Schinderei unter Palmen
Zum Auftakt des Trainingslagers in Doha lässt Coach Heynckes Bayerns Stars in der Luxusanlage „Aspire Academy“ schwitzen – und Schweinsteiger gibt offen den Champions-League-Sieg als Ziel aus
DOHA - Die katarische Sonne haben die Bayern-Stars am Montag nur ganz kurz genießen können. Bald nach der Landung breitete sich über der Wüste schon die Nacht aus. So geriet die erste Einheit dieses Winter-Trainingslagers in der super-luxuriösen „Aspire Academy for Sports Excellence“ in Doha für die Bayern zur Flutlicht-Veranstaltung. Und als Bastian Schweinsteiger gegen 20.15 Uhr Ortszeit als erster Spieler den reichlich genässten Rasen betrat, ergab dies ein Bild mit Symbolcharakter.
Kurz vor dem Abflug aus München hatte der von seiner Schulterverletzung genesene Co-Kapitän schließlich die Marschrichtung für die Restsaison vorgegeben. „Normalerweise sagt man ja, dass die Meisterschaft der wichtigste Titel ist“, hatte Schweinsteiger da seine Ausführungen politisch korrekt begonnen, um dann keck hinzuzufügen: „In einem Jahr, wo man das Champions-League-Finale in München hat, sollte man auch das Ziel haben, dahin zu kommen. Von daher hat die Champions League heuer für mich ein bisschen mehr Priorität als die Meisterschaft.“
So deutlich hatte bisher noch kein Bayer die – sportliche – Eroberung Europas als Ziel formuliert. Doch das Selbstbewusstsein können sie sich erlauben nach dieser beinahe optimal verlaufenen Vorrunde. Natürlich kann man, wie Kapitän Philipp Lahm anmerkte, den Gewinn der Champions League nicht einplanen. „Die gewinnt man nicht eben mal im Vorbeikommen", sagte Lahm gestern.
Aber man kann zumindest die Voraussetzungen schaffen, dass einem nicht im Frühling die Luft ausgeht. Genau dies scheint sich auch Coach Jupp Heynckes vorgenommen zu haben. Statt, wie nach einem langen Anreisetag oft üblich, seine Spieler zum Auftakt nur zu einer lockeren Laufeinheit zu bitten, ging das Flutlichttraining in Doha über eine volle Spiellänge. 90 Minuten Schinderei unter Palmen.
Heynckes ließ seine Spieler die Weihnachtsmüdigkeit aus den Knochen schütteln, ließ sie laufen und dann nach einigen taktischen Übungen mit dem Ball auch noch gegeneinander spielen. Die komplette Mannschaft – bis auf die beiden Brasilianer Luiz Gustavo und Rafinha, die erst heute in Katar erwartet werden – zog höchst engagiert mit.
Das wird in den nächsten Tagen so weitergehen. Bis Freitag stehen jeden Tag zwei Einheiten auf dem Programm. Bilder, wie es sie kurz vorm Jahreswechsel von der Altherrentruppe AC Milan gegeben hat, die ihr Trainingslager in Dubai eher zur Fleischbeschau am Strand nutzten denn zur ernsthaften Vorbereitung, wird es von den Bayern aus Doha sicher nicht geben.
Trainieren ist angesagt. Und spielen: Am Samstag bestreiten sie ein Testspiel gegen Al Ahly Kairo, den beliebtesten und derzeit besten Klub im Mittleren Osten und Nordafrika. Es soll ein ernsthafter Test werden, ehe man kommenden Montag für zwei Tage noch schnell nach Delhi weiterreist, um dort – Sponsor Audi zu Liebe – gegen die indische Nationalmannschaft zu spielen.
