Schweinsteiger „Habe nur Querpässe gespielt“

Nach der Kritik an Bastian Schweinsteiger hat der 28-Jährige mit seiner Weltklasse-Leistung gegen Dortmund die passende Antwort gegeben.
München - Bastian Schweinsteiger grinste frech und sagte dann mit beißender Ironie: „Ich habe viele Querpässe gespielt und nicht den Weg nach vorne gesucht. Deswegen war es gut.“
Es war eine klare Botschaft an all die Kritiker, die dem 28-Jährigen zuletzt wieder einmal die Klasse abgesprochen hatten. Mit einer überragenden Vorstellung beim 1:0 (1:0) gegen Borussia Dortmund hat der Mittelfeldstratege von Bayern München all jene eindrucksvoll widerlegt, die ihm beim Rekordmeister, aber auch in der Nationalmannschaft nicht mehr die ganz große Rolle zutrauen.
„Basti war der beste Mann auf dem Platz. Er ist ein Stratege und gibt bei uns den Takt vor“, sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes und lobte einmal mehr seinen Lieblingsschützling in höchsten Tönen.
Auch Sport-Vorstand Matthias Sammer sah eine „Weltklasse-Leistung. Er war unglaublich aktiv. Er hatte eine Ausstrahlung, die gezeigt hat: an mir kommt keiner vorbei.“ Dass Matchwinner Arjen Robben von „unserem Kapitän“ sprach, obwohl dieses Amt Philipp Lahm innehat, zeigt zudem die Ausnahmestellung von Schweinsteiger bei den Bayern.
Der 97-malige Nationalspieler machte im Zusammenspiel mit dem bärenstarken Javi Martinez den Unterschied aus. Er stellte seinen aufstrebenden BVB-Konkurrenten Ilkay Gündogan vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw klar in den Schatten, war omnipräsent, grätschte hinten und verteilte vorne die Bälle. Dass er am Ende 90 intensiver Minuten die meisten Ballkontakte aller Akteure hatte, verwunderte deshalb niemanden.
Man habe gesehen, „dass wir unbedingt gewinnen wollen“, sagte Schweinsteiger. Er hätte das ohne Übertreibung auch in der Ich-Form sagen können. Nach den vielen Enttäuschungen in der vergangenen Saison verkörpert insbesondere Schweinsteiger den unbändigen Willen der Bayern, nach zwei titellosen Jahren wieder Erfolge zu feiern.
Schon in der vergangenen Woche hatte er betont, „extrem hungrig“ zu sein. Dass zuletzt erneut eine Diskussion über den 28-Jährigen aufgekommen war, angestoßen von Günter Netzer und Olaf Thon, mag deshalb verwundern. Im Kern ging es darum, ob die Spielweise von Schweinsteiger überhaupt noch zeitgemäß sei, ob er die Schnelligkeit und das Tempo besitze, um den Anforderungen im modernen Fußball gerecht zu werden.
Eine Debatte, die Schweinsteiger ärgert. „Die Leute sind es nicht wert, über sie zu sprechen. Heute erzählen so viele Leute was, das interessiert mich nicht“, hatte er ziemlich angefressen erklärt. Vor allem der Einwurf von Weltmeister Thon, dass er in der Nationalmannschaft möglicherweise wie Michael Ballack enden würde, dürfte ihn schwer getroffen haben. Ballack gilt als Inbegriff eines Spielers, bei dem es nie zum ganz großen Wurf gereicht hat.
Noch gilt dies auch für Schweinsteiger, obwohl er in seiner Karriere mit den Münchnern jeweils fünfmal die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann. Deshalb hängt Schweinsteiger immer noch die bittere Final-Niederlage in der Champions League gegen Chelsea im vergangenen Sommer besonders nach.
Auch wenn er „noch gelegentlich daran denke“, sei dies inzwischen „mehr eine Motivationsstütze“, sagte er. Weitere Motivation dürfte er auch aus den Worten von Heynckes ziehen, der seinen Mittelfeldspieler zuletzt mehrfach als „Hirn der Mannschaft“ bezeichnet hat: „Wie ein Filmregisseur sein Drehbuch hat, hat Bastian seinen Matchplan.“ Schweinsteiger sei mit Sergio Busquets vom FC Barcelona „der beste Mittelfeldspieler der Welt“.
Auch Löw lobte ihn als „erfahrenen Spieler mit großer Ausstrahlung und Präsenz auf dem Platz“. Siehe Mittwoch.