Sepp Maier: "Ein linker Kameramann"
MÜNCHEN - DVDs? Ins Kino gar? Auf keinen Fall! Schließlich hat Hobbyfilmer Sepp Maier vor 22 Jahren versprochen, dass sein Video über die WM-Helden 1990 niemals veröffentlicht werden wird. Das hatte der damalige Bundestorwarttrainer Klinsmann, Völler, Brehme & Co. so gesagt. Nun hat der Ex-Weltklasse-Keeper eine Ausnahme gemacht: Beim Internationalen Fußballfilmfestival „11mm“ in Berlin zeigte Maier seine Aufnahmen.
Doch nach diesen vier Aufführungen kommt das Video wieder in den Schrank. Schade, denn das Videotagebuch mit dem Titel „We Are The Champions“ hat mit den amateurhaft gefilmten und noch nie gezeigten Einblicken das Zeug zum Trash-Hit – und ist ein Zeitdokument. Mit der Handkamera verfolgte Maier die Stars in der Kabine, auf dem Rasen, im Bus und in den Hotels.
Er zeigt, wie Lothar Matthäus mit dem WM-Pokal vor seinem Gemächt posiert, Pierre Littbarski sich in voller Montur unter der Dusche abseift und mit Bodo Illgner gröhlt: „Wir haben den Pokal! Halleluja!“ Und Teamchef Franz Beckenbauer steif mitwippt. Zu sehen ist auch der unbeholfen wirkende Auftritt des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl in der Kabine.
Maier war auch von der Natur fasziniert, wie die Aufnahmen von Palmen und Wiesen zeigen. Dazu plätschern im Hintergrund – mehr oder weniger passend – Italo-Hits oder Songs wie „Wild Boys“ oder „The Final Countdown“. Mit Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ über die WM 2006 hat der Film nichts gemein.
Maiers Werk ist authentisch, ungeschminkt, distanzlos. „Da war nur ich dabei, nicht wie bei Wortmann ein Kamerateam mit fünf Leuten“, sagte Maier. Er habe sich in die Ecke gestellt und gezoomt. „Ich war ein linker Kameramann“, sagt er und staunt über das Interesse an seinem alten 60-Minuten-Machwerk: „Die Leute sind doch alle verrückt, nach 22 Jahren.“