Schweinsteiger flüchtet nach Auszeichnung

Frankfurt/Main - "Legende" Maria Höfl-Riesch kämpfte kurz gegen Tränen der Rührung an, Bastian Schweinsteiger verließ wenig später leicht genervt den Ballsaal. Die Ski-Queen hatte beim 33. Sportpresseball in der Alten Oper in Frankfurt ganz offensichtlich mehr Spaß als der Fußball-Weltmeister.
"Schweini" war solo gekommen, und der mit Abstand begehrteste Junggeselle im Saal flüchtete kurz nach Mitternacht, als Nena auf der Bühne gerade zu Höchstform auflief, in feinem Smoking und Fliege vor dem nicht enden wollenden Blitzlichtgewitter. Höfl-Riesch strahlte und lächelte an dem stimmungsvollen Abend deutlich häufiger. "Mir fehlen ein wenig die Worte. Ich bin bewegt, dankbar und glücklich", sagte die dreimalige Olympiasiegerin, nachdem sie als frisch gekürte "Legende des Sports" offiziell auf einer Stufe mit Franz Beckenbauer, Steffi Graf oder Michael Schumacher angekommen war.
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Sie fühle sich mit 29 noch nicht wie eine Legende, sagte Höfl-Riesch, "aber der Preis heißt nun mal so, und ich bin sehr stolz darauf." An der Seite ihres Mannes Marcus gab sie acht Monate nach ihrem Karriereende in einem atemberaubenden grau-schwarz-weißen Abendkleid eine hervorragende Figur ab.
Auch Schweinsteiger gehörte zu den Preisträgern. Gemeinsam mit Benedikt Höwedes und flankiert von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Generalsekretär Helmut Sandrock, Sportdirektor Hansi Flick und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke bildete er die Weltmeister-Abordnung, die den Preis "Sportler mit Herz" in Empfang nahm. Wie in Rio waren sie wieder die umjubelten Stars des Abends, und die DFB-Truppe amüsierte die 2500 Ball-Gäste mit Sprüchen und Anekdoten. "Beim Tor von Mario Götze sind mir schon auf dem Platz die Tränen in die Augen geschossen. Da musste ich sie noch für ein paar Minuten unterdrücken", sagte Höwedes, dessen üble Laune nach dem 0:2 seiner Schalker beim SC Freiburg in der Alten Oper wie verflogen schien.
Der praktisch seit seinem legendären Auftritt im WM-Finale verletzte Schweinsteiger kassierte auf der Bühne einen nicht ganz ernst gemeinten Rüffel von Niersbach: "Wir wollten Dich im Endspiel von der Tribüne aus schon dreimal auswechseln, weil Du dauernd verletzt warst, Du alter Simulant Du..." Der Gescholtene wies ernst auf einen übergeordneten Auftrag in Brasilien hin: "Unser Ziel war es auch, die Leute in der Heimat glücklich zu machen."
Damit machte Schweinsteiger in der Alten Oper gleich weiter. Zwischen Flusskrebsen in Dillschaum, Crepinette vom Rind und Bananenparfait schrieb der DFB-Kapitän unermüdlich Autogramme, lächelte tapfer in die Handykameras von schmachtenden Ballköniginnen und fand einfach keine Ruhe. Auch Nena war daran nicht ganz schuldlos. Die Pop-Diva lieferte eine mitreißende, aber auch laute Show.
Und hätte sie nicht ihre "99 Luftballons" angestimmt, wäre das Ballmotto "25 Jahre Mauerfall - eine Nacht für Deutschland" nach einer beeindruckenden Eröffnung mit vielen emotionalen Bildern vom 9. November 1989 ein wenig verloren gegangen. Das lag auch daran, dass ein weiterer Hauptdarsteller fehlte. Hans-Dietrich Genscher (87) konnte nicht nach Frankfurt kommen, weil er sich einen Brustwirbel gebrochen hatte. Der Außenminister a.D., der für seine "besonderen Dienste um die Bundesrepublik Deutschland" geehrt wurde, schickte per Video eine Grußbotschaft.