Sammer vs. Heynckes: Eifersüchtig?
Tor für den FC Bayern – und Matthias Sammer, der Sportdirektor, springt auf, ballt die Fäuste und geht ein paar Meter Richtung Seitenlinie. Zwei Mal bricht es richtig aus ihm heraus beim 3:0-Saisonauftakt am Samstag im Fürther Ronhof. Und Jupp Heynckes? Er freut sich nach innen, eher reserviert und verhalten. Ein Mal sogar blickt der 67-Jährige die jubelnden Assistenztrainer und Physiotherapeuten an. Motto: Gemach, gemach, meine Herren.
Nein, daraus lässt sich keinesfalls ein Konflikt ableiten zwischen Cheftrainer Heynckes und seinem Vorgesetzten Sammer – lediglich die unterschiedliche Verarbeitung der Emotionen. Dass Sammer seit Beginn der ersten Testspiele auf der Bank sitzt, haben die beiden gemeinsam entschieden, das bestätigten sie unisono. Vor zwei Wochen sagte Sammer der AZ: „Stand heute sitze ich da unten, aber wenn ich das Gefühl habe: Ich seh’ da nichts, ich kann da nichts machen und habe meine Emotionen nicht im Griff, dann schade ich dem Ganzen.“ Im Vordergrund aber stehe die Kommunikation mit dem Trainergespann. Status: Man spielt sich ein.
Die Konstellation Sammer/Heynckes empfindet Franz Beckenbauer zwiegespalten. „Matthias wird Jupp sehr viele Aufgaben abnehmen, gerade im psychologischen Bereich. Jupp kann sich dann mehr auf Dinge wie beispielsweise die Taktik konzentrieren“, sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern bei „Sport Bild Plus“. Beckenbauer warnte jedoch auch: „Wenn sich plötzlich alles nur noch um Sammer, Sammer, Sammer dreht, wirst du als Chefcoach natürlich eifersüchtig.“ Eifersüchtig?
Beckenbauer weiß wohl, wovon er spricht. Als er im Herbst 1990 als Technischer Direktor bei Olympique Marseille für gutes Geld anheuerte, musste er bald feststellen, dass sich alles im Verein um den allmächtigen und millionenschweren Bernard Tapie drehte. Am Ende der Saison gab Beckenbauer auf.
Bei der Zusammenarbeit von Sammer und Heynckes hat Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen Bedenken: „Ich kann mir gut vorstellen, dass Heynckes das nervt“, sagte Bruchhagen bei „Sky“, „wenn Heynckes dort als Autorität Nummer eins das Training leitet und Sammer sitzt dahinter und zeigt nach links und nach rechts. Ich war ja nur fünf Jahre Trainer in der dritten Liga, aber wenn bei mir einer im Rücken so rumgezeigt hätte, hätte ich gesagt: ‚Jetzt pass’ mal auf, mein Freund. Jetzt schleich dich oben in dein Büro und guck von mir aus wo auch immer du willst.’“
Obwohl Beckenbauer Heynckes auch für die Saison 2013/14 als Trainer („Für mich die erste Option“) favorisiert, sagte er: „Jupp ist jetzt 67. Da stellt sich schon die Frage, wie lange er sich das noch antun will.“