Sieg gegen Braunschweig: "Hier ist dein Geschenk"
BRAUNSCHWEIG - Der Respekt vor dem Zweitliga-Spitzenreiter war enorm, die Erinnerung an manch peinliches Pokal-Aus rechtzeitig wachgerufen worden, aber letztlich siegte der neue FC Bayern in Runde eins des DFB-Pokals bei Eintracht Braunschweig so schmuck- wie problemlos mit 3:0 - eine gelungene Generalprobe für den Bundesliga-Auftakt am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach.
Ausgiebig hatte man vorab Respekt vor den Niedersachsen bekundet. Dabei präsentierte sich deren Coach Torsten Lieberknecht vor ausverkauftem Haus erstaunlich wenig verbissen. Auf die Frage, ob er sich am 38. Geburtstag einen Heimsieg wünsche, meinte Braunschweigs Trainer: „Lieber ein ferngesteuertes Auto.“ Sein Sohn habe schon eins, mit dem wolle er nun Rennen fahren. Fußball ist eben doch nur die wichtigste Nebensache der Welt.
Gegen Braunschweig: Die Bayern in der Einzelkritik:
Auch bei seinen Spielern gingen mit der Partie gegen Bayern Kindheitsträume in Erfüllung, meinte Lieberknecht und empfahl seinen Mannen in bester Beckenbauer-Diktion: „Geht raus und genießt das Spiel!“ Als man ihnen dann auf dem Feld zusah, konnte man schon auf die Idee kommen, dass irgendwer die Spieler in blaugelb per Fernbedienung dirigierte. Denn so ungestüm und stümperhaft, wie Verteidiger Ken Reichel (9.) und Stürmer Mirko Boland (39.) Thomas Müller im Strafraum von den Beinen holten, das war nicht normal. TV-Experte Mehmet Scholl meinte: „Wenn die Stürmer in den eigenen Strafraum kamen, hatte ich immer Bauchweh.“
Mario Gomez schickte den ersten Elfer flach ins linke Eck, den zweiten überließ er Geburtstagskind Bastian Schweinsteiger (er wurde 27). Der tat es ihm gleich, und Bayern führte 2:0, ohne ein einziges Mal aus dem Spiel heraus aufs Tor geschossen zu haben. Danke, Eintracht! Und: Danke, Mario! Schweinsteiger erzählte später: „Dass ich schießen durfte, war ein Geburtstagsgeschenk von Mario.“ Der ist in dieser Saison nämlich Elfer-Schütze Nummer eins. Der generöse Gomez sagte: „Ich habe Basti um Mitternacht im Hotel zum Geburtstag gratuliert. Da hat er zu mir gesagt: ,Von einem guten Freund erwarte ich mir auch ein Geschenk.’ Beim zweiten Elfer bin ich dann mit dem Ball zu ihm gegangen und habe gesagt: ,Hier ist dein Geschenk!’“ Man hat sich wieder lieb beim FC Bayern.
Ansonsten glänzte vor allem Thomas Müller: zwei Elfer rausgeholt und artistisch das 3:0 erzielt. Scholl lobte: „Die rechte Seite war phantastisch!“ Auch Jupp Heynckes war zufrieden: „Eine souveräne Vorstellung: nach hinten nichts zugelassen – und nach vorne geht bei uns immer was.“ Vor der Partie war’s ihm peinlich, als ihm ein Reporter vorhielt, dass er als Trainer noch nie den Pokal gewonnen hat. Heynckes erinnerte sich an die Finalniederlage 1984: „Mit Gladbach, im Elferschießen, gegen Bayern.“
Außer dem Spiel gewann Heynckes auch noch einen neuen Freund: Torsten Lieberknecht. Dem hatte der Bayern-Coach vor der Partie ebenfalls zum Geburtstag gratuliert und ihm das Du angeboten: „Er hat gesagt, ich kann Jupp sagen“, erzählte Braunschweigs Trainer stolz, „da hätte ich eigentlich schon heim gehen können.“