Sinan Kurt: Drohungen, weil er jetzt beim FC Bayern ist

München - Er ist gerade erst 18 Jahre alt, aber sein Wechsel schlägt Wellen, die schon an die letztjährige Robert-Lewandowski-Saga erinnern. Vier Tage ist Sinan Kurt nun beim FC Bayern und dem Talent schlägt bereits die ganze Ablehnung entgegen, die viele seiner Vorgänger beim Wechsel nach München erleben mussten. Auch Spieler wie Mehmet Scholl oder Oliver Kahn haben dies in den 90er-Jahren erlebt. Nur gab es damals noch keine sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram. Sie mussten den Shitstorm - wie es neudeutsch heißt - nicht auf diesem Weg über sich ergehen lassen.
Die Anfeindungen auf Kurts Facebook-Seite sind extrem und sprechen eine deutliche Sprache. Von "Judas" über "Bayern-Schwein" und "Arschloch" - das komplette Repertoire der üblichen Beschimpfungen aus dem Stadion-Jargon ist vertreten. "Sinan hat das alles schwer erschüttert und richtig mitgenommen. Natürlich hat er das laufend verfolgt. Und er hat darunter gelitten", sagt sein Berater Michael Decker der "Welt". "Es ist ungeheuerlich, was da einige Leute von sich geben. Das ist eine schwere Zeit für ihn, die er da gerade durchmacht." Dabei hatte er vor, die verbalen Anfeindungen nach seinem Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern ganz cool hinzunehmen, als Motivation zu sehen: "Jede Beleidigung macht mich nur noch heißer, es bei Bayern zu packen", hatte der Linksfuß gesagt.
Aber warum schlägt einem 18-Jährigen, der gerade einmal 15 Minuten für die zweite Mannschaft der Borussia gespielt hat, eine solche Ablehnung - ja gerade zu Hass - entgegen? Kurt gilt als eines der größten Talente im deutschen Fußball. Er wird von seiner Spielweise mit Marco Reus verglichen. Er ist schnell, dribbelstark, hat einen starken linken Fuß und ist torgefährlich. Bei Gladbachs A-Junioren stellte er mit beeindruckenden Zahlen sein Können unter Beweis.
Bayern angelt sich Nachwuchstalent Sinan Kurt
Es ist aber nicht allein das Versprechen auf sein Können, das die Gladbacher Fans vermissen werden. Vielmehr war es das Transfer Hick-Hack, das über mehrere Wochen ging und bei dem sein Berater auch in die Medien ging, um den Wechsel zu forcieren. Kurt wehrt sich gegen den Vorwurf, dass es dabei ums Geld ging. "Ich bin kein Abzocker, wie es immer wieder dargestellt wird", sagt Kurt, "ich habe die sportlichen Perspektiven in Gladbach und in München verglichen. Und mich erst danach für Bayern entschieden." Die Gladbach-Fans wollen dies nicht glauben und entladen ihren Frust nun über die sozialen Netzwerke.
Im Moment weilt er Kurt bei der U19-Nationalmannschaft. Dort kann er bei den Spielen am Freitag gegen die Niederlande und Montag gegen England abschalten, die Beleidigungen vergessen, um dann beim FC Bayern seinen "Traum Bundesliga" zu erfüllen.