So dilettantisch lief die Hoeneß-Erpressung
Thomas S. hat Uli Hoeneß erpresst, forderte 200.000 Euro und drohte dem Ex-Bayern-Präsidenten Ärger im Gefängnis an. Alles über den Täter, seinen naiven Plan - und wie er mit seiner Erpressung scheiterte.
München/ Bad Wiessee - In den kommenden Jahren hat Thomas S. jede Menge Gelegenheit, seine Knast-Kontakte aufzufrischen und zu vertiefen. Der 50-jährige Münchner hat Ex-Bayern-Präsident Ulli Hoeneß um rund 200.000 Euro erpresst. Dafür drohen dem Ex-Knacki nun bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Er werde Hoeneß das Leben im Knast zur Hölle machen, drohte der Erpresser in einem Schreiben, das am Samstagvormittag bei der Familie des Ex-Bayern-Präsidenten in Bad Wiessee einging. Der Erpresser behauptete darin, gute Kontakte in verschiedene Gefängnisse in ganz Bayern zu haben, nicht nur in die JVA Landsberg. Er könne deshalb jederzeit „Einfluss auf den Haftverlauf“ nehmen, schrieb er, egal in welcher bayerischen Justizvollzugsanstalt Hoeneß die Haft verbüßen werde. Diesen Schwierigkeiten könne der Ex-Bayern-Boss nur entgehen, wenn er bezahlt. Eine sechsstelligen Summe in bar fordert der Erpresser. Nach AZ-Informationen ungefähr 200.000 Euro.
Der 50-jährige Münchner kennt sich im Knast tatsächlich gut aus. Er hat schon viele Jahre dort verbracht. Zum ersten Mal saß er in den 80er Jahren, auch in den 90er Jahren schnupperte er wieder Gefängnisluft. Zuletzt saß er 2009 im Knast. Immer wieder wurde er verurteilt, mal wegen Raub, dann Betrug, Untreue und Diebstahl.
Möglicherweise sitzen tatsächlich noch einige seiner Knastfreunde von einst noch immer hinter Schwedischen Gardinen. Doch ob einer von denen tatsächlich jemals auch nur in die Nähe von Hoeneß gekommen wären, ist mehr als fraglich.
Die Erpressung sollte sein größter Coup werden, doch Thomas S. hatte sich mit dem Falschen angelegt. Denn Uli Hoeneß fackelte nicht lange, er verständigte umgehend die Polizei. Noch am Samstagnachmittag lag das Erpresserschreiben bereits bei der Polizei in Bad Wiessee. Darin forderte der Erpresser das Geld in bar. Die Scheine sollten in ein Päckchen gesteckt werden, das dann in einem Papierkorb an einer Bushaltestelle in Sendling deponiert werden sollte. So weit der Plan.
Ein naiver Plan, der niemals funktioniert hätte. Denn wie jeder Gangster weiß, ist die Geldübergabe der heikelste Punkt einer jeden Erpressung. Und die hatte Thomas S. mehr als dilletantisch vorbereitet. Als Fluchtfahrzeug hatte er sein Fahrrad vorgesehen.
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Am Samstagabend sollte die Geldübergabe erfolgen. Doch nicht Hoeneß oder 200.000 Euro erwarteten den Erpresser, sondern ein Spezialkommando der Polizei. Die Beamten hatten unauffällig die Bushaltestelle in Sendling umstellt und abgeriegelt. Wie vereinbart wurde ein Paket im Mülleimer deponiert. Dann legten sich die Polizisten auf die Lauer. Niemand konnte unbemerkt an den Mülleimer heran, geschweige denn mit dem Paket unbemerkt entkommen.
Um 20.40 Uhr schnappte die Falle zu. Thomas S. kam auf seinem Radl, fischte sich das Paket aus dem Mülleimer und wollte sich gerade wieder davonmachen, als mehrere Polizisten auf ihn zu rannten. Der Erpresser versuchte zu fliehen. Er schwang sich auf sein Radl. Doch vor lauter Aufregung verlor er das Gleichgewicht und stürzte. Die Polizei nahm in fest.
Der 50-Jährige kam ins Krankenhaus. Er hatte sich bei seinem Sturz an der Schulter verletzt. Außerdem hatte er ein paar Kratzer und Prellungen abbekommen. Die kann er jetzt in der U-Haft auskurieren. Vielleicht trifft er in der JVA Stadelheim auch einen seiner alten Knastfreunde.