Schweinsteiger: Der Oberbayer und Überbayer
MÜNCHEN Bastian Schweinsteiger grinste sich eins. Ist ja auch nichts passiert. Aber loswerden wollte er die Anekdote dann doch. Wie es denn so laufe mit Javi Martínez, dem Spanier, den er ganz bayrisch „Xaver” ruft, wurde der Mittelfeld-Chef des FC Bayern am Donnerstag gefragt. „Letztens hat er links und rechts verwechselt – mitten im Spiel. Das war etwas unglücklich, aber da stand's Gott sei Dank schon 2:0 für uns”, meinte Schweinsteiger und ergänzte: „Besser als wäre es ihm beim Autofahren passiert.” Er lachte und beruhigte: „Wir kriegen das in den Griff. Das ist ähnlich wie bei Anatoliy Tymoshchuk und Luiz Gustavo, da haben wir anfangs auch meist Englisch gesprochen.”
Dabei hat Schweinsteiger, der Oberbayer und Überbayer, weil seit Juli 1998 im Klub, extra ein paar Brocken Spanisch gelernt, um Martínez nach seiner Ankunft zu helfen. „Ich spreche generell viel mit den Spielern, nicht nur auf dem Platz, auch in der Kabine”, sagte der 28-Jährige, der fünf Mal das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen hat und zwei Mal im Champions-League-Finale stand. Philipp Lahm ist der Kapitän der Mannschaft, Schweinsteiger der Kommunikator. Nicht sein einziger Nebenjob. Die Fans rufen ihn „Fußballgott”, innerhalb des Vereins ist er mehr als nur ein Spieler. Die AZ beleuchtet seine Personalakte:
„Rechte Hand” des Trainers
Wird es auf dem Platz wichtig und sind taktische Umstellungen nötig, dann ruft Coach Jupp Heynckes meist seinen Mittelfeld-Chef zu Besprechung an die Seitenlinie. „Bastian ist ein Spieler, der eine wahnsinnig gute Spielübersicht hat”, lobte Heynckes, „er hat strategische Fähigkeiten.” Viele sagen Schweinsteiger eine Karriere nach der Karriere als Trainer voraus. Bis dahin hat er noch ein paar Jahre. Verlängert er seinen aktuellen Vertrag bis 2016, bekommt er 20 Jahre Vereinszugehörigkeit voll.
Vizekapitän hinter Lahm
Diese Rolle hat Schweinsteiger – ähnlich wie unter Joachim Löw in der Nationalelf – bedingungslos akzeptiert. Er schätzt Lahm, man kennt sich seit gemeinsamen Zeiten in der Jugend, debütierte 2002 im selben Spiel auf Profiebene. Lahm ist der Mr. Zuverlässig, in jeder Hinsicht. „Philipp weiß genau, wann Training ist, um wie viel Uhr wir losfahren und was wir anziehen müssen”, scherzte Schweinsteiger kürzlich in „Neon” und meinte: „Man kann ihn deswegen immer anrufen.”
Integrationsbeauftragter neuer Mitarbeiter
In der Kabine sitzt Schweinsteiger neben Claudio Pizarro und Diego Contento, man kennt sich. Für Neuzugänge ist er die erste Anlaufstelle. Er zeigt die Profiräume, erklärt Abläufe, stellt Mitarbeiter vor – wie bei Martínez. „Wichtig ist, dass man – mit so großen Zielen wie wir – eine Stärke daraus zieht, wenn Harmornie entsteht und der Mannschaftsgeist stimmt. Es ist gut, miteinander zu kommunizieren. Aber ich bin nicht der Beichtstuhl der Mannschaft.”
Mediator für teaminterne Dinge
Weil Mario Gomez und Arjen Robben derzeit nur Ersatzspieler sind, herrscht Unmut, es droht Unruhe. Nun appellierte Schweinsteiger erneut: „Wir haben fast 24 gute Spieler, es können nur 18 im Kader sein. Es ist völlig okay, wenn einer mal nicht zufrieden ist.” Als müsse er die Gruppe zusammenhalten, betonte der Vize-Kapitän: „Wir brauchen jeden Spieler. Es kommen jetzt die englischen Wochen, da wird es zu Wechseln kommen, da muss jeder fit sein. Es ist wichtig, dass keiner im Training mit gesenktem Kopf rumläuft, sondern Gas gibt.”
Bindeglied zu den Basketballern
Basketballer Steffen Hamann ist einer seiner größten Kumpels, so oft es geht, kommt Schweinsteiger, ganz Fan, in den Audi-Dome. Auch sportartübergreifend ist er der Kontaktmann der Bayern – als Freund von Ski-Ass Felix Neureuther, Kumpel von Golf-Profi Martin Kaymer und Bekannter von Sprintlegende Usain Bolt.