Schweini, der neue Oberbayer

Bastian Schweinsteiger verlängert beim FC Bayern bis 2012. Er rückt in höchste Gehaltsstufen vor – weil er vieles hat von den großen Stars der Vergangenheit
MÜNCHEN Big Apple. Ein bisschen Weihnachtsshopping, Sightseeing inklusive. Gestern Vormittag flog Bastian Schweinsteiger nach New York. Abschalten, was Neues sehen. Und als der 24-Jährige gerade in der Luft war, vermeldete die Homepage seines Arbeitgebers mit immensem Stolz: „Vertrag verlängert! Schweinsteiger unterschreibt bis 2012.“
Juventus Turin, Inter Mailand, der AC Mailand, der FC Liverpool, der FC Chelsea und Real Madrid, nahezu das gesamte Who-is-who des europäischen Klubfußballs, waren interessiert. Schweini entschied sich für Bayern. „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Bastian eine weitere wichtige Personalie im positiven Sinne unter Dach und Fach bringen konnten“, freute sich Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Ablösefrei wäre er gewesen im Juni 2009 – und sportlich ein Verlust. Zehn Jahre nachdem er vom TSV 1860 Rosenheim in das „junior team“ des FC Bayern gekommen war und sechs Jahre nach seinem Profi-Debüt im November 2002 (ein 3:3 gegen den RC Lens) wählte er den Faktor Konstanz, Sicherheit und Heimatgefühl.
Was ja auch ordentlich honoriert wird. Mit dem neuen Drei-Jahresvertrag macht Schweinsteiger einen großen Satz in die obersten Regionen der Gehaltsstruktur der Bayern, es fehlt nicht mehr viel zur Spitze. Der Oberaudorfer ist der neue Oberbayer. Identifikationsfigur für die Fans, schon lange im Verein und nun auch noch treu. Hat was. Und er hat was. Von so manchem der großen Bayern-Stars der Vergangenheit.
Von Paul Breitner den Heimatfaktor:
Wie der legendäre Antreiber der 70er Jahre stammt Schweinsteiger gebürtig aus Kolbermoor, sein Vater Fred führt von Oberaudorf aus den „Schweinsteiger Online Fan Shop“. Bastian ist mittlerweile stark in München verwurzelt, hat hier seinen Freundeskreis. Freundin Sarah ist ebenfalls Münchnerin.
Von Karl-Heinz Rummenigge den Geldanlagefaktor:
Dadurch, dass Schweinsteiger – wie auch Philipp Lahm – bis 2012 unterschrieben hat, wissen die Bayern: Wenn sie ihn in zwei Jahren verkaufen sollten, ist ihnen eine dicke Ablösesumme sicher. Siehe Rummenigge. Als der heutige Vorstandsboss 1984 zu Inter Mailand wechselte, erhielten sie 11,4 Millionen Mark Ablöse – damals eine neue Dimension.
Von Lothar Matthäus den Rekord-Faktor:
150 Länderspiele hat der Ex-Bayern-Kapitän gemacht, Schweinsteiger dürfte ihn bei der momentanen Quote (62 DFB-Einsätze in nur fünf Jahren) locker überholen. Matthäus ist sich sicher: „Er wird mich eines Tages überholen.“
Von Oliver Kahn den Ehrgeiz-Faktor:
Obwohl sie fast eine Generation trennte – Kahn ist 39 – freundeten sie sich an, saßen bis zu Kahns Karriere-Ende im Mai in der Kabine nebeneinander. Bei der GQ-Gala „Männer des Jahres 2008“ bedankte sich Preisträger Schweini ausdrücklich bei „Olli“: „Du warst mein Vorbild, hast mir viel gegeben.“
Von Mehmet Scholl den Kultfaktor:
Bei Heimspielen rufen die Bayern-Fans nach Schweinis Namen „Fußballgott“. Er ist nach Franck Ribéry und wie früher Mehmet Scholl der Sympathieträger. Er, Big Schweini.
P. Strasser