Schrauben für Kahn

„Wir müssen das Ding in St. Petersburg mit aller Macht noch einmal herum reißen“, sagt Kahn. Und die Mannschaft will es ihm ermöglichen: Toni & Co. wollen dem Keeper den Uefa-Cup schenken: "Er soll ,Da ist das Ding’ rufen“.
MÜNCHEN Einmal ist immer das letzte Mal. Damit will sich Oliver Kahn aber nicht beschäftigen. Doch es könnte die Abschiedsvorstellung des Bayern-Torhüters sein – wie schon in Getafe. Es könnte. St. Petersburg, das Halbfinal-Rückspiel im Uefa-Cup am Donnerstag (18.30 Uhr, Sat.1 und Premiere live) als letzte Ausfahrt einer grandiosen Europacup-Karriere? Kann’s das sein? Darf das sein? In Getafe stemmte er sich in den letzten Sekunden der Verlängerung dagegen, rannte mit nach vorne, war am 3:3 von Luca Toni beteiligt.
Für den 38-Jährigen Kahn ist es eine Saison voller Abschiede. Der Immerweitermacher hört im Mai auf. Was es nicht schon alles gab für den Bayern-Kapitän: In jedem Stadion war es das letzte Auswärtsspiel, im Februar das letzte Derby, kürzlich das letzte Pokalfinale in Berlin, das Hinspiel (1:1) gegen St. Petersburg war sein letztes Europacup-Heimspiel. Und nun? Wird das 142. Europacup-Spiel sein Letztes? Kahn out of Europe – in der nördlichsten Millionenstadt der Welt? Sein „Servus, Europa!“ an der Mündung der Newa am Ostende des Finnischen Meerbusens?
Kaum vorstellbar. Auch für Kahn nicht. „Wir müssen das Ding in St. Petersburg mit aller Macht noch einmal herum reißen“, sagt er. Er will. Und er kann. Beim 1:1 im Hinspiel hatte er sich einen Nerv im Lendenwirbelbereich eingeklemmt. Als sich die Verletzung als doch nicht so arg herausgestellt hatte, meinte er erleichtert: „Ich hatte schon eine Muskelverletzung befürchtet. Das wäre das Ende für mich gewesen." Nun hat er „ein Finale ums Endspiel“ (Kahn). Sie wollen es schaffen. Für Kahn. Für ihren Kapitän.
„Wir alle wollen ins Finale nach Manchester“, sagte Bastian Schweinsteiger, „das wäre die Krönung der Saison. Und ganz besonders würde es mich freuen, wenn wir dem Olli so noch ein tolles Endspiel beschweren und gewinnen. Er soll noch einmal ,Da ist das Ding!’ rufen.“ Alle für einen. Alle für den 14. Mai.
Das Treffen mit dem AC Florenz im Uefa-Cup-Finale hatte Luca Toni seinen Ex-Kollegen ja schon im vergangenen Jahr bei seiner Abschiedsparty vor dem Wechsel nach München versprochen. Nun will der Top-Torjäger der Saison (36 Treffer in 42 Pflichtspielen, davon zehn in zehn Uefa-Cup-Partien) die Bayern nach Manchester schießen. Schießen, treffen, jubeln – mit dem Ohrschrauber, seinem Markenzeichen. Toni: „Oliver ist eine große Persönlichkeit. Für ihn sprechen seine Erfolge." Luca und Oliver: „Sempre avanti!“ und „Immer weiter machen!“ Sie haben sich gefunden, sie sind die Antreiber der Mannschaft. Man versteht sich, auch wenn Toni kaum Deutsch versteht. Häuptlinge sprechen eben doch eine Sprache.
„Im Hinspiel haben wir es versäumt, mehr Tore zu schießen“, sagte Präsident Franz Beckenbauer. Doch nun ist Toni wieder dabei. Luca hilf! Die Rettungsaktion Finale läuft unter dem Motto: Schrauben für Kahn. Damit es sich im Finale um ihn dreht.
Patrick Strasser