"Sind ja nicht auf dem Ponyhof": Müller brutal ehrlich über seine Situation beim FC Bayern München
München - Eine Augenweide, rein optisch ein Glanzpunkt, dieser Abend in der Allianz Arena. Lediglich vor Anpfiff. "Wir hätten gerne mit der Choreografie der Fans mitgehalten", meinte Thomas Müller über das beeindruckende Gemälde der Südkurve aus Folien und Papier in Erinnerung an den Wembley-Triumph von 2013. Sehr gute Zeiten.
Nicht so schlechte Zeiten erlebt der Verein aktuell. Auch wenn der FC Kopenhagen die erste Mannschaft ist, der es nach 26 Versuchen durchaus prominenterer Vertreter aus Europa gelang, den Hausherren vom FC Bayern ein Tor zu verwehren in einem Champions-League-Heimspiel. Zu verhalten, zu fehlerhaft, zu risikoarm – 0:0. Abgehakt. Man steht ja längst im Achtelfinale.
Manuel Neuer rettet Bayern gegen Kopenhagen das Remis
Obwohl die Serie von 17 aufeinanderfolgenden Siegen in der Gruppenphase nun gerissen ist, war die Partie gegen die tapferen Dänen dafür gut, dass Manuel Neuer seine wiedererlangte Weltklasse in der Königsklasse unter Beweis stellen konnte. Mit seinen Glanz-Paraden in der 87. Minute rettete er – und das ist die Glas-halbvoll-Perspektive – die 39. Vorrundenpartie in Serie ohne Niederlage.
Neuer macht wieder Neuer-Dinge. "Manu steht für sich, er spielt fast schon seine ganze Karriere in seiner eigenen Liga", befand Leon Goretzka und erklärte: "Ein fitter Neuer ist der beste Torwart der Welt." Und der müsse ja auch wieder im DFB-Tor stehen, bei den nächsten Testspielen der Nationalelf im März soll es soweit sein. "Wir gehen alle davon aus, dass ich dabei bin, wenn alles normal läuft", meinte Neuer defensiv, aber zuversichtlich. Gepusht von seiner jüngsten Vertragsverlängerung bis 2025 sagte der 37-Jährige: "Ich will so lange spielen, wie es mir Spaß macht". Zur Gelegenheit "Finale dahoam" in der Königsklasse 2025 meinte Neuer: "Da wollen wir alle hin."
Manuel Neuer betreibt Werbung für Thomas Müller
Auch Müller, neben Neuer der Einzige aus dem aktuellen Kader, der sowohl das "Drama dahoam" 2012 gegen Chelsea und den Erfolg gegen den BVB ein Jahr später miterlebte. 2014 wurden die beiden mit der Nationalelf in Rio de Janeiro Weltmeister. Im 13. Jahr schon spielen Neuer und Müller gemeinsam bei Bayern. Zwei große Karrieren im Parallelflug - trennen sich die Wege kommenden Sommer, da Müllers Vertrag ausläuft?
"Der Thomas Müller gehört einfach zu Bayern", sagte Neuer staatsmännisch und erklärte: "Wir kennen und schätzen seine Klasse. Ich gehe davon aus, wenn der Thomas mit Bayern spricht und Bayern mit Thomas, dass das auch funktioniert." Die Ausgangslage ist eine gänzlich andere. Trotz der Chance über 90 Minuten gegen Kopenhagen konnte sich Müller nicht wirklich empfehlen für den nächsten Startelf-Einsatz, ist im Gegensatz zu Neuer auf seiner Position im offensiven Mittelfeld nicht konkurrenzlos.
Müller oder Choupo-Moting: Wer bekommt beim FC Bayern eine Vertragsverlängerung?
Im Gegenteil: Da ist ein fitter Jamal Musiala gesetzt, auch Eric Maxim Choupo-Moting (34), dessen Vertrag ebenfalls nächsten Sommer ausläuft, kann den variablen Zehner mit Tordrang spielen. Nur einer, "Choupo" oder Müller, kommt wohl in den Genuss eines weiteren Vertragsjahres. Also Müller, der Publikumsliebling, die Vereinsikone?
Rein aus Dankbarkeit und ob seiner Verdienste wird man Müller nicht behalten, das möchte auch er nicht. Wie seine Rolle auf und neben dem Platz zu definieren ist, müsste ein Perspektiv-Gespräch mit Tuchel klären. Oder will Müller abwarten, welche Überraschungen das schnelllebige Fußball-Geschäft bis zum Frühjahr bereithält?
Müller über seine Bayern-Reservistenrolle: "Die Situation ist, wie sie ist"
"Es ist die Aufgabe eines Trainers, Entscheidungen zu treffen - ob uns das gefällt als Spieler oder nicht", sagte Müller über seine Reservistenrolle, "wir halten auch schon ein bisschen was aus. Die Situation ist, wie sie ist. Wir sind ja nicht auf dem Ponyhof." Sprach der Pferdenarr und machte, mit den Hufen scharrend, eine Portion Eigenwerbung: "Mein Körper funktioniert gut, ich kann Gas geben. Ich versuche in jeder Sekunde auf dem Trainingsplatz und im Spiel mein Ding zu machen und das klappt eigentlich ganz gut."
Das Endspiel im Heimstadion 2025 sei schon "ein kleiner Lockvogel, keine Frage", sagte Müller und grinste wissend. Sein prominentester Fürsprecher im Verein hat sich ja für seinen Verbleib starkgemacht. Die fliegende Nummer eins, Lockvogel Manu.