Schweini & Co: Der Chef-Check
MÜNCHEN Matthias Sammers Weihnachtsgruß war klug gewählt. „Wir sind gut dabei“, sagte der Sportvorstand zur Halbzeitbilanz des FC Bayern, „aber ‚gut dabei' stand noch nie hinten auf Autogrammkarten. Da stehen nur Erfolge.“ Seine Message: Beine hochlegen nur über die Feiertage erlaubt! Dann muss es weitergehen, immer weiter – Oli Kahn lässt grüßen.
Besonders gefordert in Sachen Motivation sind die drei Kapitäne – Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer. Wie diese sich in der Hinrunde schlugen – und was sie verbessern können:
PHILIPP LAHM
Form: Mit vier Torvorlagen ist der Rechtsverteidiger auf Kurs seines Liga-Bestwerts (8, Saison ’09/’10). Gegen Ende der Runde offensiv unauffälliger, bekam von Trainer Jupp Heynckes seine Pausen. Drei Gegentore fielen über seine Seite – genauso viele wie über links.
Spiel der Hinrunde: Beim 6:1 gegen Lille gelang Lahm ein Assist-Hattrick – Premiere!
Chef-Faktor: Lahm wirkt von innen – so wie diese Spezial-Dragees aus der Werbung. Der 29-Jährige setzt verbal meist leise Spitzen – man muss schon genau hinhören. Sammer meinte vergangene Woche, intern weise Lahm stets mit Schweinsteiger, Neuer und Dante „darauf hin, dass es immer erst am Ende ein Ergebnis gibt – im Spiel selbst und am Ende der Saison. Es ist unsere Verpflichtung, so lange konzentriert zu arbeiten.“ So lange der Ertrag am Ende stimmt, ist Lahm ein guter, weil sachlicher Chef.
BASTIAN SCHWEINSTEIGER
Form: Kam nach verkorkster Vorbereitung gut rein, erzielte in den ersten zehn Ligaspielen gleich vier Tore. Zuletzt etwas ausgelaugt, der 28-Jährige läuft pro Spiel aber auch nach Franck Ribéry die meisten Kilometer (im Schnitt über zehn). „Im Grunde bin ich zufrieden, weil ich verletzungsfrei durchgekommen bin“, bilanzierte der Vize-Kapitän. Er wird sich steigern müssen.
Spiel der Hinrunde: Beim 3:0 in Hamburg sprintete er vom eigenen Fünfer los, schloss auf der anderen Seite per Flugkopfball zum 1:0 ab. Insgesamt gelangen ihm drei Kopfballtreffer – ungewöhnlich!
Chef-Faktor: Auf dem Platz ist er als zentraler Spieler der Chef, hat zudem den besten Draht zu Heynckes. „Mit ihm kann man gut über Fußball diskutieren. Er ist besessen, ein Fußballer vom alten Schlag“, lobt der Coach den Mann mit den ergrauten Schläfen. Eine Mannschaft sei „wie ein Symphonie-Orchester“ – und Schweinsteiger der Bayern-Dirigent. Sein Credo: „Die Meisterschaft steht über allem.“
MANUEL NEUER
Form: Formidabel sah sein Auftritt in Superman-Unterhose bei einer Zaubershow auf der Weihnachtsfeier aus. Die Hose behielt er bis zum Pokalspiel in Augsburg an, war dort Matchwinner. „Den einen Schuss hält er überragend – er ist der beste Torwart der Welt“, lobte Schweinsteiger. Im Kalenderjahr 2012 hielt der 26-Jährige in 63 Spielen für Bayern und DFB 30-mal seinen Kasten sauber. Und in der Liga-Hinrunde betrug seine Fangquote 85,1 Prozent – René Adler kommt als Zweitbester gerade auf 76,9.
Spiel der Hinrunde: In Nürnberg erwischte ihn Markus Feulner auf dem falschen Fuß. „Den hätte ich sogar gehalten“, spottete TV-Experte Thomas Helmer. Neuer reagierte cool – es blieb das einzige Auswärtsgegentor in der Liga-Hinrunde.
Chef-Faktor: Weil Lahm fehlte und Schweinsteiger gegen Borissow ausgewechselt wurde, übernahm Neuer in seinem 75. Spiel für Bayern erstmals die Binde. „Manuel ruht in sich, stellt sich immer mehr als Führungsspieler raus“, lobte Heynckes. Wenn er jetzt noch entspannter mit Interviews umgehen lernt – klarer Chef.