Scholl vor dem Aus?

Dem FC Bayern II droht der Abstieg, darum muss der Trainer zum Rapport. Nachwuchs-Chef Kern schlägt Alarm: „So kann es nicht weitergehen. Wir versuchen intern, reinen Tisch zu machen.“
von  Abendzeitung
Derby-Sieg in Haching: Mehmet Scholl.
Derby-Sieg in Haching: Mehmet Scholl. © Sampics/Augenklick

Dem FC Bayern II droht der Abstieg, darum muss der Trainer zum Rapport. Nachwuchs-Chef Kern schlägt Alarm: „So kann es nicht weitergehen. Wir versuchen intern, reinen Tisch zu machen.“

MÜNCHEN Es ist kein Jahr her, der FC Bayern befand sich noch in der kurzen und glücklosen Klinsmann-Ära, da meinte Mehmet Scholl einmal schmunzelnd: „Der Jürgen muss aufpassen, denn in ein paar Jahren übernehme ich die erste Mannschaft.“ Elf Monate später muss Scholl selbst aufpassen. Damit er überhaupt noch Trainer der zweiten Mannschaft sein darf. Denn dem einstigen Publikumsliebling droht der Rauswurf, die Bayern-Verantwortlichen schlagen Alarm, nennen den drohenden Abstieg in die Regionalliga eine „Katastrophe“. Und darum muss Mehmet Scholl zum Rapport.

Nach dem 0:2 in Erfurt und dem Absturz auf den vorletzten Platz der 3. Liga hatte Scholl noch mit Rücktritt kokettiert. „Für viele reicht es nicht für die 3. Liga“, sagte Scholl. „Vielleicht auch nicht für den Trainer.“ Eine Aussage, die er gegenüber Bayerns Jugendleiter Werner Kern nun relativierte. Es sei „nicht so gemeint“ gewesen.

Was Kern selbst meint, wurde in einem Online-Interview mit „Spox.com“ deutlich. „Der Scholl muss jetzt gewinnen. So kann es nicht weitergehen“, sagte Kern. „Wir dürfen nicht absteigen. Wir werden uns in den kommenden Tagen unterhalten. Durch die Nationalmannschaftspause haben Uli Hoeneß und Christian Nerlinger etwas Zeit. Wir werden alles in vernünftiger Art und Weise besprechen und diskutieren.“

Massive Kritik übte Kern vor allem an Scholls Taktik. „In der Aufstellung wird viel gewechselt. Wir brauchen Kontinuität“, sagte der Nachwuchs-Chef und erwiderte auf die Frage, ob Scholl zu viel rotieren lasse: „Ja.“

Unabhängig von einer Entscheidung für oder gegen den Trainer wird Scholl bald eh nicht mehr viel zu sagen haben. Mitte November muss er den A-Trainerschein nachholen, 2010 die Fußballlehrer-Ausbildung absolvieren.

Und zumindest in dieser Zeit, ließ Kern erkennen, wird Scholl durch Assistenztrainer Rainer Ullrich de facto abgelöst. „Er hat das Vertrauen von Mehmet und kann ihn vertreten“, sagte Kern und fügte hinzu: „Aufgrund der Lehrgänge wird Mehmet nicht so mit der Mannschaft kommunizieren können, wie er das normalerweise tut.“ Eine Entmachtung Scholls, die sich ab November andeutet. Falls er da überhaupt noch Trainer ist. Scholl selbst wollte sich auf AZ-Nachfrage übrigens am Dienstag nicht äußern.

Eine Rückkehr von Hermann Gerland, inzwischen Assistent bei den Profis, schloss Kern aus: „Louis van Gaal hat sicher gemerkt, was für einen tollen Mann er mit Hermann Gerland hat. Daher wird er ihn nicht hergeben.“ Auch eine externe Lösung sei kein Thema. „Wir versuchen intern, reinen Tisch zu machen“, sagte Kern. Es ist fraglich, ob an diesem Tisch dann noch Platz ist für Mehmet Scholl. fk/ps

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