Schneller CL-Gruppensieg: Der FC Bayern will schon für den Advent punkten

München - Diesmal hat es Julian Nagelsmann erwischt. Bei einem Zweikampf im Trainingsspielchen mit seinen Assistenten fuhr ihm Xaver Zembrod in die Parade. Schmerzhaft, aber nur kurz. "Mir geht's gut, ich habe zähe Sprunggelenke", gab der Cheftrainer des FC Bayern in der Video-Pressekonferenz Entwarnung.
Freude am Fußball: Nagelsmann geht voran
Er sei einsatzbereit, scherzte der 34-Jährige. Jedoch nicht für das zweite Gruppenspiel der Champions League am Mittwoch gegen Dynamo Kiew (21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker), sondern für "sportliche Betätigungen".
Generell fällt auf, dass Nagelsmann immer mal wieder mitmischt im Training, sich die Bälle mit seinen Profis zuspielt oder hochhält. Weil es ihn immer noch juckt. Seine eigene Karriere hatte er bereits im Alter von 20 Jahren während seiner Zeit bei der zweiten Mannschaft des FC Augsburg beenden müssen. Nach einer Knie-Operation diagnostizierten die Ärzte bei Nagelsmann einen Knorpelschaden.
"Ich spiele immer noch sehr gerne Fußball, natürlich weit von dem Niveau meiner Spieler entfernt", sagte er und führte aus: "Wenn du Fußball vermitteln willst, sollte dich der Sport auch kitzeln. Das ist immer noch der Fall. Ich finde es wichtig, dass du eine gewisse Begeisterung für den Sport und den Beruf ausstrahlst." Sein Vergleich: "Ein Deo-Verkäufer sollte auch ab und zu mal Deo benutzen." Riecht nach: sinnvoll.
Nagelsmann will Favoritenrolle am Mittwoch gerecht werden
Und das Duell mit Kiew, immerhin ukrainischer Double-Sieger, nach: Heimsieg. "Es gibt auch für das Spiel drei Punkte", meinte Nagelsmann und forderte: "Wir wollen gewinnen und Tabellenführer bleiben." Klar, denn das eigentliche und übergeordnete Ziel in der Champions League ist ein ganz anderes. Dass den Bayern von Fans und Experten die Favoritenrolle zugeschanzt wird, nimmt Nagelsmann locker zur Kenntnis: "Es geht am Mittwoch darum, zu bestätigen, dass wir einer der Favoriten sind. Wer das Ding gewinnen will, muss am Ende die meisten Spiele gewinnen. Das wollen wir." Auch in diesem frühen Stadium der Saison.
Die Gruppenphase der Champions League - entgegen anderslautenden Aussagen sind diese sechs Spiele von September bis Dezember für den FC Bayern mit Blick auf die K.o.-Runden in der Königsklasse ab Februar gewöhnlich eine Art Pflicht- und zugleich Aufwärmprogramm.
Meist ist nur einer der Gegner aus Topf zwei (als Meister sind die Münchner in Topf eins stets gesetzt) von höherem europäischem Niveau. Vor zwei Jahren war das Tottenham Hotspur, vorige Saison und dieses Jahr der FC Barcelona, der sich aus Bayern-Sicht aber dankenswerterweise in einer der größeren Krisen der Vereinsgeschichte befindet.
Nach Traumstart in Barcelona: FC Bayern will den Gruppensieg
Und so bildete das souveräne 3:0 vor zwei Wochen in der katalanischen Metropole einen perfekten Auftakt und zugleich das 23. ungeschlagene Gruppenspiel in Folge (20 Siege, drei Remis). Seitdem die Königsklasse 2003/04 im aktuellen Format gespielt wird, ist dies die längste Serie der Münchner. Und überhaupt, da ist ja noch die Festung Allianz Arena: Hier gewannen die Bayern 32 ihrer letzten 34 Heimspiele in der Gruppenphase (ein Remis, eine Niederlage).
Was also soll gegen Dynamo Kiew schon passieren? Die Bayern wollen in der Gruppe mit Barcelona, Kiew und Benfica Lissabon schnell für klare Verhältnisse sorgen, am liebsten nach dem vierten Spieltag Anfang November schon durch (natürlich als Erster) und damit fürs Achtelfinale qualifiziert sein - was mit vier Siegen gelingen sollte. Analog zur Gruppenphase der letzten Saison nach vier Erfolgen gegen Atlético Madrid,
Lokomotive Moskau und zwei Mal RB Salzburg. Bayerns Motivation für den Durchmarsch: Punkten für den Advent. Wenn sie an den letzten beiden Spieltagen der Königsklasse (am 23. November in Kiew und 8. Dezember gegen Barcelona) Körner sparen und Stammpersonal schonen können, fiele die Konzentration auf die Bundesliga-Knaller gegen Titelkonkurrenten in Dortmund und gegen Wolfsburg leichter.