Schiedsrichter Mike Dean packt aus: Brachte ein ausbleibender Pfiff Kane und Tuchel beim FC Bayern zusammen?
München – Mit einem strahlenden Lächeln verließ Harry Kane (30) den Platz des Weserstadions vergangenen Freitag. Viel gelungener hätte sein Bundesligadebüt kaum laufen können. An beiden Treffern des FC Bayern bis dahin war Englands Kapitän beteiligt. Den ersten legte er vor, den zweiten erzielte Kane selbst.
Nach getaner Arbeit gab es die dicke Umarmung von Thomas Tuchel. Dabei war Bayerns Trainer nicht immer so gut auf seinen Neuzugang zu sprechen. Vor etwas mehr als einem Jahr standen sich beide noch gegenüber, als Tuchels Chelsea Kanes Tottenham herausforderte. Es sollte ein Spiel mit Legendencharakter werden. Beim 2:1 von Reece James in Minute 77 sprintete Tuchel die Seitenlinie entlang.
Harry Kane ärgert Thomas Tuchel – weil Anthony Taylor nicht pfeift
Wenig später kam es zu einer verhängnisvollen Szene, die auch für den FC Bayern viel verändert haben könnte. Es lief die 94. Minute, als Tottenhams Verteidiger Cristian Romero Gegenspieler Marc Cucurella im eigenen Strafraum an der Lockenpracht zu Boden zog. Anthony Taylor ließ die Szene weiterlaufen und auch von Videoassistent Mike Dean gab es kein Eingreifen und somit auch nicht den berechtigten Elfmeter zum möglichen 3:1.
Im Podcast "Up front with Simon Jordan" erklärte Dean seine Entscheidung – und räumte gleich ein, dass es "armselig" von ihm gewesen sei, Taylor nicht an den Monitor zu schicken. "Es war so ein schwieriges Spiel für Anthony Taylor, er hat bereits beide Trainer verwarnt. Es war ein höllisches Spiel. Er hatte schon genug Probleme, da wollte ich ihm nicht noch mehr bereiten." Taylor sei für Dean nämlich nicht nur ein Arbeitskollege, sondern auch ein Freund.

Stattdessen erarbeitete sich Tottenham einen Eckball – und zwei Minuten später stand es 2:2. Torschütze: Harry Kane. Nach dem Schlusspfiff kochten die Emotionen über. Tuchel geriet mit Tottenham-Trainer Antonio Conte aneinander und lederte auf der anschließenden Pressekonferenz scharf gegen Taylors Leistung.
Tuchel-Turnaround? Brazzo und Kahn noch im Amt? Welche Auswirkungen Taylors Elfmeterpfiff hätte haben können
Das Ende ist bekannt: Beide Übungsleiter bekamen Rot und mussten eine Sperre absitzen. Tuchel, der ob ausbleibender Ergebnisse, von Neu-Besitzer Todd Boehly ohnehin angezählt war, hatte nur wenige Wochen später ausgedient. Wie die Geschichte verlaufen wäre, hätte Mike Dean die richtige Entscheidung getroffen?
Chelsea gewinnt, Tuchel gelingt doch noch der Turnaround und steht daher nie als möglicher Nagelsmann-Nachfolger zur Verfügung? Vielleicht wären dann auch Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn noch in ihren Ämtern, weil sie die Entscheidung, Nagelsmann zu entlassen, nie hätten treffen können.
Für Kane war es das erste von insgesamt 30 Saisontoren in der Premier League und sicherlich ein großer Selbstvertrauensschub. Auch diesen hätte es wohl in dieser Form nicht gegeben, ohne den "Freundschaftsdienst" von Mike Dean – und damit auch keinen Wechsel zum FC Bayern?
Wie man es dreht, Anthony Taylor und Mike Dean trafen an jenem 14. August 2022 eine Entscheidung, die auch noch weit über die Grenzen der Premier League hinaus Einfluss gehabt haben könnte.