Schweinsteiger findet Trost bei Basketballer

Nach dem Elfer-Drama versucht Steffen Hamann, seinen guten Freund Bastian Schweinsteiger zu trösten. „Das wird ihn sein Leben lang verfolgen”
München - „Die letzten Tage waren schon sehr turbulent.” Steffen Hamann, Kapitän der Bayern-Basketballer, wirkt auch mehrere Tage nach dem Wochenende mitgenommen. Was nicht allein am Saisonaus seines Teams in der ersten Playoff-Runde liegt. Sondern vor allem am verlorenen Finale der Champions League der Fußball-Kollegen. Und speziell dem Drama seines Kumpels Bastian Schweinsteiger.
Eigentlich hätte sich Aufbauspieler Hamann an diesem Dienstag dazu äußern sollen, ob er im Sommer für die deutsche Nationalmannschaft aufläuft. Der neue Bundestrainer Svetislav Pesic hat den langjährigen Kapitän, der zuletzt mit Rücktrittsgedanken liebäugelte, ins Aufgebot berufen. Doch daraus wurde nichts. „Ich hatte in den letzten Tagen nicht den Kopf, mir darüber Gedanken zu machen”, sagt Hamann. „Ich musste mich um einen Freund kümmern.” Gemeint war Bastian Schweinsteiger, die tragische Figur des Champions-League-Finales, der bei Bayerns Heimspielen fast immer in der ersten Reihe jubelt. Und am Samstag gegen Chelsea mit dem verschossenen Elfmeter die Niederlage der Bayern besiegelte. „Wir sind sehr gut befreundet, da ist es doch klar, dass wir in solchen Situationen füreinander da sind”, sagt Hamann.
War die Unterstützung von Profisportler zu Profisportler denn erfolgreich? „Man muss doch nur durch die Stadt laufen und sieht überall Bilder von ihm, auch die Zeitungen sind noch voll mit diesem Thema und das sieht er ja auch”, sagt Hamann. „Das nimmt ihn natürlich immer noch total mit, das wird ihn wahrscheinlich sein Leben lang verfolgen.”
Deshalb dürfte Schweinsteigers Niedergeschlagenheit noch einige Zeit anhalten. „Wenn das so schnell gehen würde, würde er sich am meisten darüber Freude”, sagt Hamann. Doch er hofft auf die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft als Therapie für seinen Kumpel. „Ich denke, das ist positiv, dass die in wenigen Wochen schon los geht. Da kann er sich vom Kopf her ein bisschen frei spielen.”
Beim Champions-League-Finale selbst war Hamann mit dem kompletten Team vor Ort im Stadion. „Wie ganz Deutschland standen wir hinter unseren Jungs und haben zu 120 Prozent mitgefiebert”, sagt Hamann. „Man hört es auch immer noch an meiner heiseren Stimme.”
Vor allem für die Amerikaner sei es ein „wahnsinniges Spiel” gewesen, das sie so noch nie erlebt hätten. Mit einem Großteil seiner Mannschaft könnte Hamann bei einer Zusage gemeinsam zur Nationalmannschaft reisen. Denn Pesic berief mit Robin Benzing, Bastian Doreth, Jan Jagla und Philipp Schwethelm gleich vier weitere Spieler des FC Bayern in den vorläufigen Kader für die im Sommer bevorstehenden EM-Qualifikationsspiele. Doch der wichtigste Spieler in Pesic’ Plänen ist trotzdem Kapitän Hamann, der mit seiner Erfahrung von 113 Länderspielen die jungen Nachwuchskräfte anführen soll.
„Klar haben die Jungs aus meinem Team mir gesagt, sie würden sich Freude, wenn ich dabei bin”, sagt Hamann. Aber deren Überredungskünste bedarf es nicht: „Ich bin alt genug, um die Entscheidung jetzt bis Ende der Woche alleine zu treffen.” Zuvor bleiben ihm jedoch noch ein paar Tage, um Schweinsteiger aufzurichten, bevor der in die EM-Vorbereitung des DFB einsteigt. Und wer weiß – vielleicht gibt es doch noch ein Happy-End. Nämlich dann, wenn Schweinsteiger die DFB-Elf zum Europameistertitel führt und Hamann mit seiner DBB-Auswahl gleichzeitig eine erfolgreiche Qualifikation spielt.