Schweini: Er kann’s doch noch
Bissig in den Zweikämpfen, ständig anspielbar und mit punktgenauen Pässen auf die Stürmer: Bastian Schweinsteiger war in Hannover top. Und Manager Hoeneß stellt dem Jungstar eine Stammplatzgarantie aus.
HANNOVER Es war wie immer. Dieselbe Körperhaltung, derselbe Gang, dieselben Accessoires. Bastian Schweinsteiger trug einen weißen Bayern-Trainingsanzug, einen schwarzen Schal und zog einen schwarzen Rollkoffer hinter sich her. Er blickte zu Boden und wollte – wie in den vergangenen Wochen – nicht mit den Reportern sprechen.
Nicht heute, nicht jetzt, dachte er wohl. Damit es nicht so aussieht, dass er nur dann redet, wenn es gut gelaufen ist. So wie am Sonntagabend beim 3:0 in Hannover, als der Mann mit der Nummer 31 und den blondierten Haaren diesmal auch fußballerisch der auffälligste Bayern-Profi auf dem Platz war. Bissig in den Zweikämpfen, ständig anspielbar und mit punktgenauen Pässen auf die Stürmer. So leitete der 24-Jährige das 2:0 und 3:0 von Luca Toni gekonnt vor. Kleine Genie-Streiche waren das, Ribéry-Streiche. Es war das dritte Spiel, in dem der Franzose wegen eines Muskelfaserrisses fehlte. Es war das erste, in dem ihn Schweinsteiger auf der linken Seite derart vertrat, dass keine Ribéry-Sehnsucht aufkam.
Dank an den Trainer
Nun warteten alle auf ihn. Erst kurz vor dem Ausgang zum Mannschaftsbus ließ sich Schweinsteiger stoppen. Er hatte diesen Na-gut-dann-eben-doch-Gesichtsausdruck. Und sprach vorsichtig-zurückhaltend, mit leiser Stimme: „Ich fühle mich von Spiel zu Spiel besser, bin mehr im Fluss. Es tut immer gut, 90 Minuten durchzuspielen. Ich bin ein Spieler, der ein paar Spiele braucht, um in Form zu kommen.“
Der Dank galt Ottmar Hitzfeld. Zum Rückrundenstart in Rostock war Schweinsteiger gesperrt, im Pokal gegen Wuppertal wurde er eingewechselt. Erst die Verletzung des an sich unersetzlichen Franzosen Ribéry öffnete die Tür zur Stammelf. Obwohl: Auch der Argentinier José Ernesto Sosa oder Super-Talent Toni Kroos hätten spielen können. Hitzfeld ließ Schweinsteiger spielen. Auch wenn er wie gegen Bremen und in Aberdeen nicht überzeugte. „Es tat gut, zu spüren, dass der Trainer auf mich baut – ich zahle das gerne zurück“, sagte er gestern und verriet den Schlüssel zum erfolgreichen Auftritt in Hannover: „Toni und Klose lauern immer auf der Abseitslinie, sind dort in Startposition.“ Und profitieren von Schweinsteigers Pässen.
Ein Mittzwanziger-Routinier
„Er hat überragend gespielt“, lobte Manager Uli Hoeneß und verkündete trotz der Drei-Tore-Gala von Toni: „Bastian war der beste Mann auf dem Platz. Normalerweise mache ich keine Einzelkritik, aber heute schon, weil er in letzter Zeit von den Medien so viel auf die Hörner bekommen hat. Wir aber haben Basti immer in Ruhe gelassen, ihn nie hart kritisiert.“ Aber mehr von ihm verlangt. Denn schließlich, so Trainer Ottmar Hitzfeld, „ist er ja bei uns mittlerweile schon ein Routinier, auch wenn er noch so jung ist.“ Ein Mittzwanziger-Routinier, der gestern „über sich hinausgewachsen ist“, so Hitzfeld. „Ich habe immer an Bastian geglaubt. Jetzt hat er endlich wieder die Form, die wir uns alle von ihm wünschen“, sagte Hitzfeld über Schweinis Comeback, „ich hoffe, dass ihm die Assists nun Selbstvertrauen geben.“
Für die nächsten Aufgaben im Drei-Tages-Rhythmus. Auf die Bank gesetzt wird Schweinsteiger nun nicht mehr, höchstens mal geschont. Und das, obwohl Ribéry womöglich schon für das Uefa-Cup-Spiel am Donnerstag gegen Aberdeen wieder fit ist. „Dann werden wir für Bastian eine andere Position finden“, sagte Hoeneß. Ein Stammplatz-Versprechen. Für Schweini ganz was Neues.
Patrick Strasser