Schwarze Serie in der Wanne: Historische Niederlagen in Rotterdam für den FC Bayern und das DFB-Team

Rotterdam/München - Wenn die Wanne voll ist, wird es hitzig im Feyenoord-Stadion "De Kuip", zu Deutsch "die Wanne". Die altehrwürdige Arena ist für ihre besondere Stimmung bekannt. "Wir haben viel Erfahrung und ich glaube, dass die Atmosphäre für uns motivierend ist", sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany nach der Anreise am Dienstagabend in Rotterdam.
Vor dem letzten Auswärtsspiel der Ligaphase dieser Champions-League-Saison (Mittwoch, 21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) meinte Jamal Musiala vor Ort in den Niederlanden: "Jeder von uns freut sich darauf. Da macht das Fußballspielen noch mehr Spaß."
FC Bayern verliert 1982 in Rotterdam Europapokal-Finale gegen Villa
Die Bayern reisen gerne in die Niederlande, haben sie doch seit mehr als 25 Jahren in der Champions League dort nicht mehr verloren. Die letzte Pleite setzte es im Oktober 1999 – mit 1:2 bei der PSV Eindhoven. Doch das so spezielle Pflaster "De Kuip" hat auch seine Schattenseiten. Mehr noch: Die Arena in Feijenoord, ein Stadtbezirk von Rotterdam am südlichen Ufer des Flusses Nieuwe Maas, steht für zwei der schwärzesten Stunden – des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft.
Die Schmach gegen Villa: Als haushoher Favorit gingen die Bayern um Klaus Augenthaler, Paul Breitner, Dieter Hoeneß & Co. 1982 ins Finale im Europapokal der Landesmeister gegen Aston Villa. Die Bayern dominierten die Partie gegen den Klub aus Birmingham, erspielten sich zahlreiche Chancen und verloren trotz totaler Überlegenheit durch einen Treffer von Peter Withe mit 0:1.
FC Bayern nur mit Remis 2001 in der Gruppenphase gegen Feyenoord
"Für mich war die Niederlage doppelt bitter, weil es eines der größten Spiele meiner Karriere war", erinnerte sich Libero Augenthaler in der AZ an jenen 26. Mai 1982. "Es war eines unserer besten Spiele in jener Saison. Ich bin 90 Minuten lang marschiert", so Augenthaler
Nutzte alles nichts. Nach den drei Triumphen 1974 bis '76 bedeutete Rotterdam die erste Finalpleite in der Geschichte des FC Bayern überhaupt auf europäischem Parkett. Zwei weitere Male trat der Rekordmeister im De Kuip an. 1970/71 im Achtelfinale des Messepokals, dem Vorläufer des Uefa-Pokals (3:1 bei Sparta Rotterdam) und 2001 in der Gruppenphase der Champions League bei Feyenoord (2:2).
Die Schande von Vaals: Während der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden logierte die deutsche Nationalmannschaft, trainiert vom hilflosen wie bemitleidenswerten Bundestrainer Erich Ribbeck, im Hotel Kasteel Vaalsbroek in der niederländischen Grenzstadt Vaals. Im dritten Gruppenspiel, nach dem 1:1 gegen Rumänien und dem 0:1 gegen England, sollte alles gut werden. Es wurde ein Debakel am 20. Juni 2000 gegen Portugal – 0:3. Sérgio Conceição, seit Dezember Trainer bei der AC Mailand, traf gegen DFB-Torhüter Oliver Kahn drei Mal. Als Gruppenletzter verabschiedeten sich Kahn, Ballack, Scholl & Co. Mit dem 150. und letzten Länderspiel war die facettenreiche DFB-Karriere von Lothar Matthäus beendet – freilich auch für den Mister Silberlocke, Sir Erich, knapp zwei Jahre zuvor als Frührentner vom Golfplatz auf Teneriffa verpflichtet.

DFB-Team mit Frustsaufen nach Pleite gegen Portugal
Legendär ist mittlerweile die nächtliche Verliererparty der zuvor "ängstlich stolpernden Geradeausläufer" ("Spiegel") auf der Terrasse des Teamhotels. 1400 Mark sollen die Kicker heruntergespült haben. Frustsaufen als Reaktion auf das Medienecho. Von "durchtriebener Faulheit" hatte die "FAZ" zuvor geschrieben.
Die deutschen Nationalspieler gingen als "Rumpelfüßler" in die Geschichtsbücher ein. Das EM-Finale 2000 zwischen Frankreich und Italien fand ebenfalls in Rotterdam statt. Frankreich gewann durch ein Golden Goal von David Trezeguet (103.) mit 2:1 in der Verlängerung.
Etwas versöhnlicher aus DFB-Sicht war das letzte Testspiel im De Kuip zwischen Holland und Deutschland vor der Heim-WM 2006 im August 2005. Endstand 2:2 durch Tore von Michael Ballack und Gerald Asamoah. Nach zwei Treffern von Arjen Robben schaffte das Team von Jürgen Klinsmann noch den Ausgleich. Immerhin.