Schweini bleibt – aus Liebe
MÜNCHEN - Die Vertragsverlängerung von Bastian Schweinsteiger beim deutschen Rekordmeister ist fast schon besiegelt. Von einer Laufzeit bis 2012 ist die Rede. Das alles hat nicht allein mit viel Geld zu tun.
Okay, Bastian Schweinsteiger (24) hat schon bessere Spiele abgeliefert als dieses am Mittwoch in Lyon. Aber der 3:2-Erfolg, der souveräne Gruppensieg und das weitgehend funktionierende Kollektiv der Bayern bewahrten ihn vor schmerzhafter Kritik. So darf’s ja auch mal sein.
Tatsächlich lächelte Uli Hoeneß hinterher sogar, als er auf Schweinsteiger angesprochen wurde. Es war ein mildes Lächeln, aber auch ein stolzes. Der Manager verkündete, dass der FC Bayern den Schweinsteigers auslaufenden Vertrag ziemlich sicher bereits in den nächsten Tagen verlängern wird, von einer Laufzeit bis 2012 ist die Rede. Hoeneß: „Es schaut sehr gut aus, es sind noch ein paar Kleinigkeiten zu klären. Ende dieser, Anfang nächster Woche werden wir dazu mehr sagen können.“
Tatsächlich muss Schweinsteiger nicht mal immer perfekt gegen den Ball treten, um seinen besonderen Wert für den FC Bayern zu verdeutlichen. Das haben seine Chefs erst diese Woche wieder gespürt, noch einen Tag vor der Abreise zum Spiel in Lyon.
Die Bayern waren zur Weihnachtsfeier im Circus Krone zusammen gekommen, rund 1500 vor allem jüngere Fans durften dabei sein. Luca Toni ließ sich vom Messerwerfer beschmeißen, Trainer Jürgen Klinsmann wedelte zur Belustigung des Publikums mit einer Peitsche. Aber so richtig zu brodeln begann es in der Zirkuskuppel erst, als Schweinsteiger seine Show abzog: Animiert von einem Clown trat er mit blonder Perücke als Sänger auf, und auch Sarah Brandner, seine Freundin, tänzelte durch die Manege. Die Menge johlte, trampelte, schrie: „Schweini, Schweini!“ Zwar waren auch Franck Ribéry und Zé Roberto Teil dieser Nummer. Doch sie standen im Hintergrund. In ihrer Loge erfuhren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge lautstark, dass es bei ihren massenwirksamen Publikumslieblinge einen Bandleader gibt, der herausragt: Schweinsteiger.
Nun ist Popularität allein noch nie ein Grund für die Klubchefs gewesen, den Vertrag eines Spielers zu verlängern (sonst hätten sie ja Giovane Elber 2003 kaum weggeschickt). Aber Schweinsteiger hat – anders als der damals 31-jährige Elber – eine glänzende sportliche Perspektive: Er ist 24, hat trotzdem schon 62 Mal für Deutschland gespielt, zuletzt teilweise sogar als Kapitän. Wenn der Mann mit der brillanten Schusstechnik keine Rückschläge erleidet, dürfte er mal Lothar Matthäus (150 DFB-Einsätze) als Rekordnationalspieler ablösen. Juventus Turin und Real Madrid zeigten schon Interesse an ihm. So einen lässt kein Klub gern ziehen.
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte zu „sport1.de“: „Wir wissen, dass es große Konkurrenz gibt – speziell aus Italien, aber auch aus Spanien und England. Trotzdem bin ich nicht pessimistisch, dass wir da noch vor Weihnachten eine Lösung finden.“ Und: „Er hat uns signalisiert, dass er auch selbst Interesse daran hat, beim FC Bayern zu bleiben.“
Der „kicker“ mutmaßte bereits, Schweinsteiger könne sein Gehalt von geschätzten drei auf sechs Millionen Euro im Jahr verdoppeln. Aber eine Entscheidung für eine Zukunft beim FC Bayern wäre für Schweinsteiger auch eine aus Liebe. Zum einen: Seit zehn Jahren spielt er nun für diesen Klub, München ist für den in Oberaudorf aufgewachsenen Urbayern längst Heimat. Zum anderen liegt auch die Zukunft von Sarah, Schweinsteigers Partnerin, zunächst mal in ihrer Heimatstadt: Sie macht in Obermenzing Abitur, sie modelt in München für eine Agentur, hier ist sie vernetzt. Sarah und Schweini geben in München – nicht nur im Circus Krone – ein umjubeltes Paar ab.
So soll es bleiben. Wenn die Bayern-Bosse ihren Willen bekommen, darf sich Schweini in München noch bis 2012 feiern lassen. Als Identifikationsfigur und Vorzeige-Bayer. Als einer, der aus der Region stammt. Noch einmal etwas, das Schweinsteiger einem Elber voraus hat.
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