Sehnsucht nach Wembley
In Monaco werden heute um 18 Uhr die Gruppen der ersten Champions-League-Phase ausgelost. Den FC Bayern schmerzt noch das verlorene Finale– doch dieses Mal sprechen sie offen vom Titel
MÜNCHEN Das klingt doch schon ganz anders. Viel optimistischer, viel angriffslustiger. Vor einem Jahr und selbst im Laufe der von Runde zu Runde immer erfolgreicheren vergangenen Champions-League-Saison redete man sich beim FC Bayern klein. Trainer Louis van Gaal nannte stets den FC Barcelona als Vorbild der Vorbilder, Kapitän Mark van Bommel bezeichnete seine Mannschaft als „gefährlichen Outsider“. Der es bis ins Finale nach Madrid schaffte.
Nur Inter Mailand war im Mai zu stark, das 0:2 schmerzt heute noch. Wie auf Knopfdruck holt van Gaal bestimmte Szenen hervor – vergebene Torchancen, ein nicht gepfiffenes Handspiel. Es arbeitet. In allen. Möglichst bis zum 28. Mai 2011. An jenem Samstagabend findet im Londoner Wembley-Stadion das nächste Finale statt. Diesmal wollen die Bayern alles richtig machen. Sehnsucht Heiliger Rasen. Und wer das letzte Spiel der Saison gewinnt, hat Europas Krone. Den Henkelpott, an dem sie letztes Mal ungeküsst vorbeischleichen mussten bei der Ehrung als Zweitplatzierter.
„Wir sind nicht der Favorit in der Champions League“, sagte van Bommel vor der Auslosung der Gruppenphase am Donnerstag ab 18 Uhr (live bei sky und Eurosport) und auf die Frage, welchen Vereinen die Mannschaft aus dem Weg gehen wolle, drehte er die Sache um: „Viele Klubs haben Angst vor uns.“ So schaut’s aus. Das ist Mia-san-mia in Reinkultur.
Die Bayern sind als einer der acht Gruppenköpfe gesetzt, können zunächst nicht auf die Favoriten Inter und AC Mailand, FC Barcelona, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal und Olympique Lyon treffen – auf Real Madrid mit Özil, Khedira und Trainer Mourinho dagegen schon. „Das wäre nichts Besonderes“, antwortete van Bommel kurz und knapp. Ehrfurcht hört sich anders an.
„Es wird nicht einfach, wir kommen nun in den Augen der Öffentlichkeit besser weg“, erklärte van Bommel, „dabei haben wir die gleiche Mannschaft.“ Er zögert, denkt wohl an Rückkehrer Toni Kroos und meint dann: „Vielleicht sind wir etwas besser.“
Eingespielt sind sie sowieso. Warum soll der Vereinslebenstraum mit den drei Titeln 2011 nicht Wirklichkeit werden? „Ich gehe davon aus und da bin ich nicht alleine, dass man das alles was man letztes Jahr erreicht hat, wieder erreichen kann: Meisterschaft, Pokal und vielleicht sogar die Champions League zu gewinnen“, meinte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Auch Trainer Ottmar Hitzfeld glaubt an seinen Ex-Verein. „Das Triple ist sicher drin“, sagte er in „Sport Bild“, „aber für ein Triple braucht es auch sehr viel Glück. Gerade in der Champions League – da entscheiden ab dem Achtelfinale nur Kleinigkeiten.“
Für alle ist der Henkelpott der Traum der Träume in einer Saison ohne Turnier im kommenden Sommer. Es ist der gemeinsame Nenner. „Ich habe fünf Doubles gewonnen und möchte nicht in die Geschichte eingehen als Spieler, der 20 Doubles, aber keinen internationalen Titel gewonnen hat“, sagte Bastian Schweinsteiger. Und Philipp Lahm will seinen Vertrag über 2012 hinaus womöglich verlängern, „weil man als Spieler in den nächsten Jahren bei Bayern auch international immer um Titel mitspielen wird.“
Auf nach Wembley, auf zur Krönung! Patrick Strasser
REAL MADRID
Schon in der Gruppenphase könnte es ein Wiedersehen mit den WM-Helden Khedira und Özil (Foto) geben – und mit dem neuen Trainer von Real Madrid, José Mourinho.
Es ist das wohl aufregendste Projekt im europäischen Fußball: Der Portugiese will mit Real weiterkommen als in den letzten sechs Jahren als jeweils im Achtelfinale Endstation war. Raul, Guti und Metzelder haben Madrid verlassen, neben Özil und Khedira kamen Ángel Di María (Benfica) und Carvalho (Chelsea).
MANCHESTER UNITED
Im Viertelfinale der letzten Saison kam Bayern nur durch die Auswärtstor-Regel (2:1, 2:3) weiter – und womöglich weil Wayne Rooney (25 Jahre, 91 Tore in 190 Spielen in der Premier League für Manchester United) nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war.
Nun nimmt ManU im 25. Amtsjahr von Trainer Sir Alex Ferguson einen neuen Anlauf. Auf teure Neuzugänge wurde dieses Jahr verzichtet, lediglich Sturm-Talent Chicharito kam aus Mexiko. Der Vorteil: Die Mannschaft um Rooney ist eingespielt.
INTER MAILAND
Diego Milito – der Name steht für den Albtraum des FC Bayern in jener Mai-Nacht von Madrid. Mit zwei Treffern besiegte der argentinische Stürmer die Münchner im Finale beinahe alleine.
Mit neuem Trainer (Rafael Benitez löste José Mourinho ab) will Inter nun den Titel verteidigen. Auf dem Transfermarkt hielt man sich – bislang – zurück, nur das brasilianische Talent Coutinho kam. Dafür gab man den Mann ab, der oft für Ärger gesorgt hatte. Mario Balotelli ging für 29 Millionen Euro zu Manchester City.
FC BARCELONA
Rund 40 Millionen Euro gaben die Katalanen für seinen neuen Stürmerstar aus. David Villa kam vom FC Valencia, genau diese Summe verlangt Barcelona nun, sollte Zlatan Ibrahimovic nach nur einer Saison zum AC Milan wechseln.
Ansonsten setzt man bei Barca auf den Weltmeister-Block mit Kapitän, Puyol (Foto), Piqué, Xavi und Iniesta. Die Konstanz ist der Trumpf der Mannschaft, die das Kurzpassspiel unter Trainer Guardiola perfektioniert hat. Seit dem 0:4 in 2009 Bayerns Angstgegner.
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