Schluss mit Hurra
Das 2:2 zum Liga-Auftakt gegen den Hamburger SV hat gezeigt: Die Bayern sind hinten zu anfällig. Lässt der neue Coach Jürgen Klinsmann zu riskant spielen? Einige seiner Spieler plädieren für mehr Defensive.
Es ist die Lieblingsformulierung von Karl-Heinz Rummenigge. Und nun benutzt sie auch Jürgen Klinsmann: „Am Ende des Tages“, sagen beide gerne, wenn Bilanz gezogen werden soll. Nach dem 2:2 zum Bundesliga-Auftakt gegen den Hamburger SV sprach Klinsmann: „Am Ende des Tages wird man am Erfolg gemessen.“ Sein Tag, so hätte er es gerne, könne ja beim FC Bayern „ein bis zwei Jahre“ dauern. Manager Uli Hoeneß verkürzte nun den Klinsmann-Tag. Bis Saisonende. „Seine Handschrift braucht man nicht heute sehen, sondern Ende Mai. Und dann sprechen wir uns wieder“, meinte Hoeneß. Abgemacht. Doch schon heute muss festgestellt werden, dass gegen den HSV viel quer gespielt wurde, das Tempo verschleppt. Trotz der offensiven Ausrichtung. Klinsmann sagt: „Wir brauchen noch einige Zeit, um den Spielfluss zu entwickeln, an dem wir täglich arbeiten. Wenn alle Spieler den gleichen Fitnessstand haben, kommt das von alleine. Viele der Nationalspieler sind noch halb in der Vorbereitung."
Dennoch sehen sie, was auf dem Platz passiert. Und erstmals gibt es Systemkritik. „Wir stehen im Moment noch nicht kompakt genug. Wir haben in Erfurt drei Tore bekommen, heute wieder zwei - das darf einer Spitzenmannschaft einfach nicht passieren“, kritisierte sagte Philipp Lahm und kritisierte: „Wir waren nicht so organisiert, standen auch defensiv nicht so sicher.“
Der HSV hätten den Bayern leicht mehr als nur zwei Tore einschenken können, Drittligist Erfurt hatte im Pokal gezeigt, wie es geht. Bayern schwächelt hinten. Letzte Saison hatten sie noch mit lediglich 21 Gegentoren in 34 Spielen einen Bundesliga-Rekord aufgestellt. Die Spieler, vor allem die Verteidiger, mahnen Klinsmann nun zu größerer Vorsicht. „Letztes Jahr haben wir unsere Spiele in der Defensive viel besser gemacht. Dieses Jahr schauen wir zu viel nach vorne, auf die Offensive“, schimpfte Daniel van Buyten. Der Belgier mahnte: „Wir lassen Dinge außer acht, die uns im letzten Jahr stark gemacht haben. Darauf müssen wir uns wieder mehr konzentrieren.“
Schluss mit Hurra – damit die Null steht. Damit nächsten Samstag in Dortmund – dort gab es bereits in der Vorbereitung mit 1:2 eine Pleite – gepunktet wird. „Gerade die Startspiele sind sehr wichtig, damit man schon mal Luft hat“, sagte Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld und rechnete seinem Nachfolger vor: „Wenn man auch in Dortmund nur einen Punkt holt, hat man am Ende vielleicht vier Zähler zu wenig auf dem Konto.“ Am Ende des Tages. Eines Samstags im August.
P. Strasser, T. Klein