Slomka: So wie der junge Heynckes?
München - Eines, das hat Mirko Slomka Jupp Heynckes schon mal voraus. Sein Team, Hannover 96, ist aktuell das effektivste der Bundesliga, erzielt alle sechs Torschüsse ein Tor und verweist den FC Bayern, Gegner am Samstag (15.30 Uhr/Sky & Liga total!), in dieser Kategorie hinter Frankfurt sogar nur auf Platz drei.
Dass Heynckes Slomkas Arbeit schätzt, ist ebenso kein Geheimnis. „Hannover hat jetzt mit zwei Europacup-Teilnahmen hintereinander ein ganz anderes Standing – das spricht für sich“, meinte der Bayern-Trainer am Freitag über den Nachfolgekandidat. Ob er Slomka zutraue, irgendwann (vielleicht schon 2013?) Bayern zu trainieren, wollte er jedoch nicht beantworten. „Fragen Sie Franz Beckenbauer“, konterte er. Frei nach dem Motto: Der Ehrenpräsident hat vielleicht eine Gratis-Meinung dazu, er nicht.
Fakt ist jedenfalls, dass sowohl Slomka als auch Heynckes aktuell nur mit befristeten Arbeitsverträgen bis 30. Juni 2013 ausgestattet sind und Slomka bereits zarte Kontakte zum FC Bayern pflegt. Ob mehr draus wird? Hier sind fünf Gründe, warum der Hannover-Coach gut zu Bayern passen würde:
1. Klare Spielphilosophie: Mathematiklehrer Slomka lässt wie Heynckes Offensivfußball spielen. Gemeinsames Lieblingsthema: das Umschaltspiel. „Wenige Ballkontakte, direktes Spiel und so schnell wie möglich zum Abschluss kommen – das ist Slomka“, erklärt Ex-Münchner Valérien Ismaël die Vorzüge. Der Franzose wechselte 2008 von Bayern zu Hannover, trainiert dort aktuell die zweite Mannschaft, kennt Slomka dementsprechend gut. Dessen Spielweise imponiert auch Bayerns Bastian Schweinsteiger: Hannover habe sich unter Slomka, „enorm entwickelt“, sagte er der AZ: „Sie spielen sehr clever, wollen unglaublich schnell zum Abschluss kommen – so ähnlich, wie wir bei der WM 2010 gespielt haben.“
2. Erfolgstyp: Slomka ist wie Heynckes angenehm höflich, vor allem ehrlich und nimmt sich selbst nicht so wichtig. Bei 96, wo er ab 1989 als Jugendtrainer arbeitete, ist er überaus beliebt. Nach seinen zwei Abstechern zu Tennis Borussia Berlin (’99-’00) und Schalke 04 (’04-’08) wurde er bei 96 jedenfalls wieder mit offenen Armen empfangen – kein schlechtes Zeichen. Seine sportlichen Erfolge sind ebenso unbestritten: Bei Schalke ist Slomka nach Punkten pro Spiel der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte, Hannover machte er in nicht mal zwei Jahren vom Abstiegskandidaten zum Europacupteilnehmer. Bescheiden ist Slomka dennoch geblieben. Ismaël dazu: „Das, was er hier geleistet hat, ist ein riesiger Erfolg. Und erfolgreiche Trainer sind für Bayern immer interessant...“
3. Hart, aber herzlich: Slomka ist kein harter Hund, weiß sich aber durchzusetzen – wie Jupp in jung. Bei Hannover spricht er aus disziplinarischen Gründen auch mal Suspendierungen aus, die die Spieler ohne Murren hinnehmen. Bei Bayern sagt Schweinsteiger über Heynckes: „Er ist der absolute Chef.“ Slomkas Ansprache an die Mannschaft sei, „extrem klar“, meint der Hannoveraner Ismaël. „Er ist sehr analytisch, akribisch, arbeitet an vielen Details. Er hat aber auch viele Experten um sich herum, denen er vertraut – das ist ein Geheimnis seines Erfolgs.“ Zwei Co-Trainer (wie bei Jupp), ein Leistungsdiagnostiker, ein Fitnesstrainer, ein Reha-Trainer und ein Physiotherapeut gehören zu Slomkas engsten Vertrauten, Bayern ist ähnlich aufgestellt. Zudem pflegt Slomka Kontakte zum Bewegungswissenschaftler Jürgen Freiwald.
4. Kann gut mit Vorgesetzten: Jupp Heynckes zählt Uli Hoeneß zu seinen Freunden. Auch Slomka kennt den Bayern-Präsident persönlich, vorgestellt wurden die beiden einst von Schalkes Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies – wie Hoeneß in der Wurst-Branche. „Wenn man ihn wirklich erreichen will, muss man seine Frau anrufen“, weiß Slomka über Hoeneß. In Hannover pflegt Slomka dagegen ein kritisches, aber vertrauensvolles Verhältnis zu Präsident Martin Kind. Sein Austausch mit Sportdirektor Jörg Schmadtke kann man gut mit dem zwischen Heynckes und Sport-Vorstand Matthias Sammer vergleichen: Wo Reibung ist, entsteht auch Energie.
5. Glamour: Slomkas X-Faktor. Anders als Heynckes, der sich abseits des Fußballs gerne zurückzieht, ist Slomka in Hannover zur Institution geworden, treibt sich auch auf Dinnerpartys rum. Mit „AWD“-Gründer Carsten Maschmeyer ist Slomka eng befreundet, man fuhr auch schon gemeinsam in den Urlaub. Nach Schalke tingelte Slomka mit der Vortragsreihe „Motivationsstrategien in Krisenzeiten“ durchs Land, baute so weitere Kontakte zur Wirtschaft auf. Der 45-Jährige ist zudem auch als Musikkenner und -liebhaber bekannt, man sah ihn schon an der Seite von „Scorpions“-Sänger Klaus Meine und Mitgliedern der Band „Fury and the Slaughterhouse“.