Sanés Götze-Problem: Warum der Bayern-Star immer wieder kritisiert wird
München - Schon vor der ersten Trainingseinheit am Montagnachmittag im verregneten ADM-Sportpark in Stuttgart gab es von Hansi Flick verbale Streicheleinheiten für Leroy Sané.
"Gerade in dieser Phase ist es wichtig, dass er unsere Unterstützung bekommt", sagte der Bundestrainer: "Wir halten an ihm fest, wir vertrauen ihm. Er hat eine enorme Qualität, die uns weiterbringt." Diese, forderte Flick, "möchten wir von ihm sehen". Sonst ist für Sané in der ersten Elf kein Platz mehr. Wie beim FC Bayern.
Musiala dreht auf: Sané bangt um Bayern-Stammplatz
Dort ist Senkrechtstarter Jamal Musiala drauf und dran, Sané aus der Stammelf zu verdrängen. Weil er aktuell genau die Leichtigkeit ausstrahlt, die Sané fehlt. "Er ist einer, der sehr gut im Eins-gegen-eins ist, der mutig Fußball spielt", schwärmte Flick. Das, betonte der neue Chef und erhob den Youngster damit zum Vorbild, "möchte ich aber nicht nur von ihm sehen, sondern von allen." Auch von Sané, der sich im Nationalteam gegen weitere Topspieler wie Dortmunds Marco Reus behaupten muss.
Flick haderte in seiner Münchner Zeit immer wieder mit Sanés schlampigem Genie. Der Tiefpunkt kam Ende 2020, als er ihn in Leverkusen nur 36 Minuten nach seiner Auswechslung vom Platz nahm. "Da ist überhaupt nix hängengeblieben", betonte Flick. Um Sané bestmöglich zu helfen, habe er zuletzt auch mit Bayern-Trainer Nagelsmann gesprochen. "Lasst den Leroy Leroy sein", sagte Nagelsmann, "dann werden wir sehen, dass er noch früh genug durch die Decke geht." Doch darauf warten die Fans in Deutschland schon lange.
Hohe Erwartungshaltung: Leroy Sané in der Götze-Zwickmühle
Sané hat ein ähnliches Problem wie Ex-Bayern-Profi Mario Götze, der trotz aufsteigender Form bei seinem Klub PSV Eindhoven diesmal keine Einladung von Flick erhielt: Die Erwartungen bei Fans und Öffentlichkeit sind riesig, weil beide Spieler über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen, diese aber nicht konstant abrufen. Hinzukommt ihre teilweise lässige Körpersprache, die bei positiven Aktionen als Genialität ausgelegt wird, bei misslungenen hingegen als Überheblichkeit.
Gepaart mit dem stets vorhandenen Neid-Faktor in der Gesellschaft, führt das zu einem explosiven Gemisch, das bisweilen in die Luft fliegt: Sané wurde neulich im Heimspiel gegen Köln von den eigenen Fans ausgepfiffen, seine Auswechslung anschließend beklatscht. Immerhin: Im Pokal gegen den Bremer SV und nach seiner Einwechslung in der Liga gegen Hertha BSC zeigte der Offensivstar aufsteigende Form, er lieferte Tore und Assists.
Bayern-Boss Kahn sichert Sané Unterstützung zu
"Als Klub ist es unsere Aufgabe zu schauen, was wir jetzt tun können, damit Leroy seine Leistung beim FC Bayern bringen will”, sagte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn. "Es gehören immer zwei dazu - er muss das auch wollen.”
Ex-Bayern-Trainer Flick wird in diesen Tagen genau hinschauen.