Schwere Turbulenzen auf der Führungsebene des FC Bayern: Bekommt Eberl den Verein in den Griff?

Der Trainerposten als Schleudersitz und Unruhe an der Spitze: Die Bayern-Bosse haben eine äußerst komplizierte Saison hinter sich. Bekommt Max Eberl den Klub in den Griff? Das Zeugnis der Abendzeitung.
von  Maximilian Koch
Viel zu besprechen: Die Bayern-Bosse (v.l.) Hainer, Hoeneß, Dreesen und Rummenigge.
Viel zu besprechen: Die Bayern-Bosse (v.l.) Hainer, Hoeneß, Dreesen und Rummenigge. © imago

Mit Vincent Kompany, dem jungen, interessanten Coach aus Belgien, ist der FC Bayern auf der Trainerposition endlich fündig geworden – nach monatelanger Suche. Aber wie geht es eigentlich mit Thomas Tuchel weiter? Der 50-Jährige, der die Münchner vorzeitig verlässt, wird vor allem in England heiß gehandelt, die Premier League ist für Tuchel die spannendste Liga. Ob er Manchester United übernimmt? Oder vielleicht seinen Ex-Klub FC Chelsea?

FC Bayern: Tuchel war in Paris, London und Dortmund erfolgreicher 

Tuchel wird zweifellos eine der heißesten Aktien auf dem Trainermarkt sein, eine Auszeit hat der Coach nicht geplant. Dabei könnte man Tuchel ja verstehen, wenn er mal durchschnaufen würde – schließlich gab es in seinen 14 Monaten bei FC Bayern München immer wieder Unstimmigkeiten mit der Klubspitze. Im letzten Teil der AZ-Saisonzeugnisse sind die Bosse dran.

Thomas Tuchel: In insgesamt 61 Bayern-Spielen kommt der Trainer auf einen Punkteschnitt von 1,95 Zählern pro Partie. Das ist nicht das Niveau, das man bei den Münchnern erwartet. Tuchel war bei seinen Ex-Klubs Chelsea, Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund erfolgreicher. Erstmals seit 2012 blieb Bayern in dieser Saison ohne Titel, Tuchels Team enttäuschte in der Bundesliga und im DFB-Pokal mit dem Aus in der 2. Runde gegen Drittligist Saarbrücken.

Tuchel erkannte die Probleme im Kader des FC Bayern

Einzig in der Champions League überzeugte Bayern, war gegen Real Madrid nah dran am Einzug ins Endspiel. Was für Tuchel spricht: Er erkannte die Probleme im Kader früh, sprach sie offen an. Und er nahm die schweren Turbulenzen im Umfeld souverän hin, wahrte stets die Fassung, zeigte menschliche Größe. Er ist ein Coach für die großen Partien – nur wird er das nun bei einem anderen Topklub zeigen. Note 4

Der Vorstand: Marketingvorstand Andreas Jung scheidet nach erfolgreicher Arbeit am Saisonende aus, künftig wird die Bayern-Führung nur noch aus drei Personen bestehen: CEO Jan-Christian Dreesen, Sportvorstand Max Eberl und Michael Diederich, dem Mann der Finanzen. Eberl hatte einen schwierigen Start seit Jobbeginn am 1. März, die Trainersuche zog sich hin. Allerdings ist sein Arbeitsumfeld auch herausfordernd.

Matthäus über Hoeneß: "Muss auch mal loslassen"

"Man hat Max Eberl geholt, weil man an seine Qualitäten glaubt, aber er kann und darf keine Entscheidungen treffen", sagte Sky-Experte Lothar Matthäus: "Stattdessen redet man ihm von rechts, von links, von oben und von unten rein. Max hat ein gutes Netzwerk, ist lang genug dabei und man sollte ihn jetzt machen lassen, aber wahrscheinlich ist es so, dass bei den Bayern nach wie vor immer noch Leute mitreden, die keine offizielle Funktion mehr haben."

Er spreche da "zuallererst von Uli Hoeneß", ergänzte Matthäus: "Uli verdient den allergrößten Respekt für seine Verdienste in der Vergangenheit. Er hat Bayern München zu einem der größten und finanzstärksten Klubs der Welt gemacht. Trotzdem: Man muss auch mal loslassen." Eberl und Sportdirektor Christoph Freund haben nun im Sommer die knifflige Aufgabe, gemeinsam mit Trainer Kompany einen Umbruch im Kader zu vollziehen. Note 4

Sein Wort hat nach wie vor Gewicht: Bayern-Patron Uli Hoeneß.

Hoeneß und Rummenigge reden bei wichtigen Themen weiter mit 

Das Präsidium und der Aufsichtsrat: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die beiden mächtigen Aufsichtsräte, bringen ihre Meinung weiter ein, reden bei allen wichtigen Themen wie der Trainerfrage mit. Das ist meistens positiv, weil das Duo den FC Bayern erst an die europäische Spitze geführt hat, ihr Erfahrungsschatz ist riesig.

Doch gleichzeitig kann ihr Einfluss die sportlich Verantwortlichen Eberl und Freund auch daran hindern, eigene Entscheidungen zu treffen, einen eigenen Weg zu gehen. Generell ist die Klubspitze und Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer gefordert, wieder öfter mit einer Stimme zu sprechen – und sensible Themen intern zu klären. Lobend zu erwähnen ist das soziale Engagement des Klubs, etwa mit der Initiative "Rot gegen Rassismus". Note 4

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