So moderiert Jupp Heynckes den Konkurrenzkampf im Kader des FC Bayern München

Nicht titelreif: Trainer Jupp Heynckes fällt trotz des Sieges seines FC Bayern in Sevilla ein hartes Urteil - und er kitzelt seine Stars. Wie die Champions-League-Partie zeigte, ist es eine einzige Gratwanderung für den 72-Jährigen.
von  AZ
Dirigent des Konkurrenzkampfes beim FC Bayern: Trainer Jupp Heynckes.
Dirigent des Konkurrenzkampfes beim FC Bayern: Trainer Jupp Heynckes. © imago/Marca

Sevilla/München - Das Bild sprach Bände: Corentin Tolisso, der teuerste Einkauf der Klubgeschichte, saß in Sevilla nur auf der Tribüne. Denn Jupp Heynckes machte beim Viertelfinal-Hinspiel der Champions League (2:1) genau da weiter, wo er im Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund aufgehört hatte.

Der bald 73-jährige Trainer - am 9. Mai feiert er Geburtstag - weiß, wie er am besten mit seinen Stars umgeht, wie er sie immer wieder im richtigen Moment kitzelt, ihnen Pausen gönnt, sie bei der Ehre packt.

Neben Arjen Robben, den er nach überstandener Verletzung lange schonte, ließ er auch den beim 6:0 gegen den BVB überragenden James Rodríguez zunächst auf der Bank. Thomas Müller hofft, dass der starke Kader, der durch die Blessuren von Arturo Vidal (Knie) und Juan Bernat (Fleischwunde) etwas dünner zu werden droht, "unser großer Trumpf in den nächsten Wochen" werden könne - wenn Heynckes den Konkurrenzkampf weiter so gut moderiert.

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Den Zusammenhalt stärken könnte neben dem freien Mittwoch eine Party am Samstag - wenn der FC Bayern mit einem Sieg beim FC Augsburg den vorzeitigen Titelgewinn klar machen kann. Ausarten werde die mögliche Meistersause allerdings nicht, sagte Mats Hummels. Direkt nach dem Spiel gehe es zurück nach München, "wir spielen Mittwoch wieder Champions League!"

Salihamidzic: "James tut unserem Spiel sehr, sehr gut"

Schließlich, ergänzte Franck Ribéry, "dürfen wir nicht denken, dass wir schon im Halbfinale sind". Das ist ganz im Sinne von Heynckes. Der überraschte mit seiner Startelf in Sevilla, entschied sich für eine ungewohnt defensive Variante, brachte den gerade wiedergenesenen Vidal und den lange verletzten Bernat. Was wird aus Robben und Ribéry? Das sagt Heynckes

Beinahe wäre das in die Hose gegangen, denn gerade im Mittelfeld hatte die umgebaute Elf lange Zeit große Schwierigkeiten. Erst als James Vidal nach 36 Minuten ersetzte, kam Ordnung und Struktur ins Spiel. Sportdirektor Hasan Salihamidzic fand lobende Worte für den Kolumbianer: "Er hat wieder ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Er hat das Spiel geordnet, gute Bälle gespielt. Er tut unserem Spiel sehr, sehr gut." James wurde später von der Uefa zum "Man of the Match" gekürt.

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Müller: "Heynckes war absolut nicht zufrieden"

Überfällig war die Auswechslung von Juan Bernat, der am Dienstag gänzlich überfordert war. "Wir hatten viele Fehler im Aufbauspiel, hatten Ballverluste, waren in der Defensive und vor allem im Mittelfeld nicht gut organisiert", befand Heynckes. James setzte dann die entscheidenden Impulse, auch der Brasilianer Rafinha sorgte für frischen Wind. Heynckes: "Beide Einwechslungen haben unser Spiel belebt."

Heynckes wollte die gute Laune der Bayern-Bosse nicht teilen. "Wenn wir die Champions League gewinnen wollen, müssen wir uns noch steigern", sagte er. Schließlich hatte er seine Spieler in der Halbzeitpause per Brandrede wachgerüttelt. "Interessant" sei es in der Kabine gewesen, sagte Salihamidzic. Hier gibt's die Stimmen zum Spiel

"Heynckes war absolut nicht zufrieden", meinte Thomas Müller. Laut Mats Hummels sei der Coach in seiner Mängel-Analyse nur "knapp unter sehr laut" geblieben. Der Weltmeister gab Heynckes zu "hundert Prozent" recht. "Es war okay, es war gut, aber mit okay, gut gewinnt man die Champions League nicht", sagte er, in Halbzeit eins sei es ein "gefährliches Spiel" gewesen. Und das gegen einen Kontrahenten, den Hummels wie Müller "noch stärker" erwartet hatten.

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