Schweinsteigers Comeback: "Bayern-Herz" mit Köpfchen!

105 Ballkontakte, das Kopfball-Tor zum 1:0 und jede Menge Verantwortung: Der Mittelfeld-Star ist schon wieder in absoluter Topform. Wie er sich und seine Rolle für die Zukunft sieht
Gelsenkirchen - Kaum zurück in der Startelf und schon wieder ganz der Alte, der Fädenzieher, der Boss. 105 Ballkontakte hatte Bastian Schweinsteiger während Bayerns 4:0 beim FC Schalke. Kein atemberaubender Wert, jedoch in anderem Licht zu sehen, wenn man zweierlei bedenkt: Erstens stand der Vize-Kapitän nur 78 Minuten auf dem Platz und zweitens kamen die beiden besten Schalker in der Rubrik „meiste Ballkontakte” nur auf 51 (Farfán und Aogo).
Kaum zurück – und ganz der Neue. Auch das trifft auf Schweinsteiger (29) zu, dem Neo-Kopfballungeheuer. Das Tor zum 1:0 beim FC Schalke war schon das siebte seiner letzten 13 Tore, das er per Kopf erzielt hatte – sein erstes seit dem Hackentreffer zum Titel im April in Frankfurt. Diesmal: Eckball Robben, Mittelstürmerposition, perfekte Justierung, lange Ecke – und drin.
Unter den ersten 24 Bundesligatreffern des Vize-Kapitäns war kein einziger per Kopf gewesen. Nun hat er seine Liebe für die Hrubesch-Spielweise entdeckt, die mit seiner neuen Rolle zusammenhängt. Am Samstag spielte er bei seinem Startelf-Comeback statt Müller auf der Müller-Position. Nicht in seinem Stammrevier, sondern etwas weiter vorgezogen an der Seite von Toni Kroos, also offensiver, mit mehr Freiheiten nach vorne.
Das Chef-Comeback verlief an der Seite des anderen Bosses: Mannschaftskapitän Philipp Lahm agierte als Sechser. „Wir brauchen diese intelligenten Spieler im Mittelfeld, die zu 100 Prozent wissen, was sie mit dem Ball machen müssen”, sagte Trainer Pep Guardiola. Und meinte neben seinem Liebling Kroos insbesondere Schweinsteiger und Lahm.
Lesen Sie auch: Franck Ribery: "Wir müssen die Serie ausbauen"
„Ich fühle mich in der Rolle sehr wohl”, sagte Schweinsteiger im ZDF, „ich kann mich da auch mal nach vorne einschalten. Für uns als Mannschaft ist es wichtig, dass jeder mehrere Positionen spielen kann.” Der Trainer setzt Flexibilität und Variabilität voraus. „Pep Guardiola und unsere Mannschaft, das ergibt hoffentlich langfristigen Erfolg”, sagte Schweinsteiger. Im ZDF-Interview gefragt, ob er angesichts der immensen Mittelfeldkonkurrenz (Thiago, Martínez, Kroos und jetzt auch Lahm) Angst habe, den Anschluss zu verlieren, antwortete er etwas irritiert: „Ich verliere nie den Anschluss. Ich versuche mein Spiel in dem System zu finden, so dass es gut ist für die Mannschaft.” Siehe Schalke. Schweinsteiger: „Meine Rolle hat sich nur etwas verändert. Wir spielen sehr variabel, machen es dem Gegner schwer.” Derart, dass es „schwer ist, gegen uns zu spielen.” Weil er wieder da war.
Bleibt die Rollenverteilung nun so? Lahm als Sechser, an seiner Seite Schweinsteiger und Kroos mit Freiheiten nach vorne. Es ist mehr als eine Not-, jetzt schon eine Zwischenlösung – zumindest bis Javi Martínez (in zwei Wochen) und Thiago (im November) wieder fit sind. Dazu kommt, dass Rafinha seine Rolle als Rechtsverteidiger besser denn gedacht spielt, nun auch den Match-Rhythmus hat.
Während Schweinsteiger für Matthias Sammer „das Herz unseres Spiels” ist, erklärt der Sportvorstand Lahm zum absoluten Pep-Versteher Nummer eins: „Philipp ist ein Spieler, der als einer der Ersten bei uns begriffen hat, auf die Ideen des Trainers einzugehen – und das auf jeder Position des Spielfeldes.” Findet auch Arjen Robben: „Es war sehr, sehr gut, dass Bastian wieder dabei war. Und Philipp ist ein Allroundspieler. Er kann überall spielen. Okay, im Tor vielleicht nicht.”