Sepp Maier über Jürgen Grabowski: "Er hat jeden Spaß mitgemacht"

München - AZ-Interview mit Sepp Maier: Der 78-Jährige (r.) ist mit 661 Pflichtspielen Rekordspieler des FC Bayern und gewann mit Jürgen Grabowski (l.) 1974 den WM-Titel.
AZ: Herr Maier, an diesem Samstag findet in der Frankfurter Arena die Trauerfeier für Jürgen Grabowski statt - Ihren ehemaligen Nationalelfkameraden und Weltmeister von 1974, der im Alter von 77 Jahren gestorben ist. Hatten Sie noch Kontakt zu ihm?
SEPP MAIER: Schon, beim Golfspielen haben wir uns ab und zu gesehen. Aber das ist jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her, dass er dabei war. Er war einfach nicht mehr der Alte, nicht mehr so richtig fit wie man es in dem Alter noch sein konnte. Der Bernd Hölzenbein hat mir dann erzählt, dass der Jürgen schwer krank ist. ‚Das ist ein ganz armer Kerl', hat er gesagt. So gehen sie alle von uns mit der Zeit, all die guten Kameraden.
"Den hat nie etwas aufregen können"
Wie war er denn, der Sportkamerad Grabowski?
Der Jürgen war ein bisschen still, aber sehr kameradschaftlich. Er war ja wie ich schon 1966 bei der WM in England dabei. Ein super Fußballer war er! Den hat nie etwas aufregen können. In der Mannschaft war er redselig, freundlich, aufgeschlossen, aber nach außen hin immer ganz ein Ruhiger. Er hat nie aus sich mehr gemacht, was er eigentlich leicht hätten machen können. Es hat ja viele andere gegeben, die keine Kamera und kein Mikrofon ausgelassen haben - das wollte der Jürgen nicht. Der wollte Fußball spielen und seine Ruhe haben. Und Spaß haben mit uns! Da hat er alles mitgemacht. Er hat schon einen Humor gehabt, so einen trockenen Humor.
Den hat er als Hesse bei den vielen Bayern im Nationalteam bestimmt gebraucht!
Naa, wir haben uns schon immer gut vertragen mit den Frankfurtern. Wenn wir gegeneinander gespielt haben, haben wir uns immer ganz nett unterhalten, da war ich immer ganz schön freundlich zu ihm - nach dem Spiel eher nicht mehr, weil wir in Frankfurt meistens verloren haben. Da war es dann aus mit der Unterhaltung. Aber in der Nationalmannschaft war dann wieder alles vergessen.
Wie war das damals eigentlich mit der Siegesfeier nach dem WM-Triumph 1974 in München? Wo wurde da gefeiert?
Das Abschlussbankett mit den Holländern war im Park Hilton im Tucherpark. Aber da die Ehefrauen ja nicht eingeladen waren, haben wir uns mit sieben oder acht Spielern - darunter auch der Jürgen und der Hölzenbein - selbstständig gemacht und mit unseren Frauen im P1 gefeiert.
"Die Gofus-Zusammenkünfte sind immer recht lustig"
Und wie gut war der Golfer Grabowski?
Sehr gut! Einstelliges Handicap. So zwei, drei Mal im Jahr haben wir uns früher schon getroffen, mit den Gofus halt.
Den was?
Gofus: golfspielende Fußballer. Da gibt's 35, 40 Turniere im Jahr, fast jede Woche, auch in der Schweiz, Österreich, Holland und neuerdings auch in Polen. Diese Zusammenkünfte sind immer recht lustig. Da war der Jürgen auch immer dabei. Aber wenn alle so langsam wegsterben, kann man sich nicht mehr darüber unterhalten, sondern muss alles in Gedanken behalten. Diese schöne Zeit mit den Nationalspielern, egal ob vom eigenen oder von anderen Vereinen: Das sind einfach tolle Erinnerungen.