Sammer über seinen Boss: „Uli ist der Papa von Bayern”

Nach der Kritik von Präsident Hoeneß am Rundumschlag seines Sportdirektors erneuert der seine Argumente – und zieht einen Vergleich
von  Patrick Strasser

München - Am Ende gefällt Uli Hoeneß das noch. Einer, der polarisiert, widerspricht und dann nach einer Rüge auch noch insistiert. Einer, der nicht einknickt und den Diener macht, weil sein Boss ihn gerüffelt hat.

So einer nämlich ist Matthias Sammer.

Und das auf allen Kanälen. Nach dem Rüffel von Hoeneß, der als Aufsichtsratschef und Präsident in der Hierarchie über Sportvorstand Sammer steht, dachte man, die Beteiligten würden den öffentlich ausgetragenen Zoff, der sich zum Machtspiel entwickelte, ab sofort intern, am besten unter vier Augen, austragen. Doch weit gefehlt. Sammer legte nach, auf allen Kanälen.

„Natürlich besteht etwas Sorge. Wenn wir dieses Jahr nicht Deutscher Meister werden, haben wir in vier Jahren einmal den Titel geholt. Das kann nicht der Anspruch des FC Bayern München sein”, sagte Sammer bei „Sky Sport News HD”. Von wegen also alles im grünen Bereich, weil man zu solch einem frühen Zeitpunkt der Saison (fünf Spieltage absolviert) auch mal zwei Punkte hinter dem Rivalen liegen könne. Doch aus Sammers Sicht könne dies nicht der Anspruch sein, denn: „Im letzten Jahr hieß es ja auch von gut auf sehr gut – und deshalb ab jetzt von einem guten Niveau auf ein sehr gutes Niveau zu kommen.”

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Und überhaupt, so Sammer ganz gelassen am Dienstag vor dem Auftakt der Champions-League-Vorrunde mit dem Heimspiel gegen ZSKA Moskau im ZDF-Morgenmagazin über sein Verhältnis zu Hoeneß: „Wir haben sowieso keine Probleme, weil wir ein Super-Verhältnis haben. Ich sage immer, Uli ist der Papa von Bayern. Und Papa muss dann immer wieder aufs Gesamtbild auch ein bisschen achten”. Das sei „vollkommen in Ordnung”. Was irgendwie komisch rüberkam. Gar ironisch?

Auf jeden Fall gegenüber demjenigen, der ihn im Sommer 2012 geholt hat, gegen Widerstände im Verein durchgesetzt hat. Sammer ist verpflichtet worden, um Probleme zu suchen, zu erkennen und zu lösen. Für ihn hätte das Post-Vize-Triple-Jahr nicht besser laufen können, im ersten Jahr Sammer gewann Bayern alles. „Ohne den Anteil der anderen zu schmälern: Matthias hat den größten Anteil”, sagte Ehrenpräsident Beckenbauer, ein Sammer-Fan. Auch die beiden Kapitäne Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger stellen seine Verdienste oft genug heraus. Solche Worte hört man von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eher selten.

Rummenigge respektiert Sammer, er duldet ihn. Entscheidend für das Binnenklima wird das Verhältnis Hoeneß/Sammer sein. Pep Guardiola, der Trainer, erträgt Sammer und dessen Funktion, er lernt dazu. So eine Art Sportdirektor, so nah an der Mannschaft, immer auf der Bank und in den Medien meinungsstark präsent, kannte Guardiola aus Spanien nicht. Doch bei wem soll sich Pep beschweren? Seine Bezugsperson ist Rummenigge.

Die Hoeneß-Warnung („Wenn man das zu oft macht, nutzt man sich ab. Ich bin auch dafür, antizyklisch zu kritisieren, aber ich sehe die Situation nicht so kritisch”) an Sammer ist angekommen.

Hoeneß fürchtet die Gefahr, dass sich Sammers Worte abnutzen. Wer aus der Mannschaft glaubt ihm noch – und hört überhaupt hin – wenn der Sportdirektor in den entscheidenden Wochen im Frühjahr mahnende Worte spricht? Er hat seine Attacken früher bewusster dosiert. Andererseits: Duldet Hoeneß, durch die Steueraffäre geschwächt, dass Sammer in genau seine Rolle hineindrängt?

Hoeneß betonte in der „SZ”, dass er „kein Problem mit Matthias” habe. Er sei weiterhin „froh, dass wir ihn eingestellt haben”. Na dann. Mit allen Konsequenzen.
 

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