Seit 2020 ist Ebbe: Kann der FC Bayern noch DFB-Pokal?

Wenn's drauf ankommt, da zu sein, war einmal das Markenzeichen des Rekordmeisters. Schon länger vorbei: Gegen Top-Gegner aus der Bundesliga hat Bayern zuletzt nur ein Drittel der Spiele gewonnen.
von  Patrick Strasser
Für die Bayern geht es gegen Leverkusen um alles oder nichts.
Für die Bayern geht es gegen Leverkusen um alles oder nichts. © IMAGO/Sven Simon

München - Einst war es das zweite Wohnzimmer des FC Bayern, das Olympiastadion. Das von Berlin. Ab 1998, als die Münchner den MSV Duisburg mit 2:1 besiegten, stand man in 23 Jahren 15 Mal im Endspiel, dem großen Fest in der Hauptstadt eine Woche nach dem letzten Bundesliga-Spieltag. 15 Endspiele in 23 Jahren, zwölf Titelgewinne. Der goldene Pott roch nach Weißbier.

Der letzte Triumph hatte traurige Begleitumstände, die Corona-Pandemie. Im Juli 2020 gewannen die Bayern unter Trainer Hansi Flick im trostlosen, weil beinahe menschenleeren Olympiastadion mit 4:2 gegen Bayer Leverkusen.

Seit 2020 ist Ebbe. Vier Mal scheiterten die Bayern kläglich, blamierten sich mal mehr und mal noch viel mehr. Die Orte der Schmach: Holstein Kiel (zweite Runde), Borussia Mönchengladbach (zweite Runde), SC Freiburg (Viertelfinale) und vor einem Jahr im November Saarbrücken (erneut zweite Runde). Alles Leicht- bis Mittelgewichte im deutschen Fußball.

Erreicht der FC Bayern München endlich wieder das Pokalfinale in Berlin?

"Eine Pokal-Phobie lass' ich mir hier nicht reinreden", sagte Müller im Interview bei BR24 Sport und fügte hinzu: "Da hab' ich schon ganz andere Zeiten erlebt." Die Guten des Rekordpokalsiegers eben. "Aber Fakt ist natürlich", weiß auch Müller, "dass wir jetzt seit drei Jahren..." Er überlegte, zögerte. "Oder seit vier Jahren..." Genau. "Gibt's ja ned", entfährt es dem Urbayern.

Das logische Kane-Double: Routinier Thomas Müller.
Das logische Kane-Double: Routinier Thomas Müller. © Federico Gambarini/dpa

Eine zu lange Durststrecke. Diesmal will der ganze Verein mit aller Macht wieder das Finalerlebnis Berlin erreichen, einsaugen und den Pott einsacken.

Der Gegner im Achtelfinale am Dienstag (20.30 Uhr, ARD & Sky) in der Allianz Arena: das aktuelle Schwergewicht des deutschen Fußballs, der Double-Gewinner Bayer Leverkusen. "Ein Brocken", so Müller. Der Meister und Titelverteidiger, einer der Großen im Lande. Und genau das ist das Problem.

Gegen die ersten Sechs der Endtabelle der vergangenen Saison hat der FC Bayern in den letzten Jahren lediglich neun seiner insgesamt 25 direkten Duelle gewinnen können. Das ist eine Nicht-Bayern-like Siegquote von lediglich 0,36 Prozent, also ein gutes Drittel.

Gegen Leverkusen und Leipzig tat sich Bayern zuletzt schwer

Gegen Pokal-Gegner Leverkusen hat man nur einen einzigen Erfolg in den letzten fünf Bundesliga-Spielen verbucht, wie auch gegen RB Leipzig, den Gegner im letzten Spiel des Kalenderjahres 2024 am 20. Dezember. Gegen den BVB wie auch gegen Frankfurt war Bayern immerhin zwei Mal erfolgreich, am besten schnitt man gegen den VfB Stuttgart mit drei Siegen aus fünf Partien ab, im Oktober siegte man mit 4:0.

Allerdings steigerten sich die Schwaben erst in der vergangenen Saison unter Trainer Sebastian Hoeneß vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Teilnehmer.

Die Frage also lautet: Kann Bayern keine Kracher mehr?

Zumindest national. In der Champions League hat man nach den Auswärtspleiten bei Aston Villa (0:1) und in Barcelona (1:4) mit dem 1:0 gegen Paris St. Germain vor einer Woche den Gegenbeweis angetreten und den Großen der Grande Nation bezwungen.

Auch Cheftrainer Vincent Kompany.
Auch Cheftrainer Vincent Kompany. © IMAGO

Nun also Leverkusen ‒ verbunden mit der Gefahr, dass der erste Titel nach 90 Minuten, nach einer Verlängerung oder einem Elfmeterschießen am späten Dienstagabend futsch sein könnte. Es sei "Druck auf dem Kessel", meinte Müller. Beim bösen D-Wort lächelt Kompany stets sanft.

Kann Bayern seine Rechnung mit Leverkusen begleichen?

"Wir brauchen diesen Druck, um auf unserem besten Level zu sein", sagte der Belgier am Montag und drückte ganz entspannt seine Hoffnung aus, dass die Leistung seines Teams "zur Größe dieses Spiels passen" werde.

In der Bundesliga gab es Ende September ein 1:1, bei dem Gäste-Trainer Xabi Alonso einen sehr abwartenden, defensiven Ansatz wählte.

Kann Bayern nun die erste offene Rechnung begleichen, den Titelverteidiger im Pokal entthronen und die Weichen Richtung Finale stellen? "Es ist für uns ein wichtiges Spiel, weil wir wieder nach Berlin möchten", betonte Kapitän Manuel Neuer. Und den Pokal gewinnen.

Fünf Cup-Teilnahmen in Folge ohne Siegerehrung gab's zuletzt in Bayerns ganz dunkler DFB-Pokal-Periode. Als man von 1987 bis 1997 leer ausging.

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