Schwachstelle Zentrum: Daran krankt das Herz des FC Bayern

Das Zentrum ist bei den Bayern immer wieder die Problemzone – das war auch beim 2:1-Sieg im Pokal bei Zweitligist Bochum zu sehen. "Wir haben unfassbar viele Fehler im Passspiel gemacht."
München - Schon beim Vorlesen der Mannschaftsaufstellungen wurde Leon Goretzka mit viel Applaus bedacht, bei seiner Auswechslung in der zweiten Halbzeit jubelten die Bochumer Fans dann erneut – obwohl es für ihr Team gerade um eine Pokalsensation ging. Gegen die Bayern und damit auch gegen Goretzka. Doch der VfL-Anhang hatte die Leistungen des früheren Helden zwischen 2001 und 2013 nicht vergessen.
Heimkehr mit gemischten Gefühlen für Goretzka
"Es war superschön, gerade am Anfang. Mal wieder die Treppe hochzulaufen, durch den Gang. Das hat viele schöne Erinnerungen geweckt, es hat mich sehr gefreut", sagte Goretzka, der Bochumer Jung.
Insgesamt war es für ihn aber eine Heimkehr mit gemischten Gefühlen, denn Trainer Niko Kovac wechselte den 24-Jährigen bereits in der 57. Minute aus, Philippe Coutinho kam ins Spiel.
"Wir brauchen eine gewisse Leichtigkeit und Spaß am Spiel"
"Glücklich ist man nie, wenn man ausgewechselt wird, trotzdem muss man das differenziert sehen. Ich habe das erste Spiel nach acht Wochen Pause von Anfang an gespielt", erklärte Goretzka. Aber: "Ein paar Minütchen hätte ich gern noch weitergemacht, Luft war auf jeden Fall noch da."
Im zentralen Mittelfeld hatte der Nationalspieler bis dahin eine zumindest ordentliche Vorstellung geboten – jedenfalls deutlich konzentrierter und motivierter gespielt als seine desolaten Nebenleute Thiago und Corentin Tolisso das taten.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison war das Zentrum die Problemzone der Münchner. Bayerns schwaches Herz. "Es war mit Sicherheit ein schlapper Auftritt" analysierte Goretzka treffend: "Wir haben unfassbar viele Fehler im Passspiel gemacht und die Härte im Zweikampf vermissen lassen."
FC Bayern: Wo ist die Lust auf Fußball hin?
Goretzka selbst gewann 57 Prozent seiner direkten Duelle und brachte 80 Prozent der Pässe zum Mitspieler. Thiagos Bilanz (62 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 85 Prozent erfolgreiche Pässe) las sich besser, doch der Spanier trabte fast teilnahmslos über den Platz. Für Tolisso (Zweikämpfe: 60 Prozent, Pässe: 92 Prozent) galt Ähnliches. Und das sorgte für viele Fragezeichen. Wo ist die Lust auf Fußball hin? Warum sind keine Automatismen zu erkennen, keine Ballstafetten im Zentrum bei all diesen Klassespielern?
"Wir brauchen eine gewisse Leichtigkeit und Spaß am Spiel", meinte Goretzka nach dem glücklichen 2:1-Sieg. "Das habe ich auch versucht, in der Kabine anzusprechen: Es ist ein Abendspiel gewesen, ein geiles Stadion. Dass man da rausgeht und auch Spaß hat. Ich glaube, das ist nicht da gewesen."
Kovac hat noch keine überzeugende Lösung gefunden
Eine erschreckende Beobachtung und Entwicklung. Goretzka weiter: "Wenn man so spielt wie heute, haben wir alle keinen Spaß. Man sollte nicht verachten, was das ausmacht."
Festzuhalten ist, dass Coach Kovac im Zentrum immer noch keine überzeugende, belastbare Lösung gefunden hat. Allzweckwaffe Joshua Kimmich, dessen Lieblingsposition ja die Sechs ist, wird nach den Verletzungen von Niklas Süle und Lucas Hernández als Rechtsverteidiger gebraucht, Javi Martínez, der von Athletic Bilbao umworben wird, fehlt weiter wegen Oberschenkelproblemen.
Gegen Eintracht Frankfurt am Samstag dürften Coutinho und/oder Thomas Müller wieder im Mittelfeld auflaufen. Ob es dem bayerischen Herzen dann besser geht?
Lesen Sie auch: Salihamidzic ironisch - "Das war ein top Abend!"