nicht kompakt genug. Diese Kritik kann ich akzeptieren." Was nicht für Schuldzuweisungen nach dem Scheitern in der Champions League gilt. Viele verletzte Spieler, fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen und Pech hätten das Scheitern in der Königsklasse zur Folge gehabt, so Ancelotti, er habe seit Wochen auf die wichtigen "Details" in den großen Spielen hingewiesen. "Ehrlich gesagt war ich ein Prophet." Aber auch ein Trainer, der im Rückspiel gegen Real darauf verzichtete, den hochgradig platzverweis-gefährdeten Arturo Vidal rechtzeitig auszuwechseln.
Thema Verhältnis zu den Bossen
Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vermeiden bislang öffentliche Kritik an ihrem Coach. "Carlo ist ein sehr guter und erfahrener Trainer. Seine Vertragslaufzeit ist bekannt, und darüber wird nicht diskutiert", sagte Rummenigge der Bild. Ancelotti bestätigte das gute Verhältnis zu den Vereins-Oberen: "Sie haben Vertrauen in mich und ich habe Vertrauen in den Klub." Dass er und seine Methoden nach Niederlagen in Frage gestellt würden, sei "absolut normal. Ich muss cool bleiben, jedes Spiel und jede Entscheidung analysieren." Eine gute Herangehensweise, um seine erste ernste Bayern-Krise zu bewältigen. Noch besser wäre ein Sieg an diesem Samstag (18:30 Uhr/Sky live und im AZ-Liveticker) beim VfL Wolfsburg – und ein Punktverlust von RB Leipzig gegen den FC Ingolstadt. Dann wären die Bayern vorzeitig Meister, insgesamt zum 27. Mal. Und die Woche würde zumindest mit guten Nachrichten zu Ende gehen.