So peppt Guardiola seine Bayern auf

Die AZ hat jede Einheit im Trainingslager in Doha beobachtet. Lesen Sie, wie Pep Guardiola mit seinen Spielern spricht. „Er hämmert’s uns ein!“
Florian Bogner |
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Ein kleiner Alaba-Schock, Guardiola trifft Raul: Der 8. Tag im Trainingslager des FC Bayern - Die Bilder.
firo Ein kleiner Alaba-Schock, Guardiola trifft Raul: Der 8. Tag im Trainingslager des FC Bayern - Die Bilder.

Doha - Pep Guardiola will alles kontrollieren – nur die Zeit hat er manchmal nicht im Griff. Als er dieser Tage als Letzter, sechs Minuten zu spät, zum Training erschien und die AZ ihn darauf ansprach, sagte er: „Ach, ich bin der Trainer, ich entscheide, wann's los geht!“ Spaß-Pep.

Eine nette Episode, freilich völlig konträr zur eigentlichen Arbeit des Fußball-Fanatikers, die so exakt, so akribisch vonstatten geht, dass die Spieler manchmal staunen. Dann ist er der Drill-Pep, der nichts dem Zufall überlässt, niemals. „Er ist mit uns noch nicht am Ende angelangt“, sagt Manuel Neuer. „Er hämmert uns jetzt die Details ein. Es geht nicht nur ums Physische, auch der Kopf muss viel arbeiten.“

Der Trainer drillt die Bayern auf Sieg. In der Hinrunde waren sie schon stark, doch er machte sie in Doha noch stärker, schaltete nochmal einen Gang höher. Wie? In dem er ihnen alles abverlangte, Körper und Geist fortwährend forderte. „Das Niveau ist noch nicht ausreichend“, sagt er, vollkommen ernst. Pep 2.0. Aktiver denn je ist der Trainer auf dem Trainingsplatz, hat permanent den Mund offen, die Arme oben, er dirigiert das ganze Orchester.

„No dribbling, Franck!“, schreit er dann, „Shoot, Pierre! Schieß!“ Oder: „Komm Toni, komm! Jaaa! Dieser Ball is good!“, immer in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, in Denglisch. „War stupid, Rafa! Stupid!“ Oder: „Come on, Mario. Gut so, das ist what I want!“

Seit Samstag ist Pep furchtbar heiser. „Er kennt das Team jetzt besser, weiß, mit was er sie konfrontieren kann“, sagt Sportvorstand Matthias Sammer zu den immer komplexeren Aufgaben. Was auffällt: Alles findet mit Ball statt. „Es ist trotzdem total intensiv“, sagt Sammer. Wer sich in Doha zunächst das Training der Schalker anschaute und dann die 30 Meter weiter zu Bayern wechselte, fühlte sich wie in einer anderen Fußballepoche angekommen. Peps Wahlspruch lautet: „Taktik ohne Physis ist nix – und Physis ohne Training mit Ball ist nix.“

Gelingt etwas besonders gut, dann ruft Pep stets: „So will ich das!“ Immer hallt es über den Platz: „Schieben, schieben, schieben!“ Er trainiert beides, zur selben Zeit. Dabei geht es ihm vor allem ums Dominieren. Oft sorgt er künstlich für Überzahlspiel, dann greifen acht Mann gegen fünf an. „Wir arbeiten daran, dass wir in Zukunft die kompletten 90 Minuten dominieren können, auch gegen qualitative sehr gute Mannschaften“, sagt Bastian Schweinsteiger. Oft verknappt Pep auch den Spielraum, teilweise spielen zehn Mann nur im Sechzehner, aber auf zwei große Tore. „Keine Zeit! Keine Zeit“, brüllt Pep dann pausenlos. Und der Ball läuft schneller als am Flipperautomaten.

Studiert Pep taktische Dinge ein, ist er in seinem Element. Ganze Spielzüge hat er in seinem Hirn programmiert. Die lässt er seine Spieler üben, erklärt jeden einzelnen Pass.

„I promise: Das passiert jedes fucking Spiel“, schrie er diese Woche mal. Und schon waren seine Spieler wieder schlauer. „Looks einfach, hä?“ Langweilig wird's nie, er scheint ein schier unendliches Repertoire an Übungen zu haben. Am Sonntag ließ Pep zwei Vierer-Abwehrketten gegeneinander angreifen, schrie: „Wenn Franck in die Mitte geht, ist es ein anderes Spiel.“

Das Wichtigste: Alle ziehen voll mit – weil alle gebraucht werden. Pep sagt: „Wer fit ist, wird auch spielen. Der ganze Kader. In der Hinrunde konnte ich nicht rotieren, da waren viele, viele wichtige Spieler verletzt. Jetzt muss der ganze Kader spielen. Jeder verdient es, zu spielen.“ Das kommt gut an. „Er ist ein großer Trainer“, lobt Ribéry. „Er hat das richtige Händchen“, sagt Neuer. Und die Köpfe arbeiteten gut. Guardiola war sogar so zufrieden, dass er am Freitag komplett frei gab – ein Novum in der Trainingslagergeschichte des FC Bayern. Aber es gab dafür einen einfachen Grund. „Die Qualität im Training ist so hoch, dass man gar nicht fünf Tage am Stück zweimal pro Tag trainieren kann“, sagt Arjen Robben. Auch wenn Pep dasgerne würde. Aber er hat halt einfach nicht so viel Zeit.

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