Schon die dritte Nullnummer in Folge: Bayerns Sturmproblem

Manchmal fehlt „das Glück, manchmal die Kaltschnäuzigkeit, manchmal die Cleverness". Zum dritten Mal hintereinander bleibt der FC Bayern München ohne Torerfolg. Mit fatalen Folgen: Der Rückstand auf die Spitze beträgt jetzt schon acht Punkte. Warum Trainer Louis van Gaal seine Stürmer dennoch in Schutz nimmt.
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Untertauchen kann Thomas Müller nicht wirklich. Der Streit um seine mögliche Nationalmannschaftsnominierung geht weiter.
M.I.S./Feil Untertauchen kann Thomas Müller nicht wirklich. Der Streit um seine mögliche Nationalmannschaftsnominierung geht weiter.

MÜNCHEN - Manchmal fehlt „das Glück, manchmal die Kaltschnäuzigkeit, manchmal die Cleverness". Zum dritten Mal hintereinander bleibt der FC Bayern München ohne Torerfolg. Mit fatalen Folgen: Der Rückstand auf die Spitze beträgt jetzt schon acht Punkte. Warum Trainer Louis van Gaal seine Stürmer dennoch in Schutz nimmt.

Thomas Müller schämte sich. Als dieses bemerkenswert un-unterhaltsame 0:0 der Bayern am letzten Wiesn-Samstag gegen Köln abgepfiffen wurde, schmiss sich der Bayern-Youngster auf den Boden, verbarg sein Gesicht im Gras und wollte gar nicht mehr aufsehen. Die meisten seiner Mannschaftskollegen dagegen trollten sich so schnell wie möglich in die Kabine. Sie wussten, dass sie gegen den vor dem Spieltag Tabellensiebzehnten eine erschreckend ideenlose Vorstellung abgeliefert hatten und zum dritten Mal hintereinander keinen Torerfolg zustande gebracht hatten. Die Bayern haben nun als Tabellenachter schon acht Punkte Rückstand auf die Spitze. "Acht Punkte Rückstand sind viel, dass wir heute nur ein Punkt geholt haben, nervt. Wir müssen bis zur Winterpause aufholen", sagte Bastian Schweinsteiger.

Die Mannschaft, bei der zu Beginn der Saison ein Defensivproblem ausgemacht worden war, scheint immer mehr Probleme mit dem Toreschießen zu haben. 16 Torschüsse der Bayern wies die Statistik am Ende aus; eine ganz ordentliche Bilanz – eigentlich. Tatsächlich nämlich waren viele der Chancen Verzweiflungstaten – wie die Weitschüsse von Bastian Schweinsteiger zur Mitte der zweiten Halbzeit.

„Uns hat die Fitness und die Aggressivität im 16-Meter-Raum gefehlt, um klare Chancen zu erspielen“, sagte Trainer Louis van Gaal „wir haben in der zweiten Halbzeit nicht viel gemacht.“ Und das sei eben zu wenig. Zwar hätten seine Spieler das Spiel gegen die tief stehenden und mit aller Macht verteidigenden Kölner im Griff gehabt, aber „das sieht das Publikum nicht.“ Denn die Zuschauer würden Tore sehen wollen. „Und die Zuschauer haben Recht“, meinte van Gaal noch.

Doch Bayerns Stürmer erfreuen das Publikum derzeit einfach nicht mit Toren. Miroslav Klose spielte wie schon gegen Juve von Beginn an auf der Mittelstürmerposition. Und wie schon am Mittwoch zeigte er, dass ihm die Rolle des Brechers nicht so recht behagt. Der Nationalspieler, der es gewohnt ist, weite Wege zu gehen, war erschreckend harmlos. Zu Chancen musste er regelrecht gezwungen werden – wie in der 37. Minute, als Bastian Schweinsteiger ihn aus Versehen anköpfte und der Prall von Kloses Schädel an die Latte ging.

Als nach der Halbzeit in Mario Gomez der nächste Gaal'sche Problemstürmer kam, wurde Klose zwar etwas besser, wirkte aber immer noch wie ein Schatten seiner selbst. Und Gomez selbst, dem die Rolle des Einwechselspielers nicht wirklich behagt, brachte kaum etwas zustande. Der ebenfalls eingewechselte Ivica Olic rackerte zwar wie gewohnt, doch vor dem Tor fehlte ihm das rechte Glück – und die entscheidende geniale Idee. Und Thomas Müller schließlich bemühte sich zwar, wirkte aber irgendwie ausgelaugt. Ob es sich nun rächt, dass er seit Saisonbeginn alle Spiele gemacht hat?

Van Gaal aber nahm seine Stürmer zumindest teilweise in Schutz. „Die Flanken kamen nicht an. Dann können die Stürmer auch nichts machen“, sagte er, ergänzte aber: „Im 16-Meter-Raum fehlte uns die Aggressivität.“ Und das sei auch „ein Unterteil von Fußball.“

Bastian Schweinsteiger, am Samstag noch der beste Bayer, fand die Tor-Malaise seiner Mannschaft „fast schon deprimierend.“ Manchmal fehle „das Glück, manchmal die Kaltschnäuzigkeit, manchmal die Cleverness. Es ist wie verhext, zum verrückt werden.“

Hoeneß: "Das ganze Interview ist eine große Scheiße"

Das ist es tatsächlich. Schon vor dem Spiel war das Sturmproblem – das der Bayern, wie das der Nationalmannschaft – ein Thema. Im DSF hatte Sturmlegende Gerd Müller in einem Interview seinen Nachfolgern gewissermaßen das Können abgesprochen. Und das brachte Bayerns Manager Uli Hoeneß auf die Palme. Bei „Liga Total“ rastete Hoeneß aus. „Ich finde das ganze Interview eine große Scheiße – auf Deutsch gesagt – weil Gerd Müller in diesem Fall hereingelegt wurde von einem Journalisten. Das ist eine solche Sauerei gewesen, den Gerd so reinzulegen und jetzt so zu tun, wie wenn der Gerd auf seine jetzigen […] Stürmer-Kollegen draufhauen würde“, sagte Hoeneß. Mag ja sein, und doch auch ein Zeichen, dass die Situation auch Hoeneß langsam nervös zu machen scheint.

fil, ps, G.J

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