Scheitern des FC Bayern liegt auch an mangelnden Alternativen

Manuel Neuer sitzt auf der Tribüne, Mats Hummels ist nicht fit, Robert Lewandowski spielt gegen den BVB trotz Schulterverletzung: Das Scheitern des FC Bayern liegt (auch) an mangelnden Alternativen.
von  Maximilian Koch
Als Mats Hummels in der 61. Minuter vom Feld schlich, begann der Untergang des FC Bayern.
Als Mats Hummels in der 61. Minuter vom Feld schlich, begann der Untergang des FC Bayern. © sampics/Augenklick

München - Es war kurz vor Mitternacht, als Manuel Neuer die Arena nach dem Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund durch einen Seitenausgang verließ. An Krücken und mit Spezialschuh an seinem linken Fuß.

Der Torhüter, der sich beim Champions-League-Spiel in Madrid einen Mittelfußbruch zugezogen hatte und für den Rest der Saison ausfällt, humpelte zu seinem Dienstwagen an der Seite von Freundin Nina. Dann brausten sie davon.

Es war eine Szene, die an diesem Abend zum Gesamtbild beim FC Bayern passte: Angeschlagen, verwundet, traurig kamen die Münchner Profis daher – so wie Neuer, der den K.o. seiner Kollegen zuvor von der Tribüne aus hatte ansehen müssen.

Ob es mit dem Welttorhüter in der Startelf anders gelaufen wäre gegen den BVB? Möglich. Ob Neuers Aura den Dortmundern mehr Respekt eingeflößt hätte als die von Sven Ulreich? Ganz sicher.

Hummels ging, der BVB kam auf

Dem Ersatztorhüter der Bayern war zwar kein Vorwurf zu machen. Bei den drei Gegentreffern war Ulreich schuldlos. Und doch war es so, wie Ulreich vor der Partie selbst gesagt hatte: "Niemand kann Manuel Neuer ersetzen. Er ist der beste Torhüter der Welt."

Die Bayern und das Verletzungspech. Wieder einmal erwischte es den Klub in der wichtigsten Phase der Saison. Nicht nur Neuers Körper streikte, als es entscheidend wurde: Gegen den BVB etwa musste der überragende Mats Hummels nach 61 Minuten angeschlagen vom Platz (Muskel-Probleme). Jérôme Boateng, ebenfalls nicht ganz fit, kam für ihn.

Anschließend drehte der BVB die Partie. "Das ist eine große Enttäuschung", sagte Hummels: "Das wird uns beschäftigen." Er kämpfte sich wie seine Innenverteidiger-Kollegen Boateng und Martínez durch die letzten Wochen, gehandicapt durch eine schmerzhafte Knöchelverletzung.

"Nicht perfekt im Moment"

Auch Thomas Müller und David Alaba wurden im Frühjahr von Blessuren beeinträchtigt, genauso Robert Lewandowski. Der Stürmerstar war total geknickt, mit hängendem Kopf und leiser Stimme sprach er über die Pleite. "Wenn du drei Titel gewinnen kannst und nur Meister wirst, ist das ein bisschen enttäuschend", sagte Lewandowski. "Wir müssen schauen, was in Zukunft passiert. Es ist nicht perfekt im Moment."

Damit spielte Lewandowski auf den Kader der Bayern an, der zu dünn besetzt ist – auch im Sturm. Lewandowski vergab beste Chancen, er allein hätte für den Finaleinzug sorgen können. Vorwürfe konnte man ihm aber kaum machen. Seit drei Wochen spielt er mit einer schweren Schulterverletzung.

Dass sich der 28-Jährige mangels Alternativen dennoch in jedem Spiel für die Mannschaft opfert, nötigt Respekt ab. Und zeigt zugleich, dass die Bayern dringend Verstärkung im Sturm brauchen, ebenso in anderen Mannschaftsteilen.

Ex-Bayer Mehmet Scholl sprach dieses Problem an. "Ich glaube nicht, dass ein Renato Sanches oder ein Kingsley Coman dem FC Bayern aktuell weiterhelfen, seine Ziele zu erreichen", sagte Scholl in der ARD. Douglas Costa wurde von Scholl als weiterer Streichkandidat genannt, der Spanier Juan Bernat zählt ebenfalls dazu.

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