Schneller! Schöner! Stärker! - Bayern ist Turbo-Meister

Berlin - Um 21.52 Uhr war offiziell, was ganz Fußball-Deutschland seit Monaten weiß: Der FC Bayern ist Deutscher Meister 2013/14. Beim 3:1 bei Hertha genügte eine starke erste Hälfte, um den 24.Titel klar zu machen, so früh wie noch nie. Schneller als letztes Jahr, schöner – und sogar stärker? Ab sofort geht’s um die Champions League.
Okay, ab Donnerstag. Jetzt haben die Helden, die in der Nacht noch Berlin unsicher machen wollten, erst mal zwei Tage frei. Sport-Vorstand Matthias Sammer meinte fast schon euphorisch: „Wir sind happy. Der Titel ist im Herzen drin, ob man die Schale nun hat oder nicht. Also ich brauch's sie jetzt noch nicht.“
Da hopsten die Bayern-Profis schon längst aufgedreht durchs Stadion. Nach dem Schlusspfiff hatte Arjen Robben ruckzuck das Meister-T-Shirt mit der großen „24“ übergestreift, das sich die Fans nun im Laden kaufen können. Kapitän Philipp Lahm war dann der Erste in der Fankurve, wo Dante mal wieder sein Trikot gegen eine Stoffschale tauschte. Nur die Bierdusche fehlte. Was waren das für herrliche Bilder, damals am 8. Mai 2010 nach dem 3:1 bei der Hertha! Daniel van Buyten jagt Louis van Gaal quer durchs Olympiastadion, der schlägt Haken wie ein Hase, wird gestellt, ergibt sich in die unvermeidliche Bierdusche – und 75.000 Fans johlen lauthals.
Lesen Sie hier: Reaktionen zum Titel
So schön kann eine Meisterfeier sein! Knapp vier Jahre später sieht das anders aus: Schlusspfiff, wieder gewonnen, wieder bei der Hertha, wieder 3:1 – und dann? Nichts, keine Bierdusche nirgends. Noch nicht mal eine Halbe Bier ist auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions zu sehen, als der Titelgewinn der Bayern feststeht, die erste März-Meisterschaft der Bundesliga-Geschichte. Wie konnte das passieren?
Bayern-Coach Pep Guardiola hatte zuletzt wenig Verständnis für diesen so sinnfreien wie herrlich unterhaltsamen Brauch geäußert. Sammer redete sich schon vor der Partie raus: „Ich bin für das Bier nicht zuständig.“ Pep wird’s recht gewesen sein. Doch Sammer weiß: „Das mit der Bierdusche wird er nicht verhindern können – am 34.Spieltag spätestens. So schnell ist er dann auch nicht mehr." Robben drohte gar: „Die Bierdusche kommt.“
Lesen Sie hier: Guardiola - die Meisterschaft ist für Hoeneß
Auch ohne die Aussicht aufs erfrischende Nass ließ der Meister in spe im ausverkauften Olympiastadion hochmotiviert keinen Zweifel daran, den „wichtigsten" (Guardiola) Titel der Saison gewinnen zu wollen. In Drangphase eins gelang Toni Kroos (6.) nach abgefälschter Flanke das 1:0. Die Bayern dominierten weiter, hatten bald 81 Prozent Ballbesitz und 70 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Das 2:0 durch einen Kopfball von Götze war die Folge (14.).
Nun fingen die himmelweit überlegenen Gäste an zu zaubern, kombinierten derart fabelhaft, dass der Ball wie beim Freibadkick kaum mehr den Boden berührte. Thomas Müller hätte eine dieser Zunge-schnalz-Kombinationen fast zum 3:0 veredelte, scheiterte per Kopfball aber an der Latte (37). Den Hertha-Anhängern blieb nichts übrig als sich selbst zu feiern. Die Bayern-Fans sangen da schon längst „Deutscher Meister wird nur der FCB". Wohl wahr.
In Halbzeit zwei kamen Mandzukic für Müller, Thiago für Schweinsteiger und Ribéry für Robben, der dem Franzosen noch ein Küsschen auf die Wange drückte. Auf dem Feld tat sich erst in Minute 66 Erwähnenswertes, als Rafinha der Hertha mit einem Schubser gegen Ramos zum Elfmeter verhalf, den der vermeintlich Gefoulte selbst verwandelte – nur noch 1:2. Doch 13 Minuten später lupfte Ribéry den Ball zum 3:1 ins Netz, und alles war wieder gut. Wenig später war das Spiel zu Ende, und Manuel Neuer meinte: „Ich habe am Ende nur noch auf die Uhr geguckt und gehofft, dass der Schiri bald abpfeift. Wir haben in den letzten Spielen schon gewusst, dass wir Meister werden. Jetzt wollen wir in den nächsten Spielen so weitermachen."
Dann konnte die Party endlich beginnen. Schöne Bilder, auch ohne Bier.