Scholl-Sohn bei Bayern: Wenn der Vater und der Sohn
Nach Mehmet Scholl peilt nun Lucas bei Bayern eine Karriere als Profi an. Die AZ zeigt, wie es anderen prominenten Söhnen erging.
München – 97 Minuten A-Jugend-Bundesliga Süd/Südwest hat Lucas Scholl bisher gespielt. In vier Spielen ist der 17-Jährige mit der Trikotnummer 20 vier Mal eingewechselt worden. Hinzu kommen 100 Minuten bei den zwei Niederlagen in der Uefa Youth Liga – und nun ein Training mit den Bayern-Profis, unter Pep Guardiola. Großes Kino für den Spross von Ex-Publikumsliebling Mehmet Scholl.
Der hatte vor ein paar Jahren das U13-Team des FC Bayern trainiert und kann nun nach seiner Demission bei den Amateuren die Entwicklung des Sohnes in Ruhe verfolgen – ohne das Gerede, der Junge spiele eh nur, weil er einen berühmten Papa habe.
Lesen Sie hier: Pep holt Lu! So lief das Training vom Scholl-Sohn (17)
Der große Name des Vaters: eine Bürde, die viele Kicker-Söhne tragen mussten. Nicht jeder schaffte das so großartig wie Paolo Maldini, der Papa Cesare beim AC Mailand nicht nachstand. Auch Kasper Schmeichel eifert seinem alten Herrn Peter als Torwart von Leicester City und der dänischen Nationalelf nach. Doch es gibt Gegenbeispiele:
Die Gescheiterten:
Als fußballspielender Sohn von Franz Beckenbauer hatte es der mittlerweile 44-jährige Stefan so schwer wie kaum ein anderer Kicker auf diesem Planeten. Von 1986 bis 1988 stand er zwar im Profi-Kader des FC Bayern, bestritt aber kein einziges Spiel, wechselte zu den Löwen – in die Bayernliga.
Jahre später schaffte er es doch noch in die Bundesliga: beim 1.FC Saarbrücken, mit dem er prompt abstieg. Nach der aktiven Karriere war er 13 Jahre Jugendcoach bei Bayern und ist nun Talentsichter. Ein Leben im Schatten der Lichtgestalt. „Diesem Vergleich standzuhalten, war einfach unmöglich", sagte er einmal, „er war einfach zu gut.“
Die Jungen:
Wie Lucas Scholl muss in der Bayern-Jugend auch der 16-jährige Gianluca Gaudino mit einem großen Namen klar kommen. In Unterhaching sieht es nicht anders aus: Da wieselt derzeit Pascal Köpke übers Feld, der Filius von Bundestorwarttrainer Andy Köpke. Der wiederum kennt bestimmt den Namen Benjamin Kirsten. Der 26-jährige Sohn des Ex-Stürmers Ulf Kirsten hütet seit fünf Jahren das Tor von Dynamo Dresden.
Nils Schmadtke, 24-jähriger Spross von Papa Jörg, stand bei den Amateuren des FC Ingolstadt zwischen den Pfosten und sucht derzeit einen Verein. Niklas Kreuzer (20), Sohn des HSV-Managers Oliver Kreuzer, steht bei Rot-Weiß Erfurt unter Vertrag. Der ganz große Durchbruch steht bei allen noch aus – wenn er denn überhaupt kommt.
Die Zufriedenen:
Kicker wie Christian Nerlinger (Papa Helmut spielte für den BVB), Carsten Cullmann (wie Papa Bernd beim 1.FC Köln) oder Do-Ri-Cha (begann wie Papa Bum-Kun Cha in Leverkusen) dürfen mit ihrer Sohn-Karriere ebenso zufrieden sein wie der Löwe Daniel Bierofka (34), der mit Vater Willi (60) ein Vorbild im eigenen Klub vor der Nase hatte.
Markus Schwabl ergeht es nicht anders: Der 23-Jährige, der heuer zum TSV 1860 wechselte, spielte jahrelang bei der SpVgg Unterhaching - der Papa Manfred seit dem Sommer 2012 als Präsident vorsteht. „Wir haben immer versucht, zuhause nicht ständig über Fußball zu reden“, erzählt Schwabl, „ich bin bei Haching auch erst Jugend-Koordinator geworden, als der Markus schon raus war, schon allein wegen der Redereien: ,Der spielt doch nur, weil sein Vater...’ Ins Gesicht hat mir das zwar keiner gesagt, aber das ist halt so.“
Als Held habe er sich sowieso nie gefühlt, „nur weil ich den Ball getroffen habe“. Als er 1997 seine Karriere bei den Löwen beendete, war der Sohn sieben Jahre alt. „in den alten Spiele hat er mich nie gesehen“, sagt Schwabl, „höchstens auf DVD, und da hat er sich über unsere kurzen Hosen und meinen Schnurrbart kaputtgelacht. Da war ich kein Held.“