Schweinsteiger, Neuer, Kroos: Kahn erklärt die Bayern

Vor dem Achtelfinale beim FC Arsenal spricht der Ex-Kapitän Klartext: über Schweinsteiger, Neuer, Kroos. Er warnt vor dem heutigen Gegner – und wünscht sich stärkere Konkurrenten in der Liga    
von  Patrick Strasser
Oliver Kahn spricht über seinen ehemaligen Mitspieler Bastian Schweinsteiger.
Oliver Kahn spricht über seinen ehemaligen Mitspieler Bastian Schweinsteiger. © dpa

 

Vor dem Achtelfinale beim FC Arsenal spricht der Ex-Kapitän Klartext: über Schweinsteiger, Neuer, Kroos. Er warnt vor dem heutigen Gegner – und wünscht sich stärkere Konkurrenten in der Liga

AZ: Herr Kahn, man kann dem FC Bayern zum Meistertitel gratulieren, oder?

OLIVER KAHN: Es sieht erneut nach einer eindeutigen, klaren Geschichte aus.

Der Vorteil für die Bayern ist: Sie können sich im Grunde ab sofort auf die Titelverteidigung in der Champions League konzentrieren. Am Mittwoch beginnt mit dem Achtelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal die K.o.-Runde.

Sie können sich in der Bundesliga ein wenig zurücklehnen. Aber es kann auch ein Vorteil sein, wenn man permanent die innere Spannung und die Konzentration am höchsten Punkt halten muss. Wenn die Mannschaft in der Liga nur noch Spiele hat, in denen es darum geht, ob man 15 oder 20 Punkte Vorsprung hat – ich weiß nicht, ob das so prickelnd ist.

Ist Bayern gegen Arsenal klarer Favorit?

Sie sind Favorit. Arsenal-Trainer Arsène Wenger hat gesagt, dass selbst die Bayern mal wieder Spiele verlieren werden. Es kann also auch eng werden.

Wie im Achtelfinal-Rückspiel 2013 in München, als Arsenal 2:0 gewann.

Daraus ziehen die Engländer ihr Selbstvertrauen – auch wenn sie damals ausgeschieden sind. Dennoch sind die Bayern für alle Situationen gewappnet – mental wie taktisch. Bayern wird Arsenal nicht unterschätzen. Gegen englische Spitzenmannschaften sind zwei absolute Top-Tage Grundvoraussetzung fürs Weiterkommen.

In der Bundesliga ist die Übermacht erdrückend: 19 Siege aus 21 Spielen.

Die momentane Übermacht ist riesig. Man würde sich wünschen, dass noch zwei, drei andere Konkurrenten da oben auftauchen.

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge meinte, wohl in Anspielung auf die noch unsichere Vertragsverlängerung von Toni Kroos: „Den FC Bayern verlässt man doch nicht.“

Man sollte sein Blatt als Spieler solch einem Verein gegenüber nicht überreizen. Ich habe in meiner Karriere viele gesehen, die meinten, sie müssten besonders hoch pokern mit dem FC Bayern, sind dann bei einem anderen Verein gelandet und haben das letztlich immer bereut.

Angesichts des Wechsels von Robert Lewandowski zu Bayern schloss Rummenigge aus, dass ein Bayern-Profi demnächst zum BVB wechselt.

Vielleicht sollte man den ein oder anderen Spieler aus wettbewerbstechnischen Gesichtspunkten zu Dortmund schicken, damit die Liga wieder ein bisschen ausgeglichener wird (lacht).

Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger drängt nach überstandener Verletzung zurück ins Team.

Pep Guardiola wird abwägen, ob Bastian schon wieder zu hundert Prozent fit ist. Er spielt sich langsam wieder rein, mal 20 Minuten, mal eine Halbzeit. Das kann man eine Zeit lang machen. Bastian Schweinsteiger ist für Pep ein zentraler, wichtiger Spieler, er weiß, was er an ihm hat. Vor allem in Spielen, in denen es nicht so richtig läuft, kristallisieren sich die wirklich wichtigen Charaktere heraus. Da kann man sich auf ihn verlassen. Wenn Bastian fit ist, wird er sich auch durchsetzen.

Doch die Konkurrenz war nie größer im zentralen Mittelfeld. Lahm interpretiert die Sechser-Rolle bestens, davor spielen Thiago und Götze oder Kroos. Martínez hat seinen Platz verloren. Also wohin mit Schweinsteiger?

Durch die Verletzungen von Khedira und Gündogan hat er es in der Nationalmannschaft momentan einfacher als beim FC Bayern. (lacht) Dort sind so viele Top-Spieler das ist eine enorme Konkurrenzsituation – hat aber mehr Vor- als Nachteile. Wer Ärger macht, weiß: Dann bin ich raus. Dann kommt ein anderer rein, der meinen Platz einnimmt und genau so gut spielt oder besser, je nach Form. So kann Guardiola dieses komplexe Gebilde relativ gut führen.

Und wenn einer ausschert wie Toni Kroos, der nach einer Auswechslung seine Handschuhe vor die Bank pfefferte?

So etwas wird sich keiner der Spieler mehr erlauben können. Bei Guardiola bekommt jeder Spieler ein großes Problem, der eigene Belange vor die der Mannschaft stellt.

Manuel Neuer hat 2014 in sechs Pflichtspielen nur einen Gegentreffer kassiert. Der Welttorhüter 2013 scheint beinahe unbezwingbar.

Absolut verdient! Er hat einen großen Titel gewonnen und spielt konstant. Iker Casillas hat bei Real Madrid seinen Stammplatz verloren, Gianluigi Buffon ist bei aller Klasse etwas über seinen Zenit hinaus, dann gibt’s noch Petr Cech, der gut hält, aber im letzten Jahr nicht spektakulär. Manuel verkörpert den Torwart der Gegenwart, hat aber immer noch Entwicklungspotenzial.

 

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