Schweinsteiger und Martinez: Anbandeln!

Dass das neue Traumpaar am Montag kein Rendevous hatte, hatte eindeutig Arjen Robben vermasselt. Weil der Niederländer beim 6:1-Sieg gegen Stuttgart erkältet fehlte, durfte Bastian Schweinsteiger in der Startelf des FC Bayern ran – und so trainierten Vizekapitän und 40-Millionen-Neuzugang Javi Martínez, im Spiel nur eingewechselt, am Tag danach in unterschiedlichen Gruppen.
Während der nicht zum Länderspiel abgeordnete Schweinsteiger mit Dante und Luiz Gustavo Runden drehte, tauschten die beiden, die sich in den zwei Wochen bis zum nächsten Bundesligaspiel finden sollen, schüchterne Blicke aus. Martínez musste mit den Ersatzspielern ran und ließ sich beim Drei-gegen-Drei (mit Rafinha und Tymoshchuk) von Youngstern um Emre Can herspielen. Sportvorstand Matthias Sammer nahm’s auf einer Tischtennisplatte sitzend zur Kenntnis. Trainer Jupp Heynckes suchte zwischendrin mal das Gespräch mit Martínez.
Die Aufgabenstellung ist klar: Mittelfristig sollen Schweinsteiger und Martínez das Herzstück des Bayern-Mittelfelds bilden, dafür muss jetzt der Grundstein her. „Javi kann das fehlende Puzzleteil sein“, hatte Mitspieler Robben zuvor via „Welt“ verkündet, aber zu Geduld aufgerufen: „Er muss erst mal seinen Rhythmus finden, man sollte ihm Zeit geben.“ Gemeinsam mit Schweinsteiger geht es also erst am Dienstag ins Speed-Dating. Wie gut sich das Paar schon ergänzt – die AZ überprüft die wichtigsten Punkte der Beziehung.
Fitness: Therapiebedürftig, weil bei beiden maximal bei 80 Prozent. Martínez war bis Sonntag seit Olympia nicht mehr im Spielbetrieb. Schweinsteiger ist zwar wieder gesund, muss aber Fahrt aufnehmen. „Er braucht diese zwei Wochen, um in die allerbeste Verfassung zu kommen“, sagte Boss Karl-Heinz Rummenigge.
Psyche: Heilt. Schweinsteiger hat nach Vize-Saison und verkorkster EM wieder Spaß. „Ich spüre wieder seine Lust und seine Bereitschaft, Top-Leistungen zu erreichen“, sagte Bundestrainer Jogi Löw im „Kicker“. Martínez muss gedanklich erst noch ankommen, zu rasant ging der Wechsel. Jetzt erwägt Bilbao, juristische Schritte einzuleiten – Martínez sei unerlaubt zum Medizincheck gereist, Verletzung der Fifa-Statuten. Martínez twitterte am Montag in Richtung Spanien: „Sobald es möglich ist, würde ich mich gerne von allen verabschieden.“
Führungsqualitäten: Teilen beide. Martínez führte Spaniens U21 2011 als Kapitän zum Titel, gehörte auch in Bilbao zu den Tonangebern. Ein Lautsprecher ist er nicht, kommunikationsbedürftig schon: aktuell auf Englisch, bald auf Deutsch. „Er kann schon ein paar Wörter“, sagte Schweinsteiger am Montag: „Er wirkt sehr freundlich, lacht sehr viel.“ Robben sagte: „Wir alle werden ihm helfen, sich schnell zu integrieren. Ich kann aus meiner Zeit in Madrid ja noch ein bisschen Spanisch.“ Thomas Müller meinte: „Er strahlt viel Positives aus.“ Und damit eine gute Ergänzung zu Schweinsteiger, dessen Wort als Vize-Kapitän ohnehin Gewicht hat.
Erfolgshunger: Bei beiden groß. Martínez wurde zwar mit U21 und A-Team hintereinander zweimal Europameister, verlor aber mit Bilbao vergangene Saison wie Schweinsteiger zwei Finals (Europa League, spanischer Pokal).
Spielstil: Wie geschaffen füreinander. Schweinsteiger kann künftig ein Teil des Spielaufbaus dem passstarken Martínez überlassen. Der Spanier bringt auch Kopfballstärke und starkes Zweikampfverhalten mit. Seine Torquote ist mit 21 Toren in 201 Ligaspielen in Spanien fast identisch mit der seines neuen Partners (30 in 273).