Servus, ich bin der Jupp
Einen kleinen Erfolg kann Hertha-Trainer Markus Babbel nach der Pleite doch mitnehmen: Er darf seinen Ex-Coach Heynckes ab sofort duzen. Und auch von Sportchef Christian Nerlinger gibt’s Lob
München - Natürlich konnte Markus Babbel nicht wirklich glücklich sein über dieses 0:4 der Hertha bei seiner ersten Liebe. Zu klar war die Niederlage des Aufsteigers gewesen, zu eklatant waren die individuellen Fehler seiner Spieler, zu wenig hatten seine taktischen Ideen gegriffen.
„Nach dem 0:3 hatte ich zwischenzeitlich Sorge, dass wir mit einem zweistelligen Rückstand in die Pause gehen”, meinte Babbel gar. Und doch ist ein Trainer seltener souveräner und ruhiger nach einer Niederlage bei Bayern aufgetreten als Babbel am Samstag. Er gratulierte seinem Ex-Klub lächelnd zum Sieg und fand sogar etwas Gutes an der klaren Pleite seiner Elf: „Das war auch wichtig, damit wir was lernen”, sagte er.
Überhaupt verabschiedete Babbel selbst sich auch als gefühlter Sieger vom Kurztrip in die Heimat wieder in die Hauptstadt. Und das nicht nur, weil Hertha-Manager Michael Preetz dem Gilchinger eine baldige Vertragsverlängerung beim Aufsteiger in Aussicht gestellt hatte – womöglich ja auch, weil, er weiß, wie begehrt sein Trainer bald noch werden könnte.
Seine Adelung in die Riege der Top-Trainer hatte Babbel schon vor der Partie erhalten. „Markus hat eine großartige Fußballer-Karriere absolviert, aber heute ist er ein noch besserer Trainer”, sagte sein einstiger Mentor und Förderer Jupp Heynckes vor dem Spiel bei „Sky”.
Der Bayern-Trainer hatte den damals 19-jährigen Babbel einst zum Profi gemacht. „Ich habe Markus bei der Weihnachtsfeier das erste Mal gesehen, als die B-Jugend Deutscher Meister wurde. Da habe ich Markus wahrgenommen, weil er viel größer war als alle anderen”, erinnerte sich Heynckes. Als Babbel erwiderte, welch großen Respekt er vor seinem früheren Coach hätte – „er war einer meiner großen Förderer. Da ist hoher Respekt da” – bot Heynckes seinem Zögling vor laufender Kamera das Du an. Nein, er verpflichtete ihn dazu. Heynckes: „Ab sofort sagst du jetzt Du! Wir sind Kollegen.” Und irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass da auch der künftige Vorgänger zum möglichen Nachfolger sprach.
Dass Babbel sich da derzeit zumindest als Favorit fühlen darf, liegt auch am Lob von Sportchef Christian Nerlinger, zu Spielzeiten einst Babbels bester Freund bei Bayern: „Ich glaube grundsätzlich, dass Markus das Zeug hat, ein absoluter Spitzentrainer zu werden. Er hat in Stuttgart gute Arbeit geleistet und jetzt die Hertha in die erste Liga geführt. Wie sie Fußball spielen – das zeugt davon, dass er hervorragende Arbeit leistet.”