Schweini & Poldi: Das Mini-Sommermärchen

Ausgerechnet Podolski und Schweinsteiger spielen beim 5:1 gegen Hannover für den unter Druck geratenen Klinsmann wieder Schicksal. Poldi trifft, Schweini liefert zwei Torvorlagen.
MÜNCHEN Hannover hat wenig mit Costa Rica oder Ecuador zu tun – rein geographisch. Was die Abwehrformationen ihrer Fußballteams betrifft, dürften sie etwa auf demselben Level sein. So haben die Bayern am Samstag in der Allianz Arena gegen 96 eins richtig gemacht: Die Einladungen angenommen. Und das an einem Märzsamstag, der so gar kein Frühlingstag sein wollte.
Und doch dämmerte es am Nachmittag, eine leichte Sommerfrische wehte durchs Stadion. Ein Lüfterl des WM-Sommers 2006, des von Franz Beckenbauer damals in Auftrag gegebenen Wetters. Das aktuelle 2009er-Hoch hieß Bastian, Lukas und Philipp.
Noch am Mittwoch, bei der 2:4-Pleite in DFB-Pokalviertelfinale bei Bayer Leverkusen, war das Trio außen vor. Philipp Lahm (25) fehlte wegen einer Grippe, Bastian Schweinsteiger (24) und Lukas Podolski (23) saßen auf der Bank und durften später nur noch mitverlieren. Gegen Hannover waren sie plötzlich Matchwinner. Lahm stabilisierte die linke Abwehrseite (statt Zé Roberto). Schweinsteiger schlug Freistöße in den Strafraum, hart und gezielt wie Schneeballwürfe im Pausenhof. Ergebnis: Zwei Tore. Bei diesen Flankenschüssen werden Freistöße von halblinks zu Elfmetern. Erstaunlich, hatte doch gerade Schweinsteiger nach seiner Vertragsverlängerung (bis 2012) im Dezember wenig geleistet, um gelobt zu werden.
Und auch der dritte der Sommermärchen-Boys von 2006 hatte sein Erfolgserlebnis: Lukas Podolski, der Herzenskölner, tatsächlich noch im Bayern-Trikot, köpfte das 4:1. „Der Treffer gibt mir Schwung, immerhin habe ich seit November nicht mehr richtig gespielt“, so kommentierte er sein erstes Tor seit dem 1. November. Zum Stürmer Nummer vier war Podolski von Jürgen Klinsmann zwischenzeitlich degradiert worden, als der Trainer US-Leihgabe Landon Donovan mit Beginn der Rückrunde forcierte. Doch nun – weil auch Luca Toni immer wieder fehlt – ist Podolski als Sturmpartner von Miroslav Klose unersetzbar. „Tore sind die beste Medizin für Stürmer“, sagte Klinsmann, der Podolski bei dessen Auswechslung in die Arme schloss.
Ausgerechnet Schweini & Poldi plus Lahm – die drei Jungs hatte Klinsmann gepusht. Nun dankten sie es ihm in seiner kritischsten Phase mit einem kleinen Sommermärchen. Wieder spielten sie für ihn Schicksal.
Ihre Zukunft in der Nationalelf hat Klinsmanns Nachfolger Joachim Löw in der Hand. „Führungsspieler“ wolle er aus ihnen, die „50, 60 Länderspiele“ haben, machen. Auch Podolski wird vom Bundestrainer demnächst wieder berufen.
Patrick Strasser