Schlichtung, dann Umbau
Beim Ländle-Doppelpack, den zwei Spielen in Stuttgart binnen vier Tagen, wollen die Bayern ihren Frieden mit der Vorrunde finden. Die Bosse planen derweil bereits für die kommende Saison.
MÜCNHEN Rein in den Bus, Samstag hin, Sonntagabend nach dem Spiel wieder zurück. Am Dienstag wieder nach Stuttgart, am Mittwoch zurück, dann ist DFB-Pokal. Der Ländle-Doppelpack mit dem Auftakt Ligaspiel am Sonntag (17.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) wird zur Bustour, rund 230 Kilometer einfach. Macht 920 insgesamt – bei Schnee auf der chronisch verstopften A 8. Es muss sich also lohnen. „Zwei Siege sind Pflicht“, sagte Stürmer Mario Gomez.
Schon einmal hatten die Bayern zwei Winterausflüge hintereinander ins Schwabenland. Zwei Wochen vor Weihnachten 2008 war es ebenfalls das letzte Spiel der Hinrunde – ein unterhaltsames 2:2. Noch lustiger aus heutiger Sicht die Torschützen: Luca Toni und Tim Borowski für die Bayern und Sami Khedira für die Schwaben, nach Patzer eines gewissen Michael Rensing. Es ärgerte sich am Spielfeldrand: Jürgen Klinsmann. Ein sagenhaftes 5:1 folgte dann Ende Januar 2009 im DFB-Pokal-Achtelfinale, dabei trafen Luca Toni und Zé Roberto für Bayern, Mario Gomez für den VfB. Zwei Jahre können eine sehr lange Zeit sein.
Nun sitzt Louis van Gaal ganz vorne im Bus. „Wir wollen eine Aufholjagd starten, dafür müssen wir eine Serie machen“, sagte der Holländer am Freitag, „wir müssen unseren Fokus auf Platz zwei richten und dann können wir immer noch sehen.“ Mit einem Seufzer fügte er hinzu, als ginge es um den Schneefall: „Aber Dortmund gewinnt ja immer.“
Für die Bayern sind die Partien in Stuttgart also reine Pflichtnummer, keine Kür zum Jahresausklang. Es geht darum, zu schlichten. Sich mit den eigenen Ansprüchen und den Erwartungen der Fans, mit der Hinrunde in der Liga zu versöhnen. Der Weihnachtsfriede steht auf dem Spiel, der letzte Eindruck. „Wir haben guten Grund, die restlichen Spiele zuversichtlich anzugehen und uns auf ruhige Weihnachten zu freuen“, sagte Präsident Uli Hoeneß vor einer Woche nach dem 3:0 gegen St. Pauli. Doch nur mit zwei Erfolgen in Stuttgart. „Beide Spiele sind immens wichtig", betonte Thomas Müller. Rückfrage: Für den Weihnachtsfrieden? Müller: „Für alles, am meisten für die Tabellensituation.“
Ein Bundesligasieg würde bedeuten, die Bayern hätten zum ersten Mal in der Saison zwei Partien hintereinander gewonnen. Und mit vier Erfolgen im Pokal könnte man sich wenigstens einen Pott sichern. Die Champions League ist eine andere Baustelle, erst recht mit dem Los Inter Mailand. Wenig planbar.
Erst schlichten in Stuttgart, ausgerechnet, danach erfolgt der Umbau. Hinter den Kulissen basteln die Bosse mit dem Trainer fleißig an der Mannschaft der Zukunft. Luiz Gustavo (Hoffenheim) und Leighton Baines (Everton) sollen im Januar an die Säbener Straße kommen, Keeper Manuel Neuer spätestens 2012, am besten 2011. Für Mats Hummels, in Dortmund gereifter Innenverteidiger aus der eigenen Jugend, soll man sich ein Rückkaufsrecht in 2012 gesichert haben. Außerdem werden es sich die Bosse gut überlegen, ob sie Torjäger Edin Dzeko vom VfL Wolfsburg ins Ausland ziehen lassen.
Schon einmal war Stuttgart ein Wendepunkt. Nach dem 0:2 im April 2007 wurde wenig später groß eingekauft, so teuer wie nie: Es kamen Toni, Klose und Ribéry.
Patrick Strasser