Salzburger Star-Fabrik: Ist Szoboszlai einer für den FC Bayern?
Salzburg/München - In Ungarn ist Dominik Szoboszlai spätestens seit der vergangenen Woche ein Volksheld. Der 20-jährige Mittelfeldstar schoss seine Nationalmannschaft beim 2:1-Erfolg im Playoff gegen Island in der Nachspielzeit zur EM im kommenden Jahr – und versetzte sein Land damit in Ekstase.
"Er ist ein Juwel, ein Typ wie Kai Havertz. In Ungarn wird er bereits mit dem großen Ferenc Puskás verglichen", sagte der in Budapest lebende Lothar Matthäus anschließend in der AZ und schwärmte weiter von Szoboszlai: "Ein wirklich toller Spieler, der mal im Zentrum agiert und mal über die Außenbahn kommt. Im Januar könnte er zu RB Leipzig wechseln, aber ich bin davon überzeugt, dass ihn jeder europäische Topklub auf dem Zettel hat, auch der FC Bayern."
Szoboszlai könnte zur Müller-Alternative werden
Es wäre nicht das erste Mal, würde sich Leipzig beim Partnerklub in Salzburg bedienen. Schon mehrere Topspieler gingen diesen Weg. Oder grätscht Bayern bei Szoboszlai dazwischen? Auf Sicht könnte er eine Alternative zu Thomas Müller sein, der im September 2021 32 Jahre alt wird. Szoboszlai gilt ebenfalls als Schlitzohr, er schießt Tore aus dem Nichts und verfügt über einen famosen rechten Fuß, mit dem er gern auch mal Freistöße ins Netz streichelt. Davon können sich die Münchner beim Aufeinandertreffen in der Champions League am Mittwoch (21 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) noch einmal aus nächster Nähe überzeugen. Im Hinspiel (2:6) agierte Szoboszlai ordentlich, er kann deutlich besser spielen.
"Es gab viele Anfragen", sagte der Umworbene nach der Sommer-Transferperiode. Seitdem ist es nicht ruhiger um ihn geworden, weil sich seine Leistungen sehr positiv entwickeln. Das gilt übrigens auch für einige andere Spieler, die einst das RB-Trikot trugen und nun zu den Besten in Europa gehören. Die AZ gibt einen Überblick über die Salzburger Star-Fabrik.
Diese Salzburger entwickelten sich zu Top-Stars
In der Hinrunde der vergangenen Saison hatte Erling Haaland, 20, noch mit acht Treffern in sechs Champions-League-Spielen für Salzburg für Furore gesorgt. Dorthin war der Ausnahmestürmer Anfang 2019 von Molde gewechselt. Im Januar schloss sich der Norweger Borussia Dortmund an. Mit 14 Treffern in elf Königsklassen-Spielen und 23 Toren bei 22 Ligaeinsätzen pulverisiert er dort weiterhin die Rekorde.

Haaland ist aber längst nicht der erste Topangreifer, der in Salzburg heranreifte. Im Januar 2014 fiel bei einem 3:0-Sieg im Testspiel gegen den FC Bayern ein gewisser Sadio Mané als Torschütze besonders auf. Über eine Zwischenstation beim FC Southampton landete der Senegalese 2016 bei Jürgen Klopp und dem FC Liverpool. In der Offensive der Reds ist er absoluter Fixpunkt und mittlerweile auch Champions-League-Sieger sowie englischer Meister.

Mit Naby Keita, Takumi Minamino spielen noch zwei weitere Ex-Salzburger in Liverpool. "Das Scouting von Salzburg ist sensationell. Die machen einen super Job. Es ist für viele ein Sprungbrett", sagte Klopp kürzlich bei Sky.
Das nutzt freilich auch Salzburgs Schwesterklub aus Leipzig gerne und häufig für sich: Dayot Upamecano, Amadou Haidara, Marcel Sabitzer, Kevin Kampl, Peter Gulasci, Hee-Chan Hwang, Konrad Laimer heißen die aktuellen Beispiele. In der Bundesliga gibt es mit Martin Hinteregger, Stefan Ilsanker (beide Frankfurt), Valentino Lazaro, Stefan Lainer, Hannes Wolf (alle Gladbach) oder Marin Pongracic (Wolfsburg) weitere, die die Salzburger Schule durchliefen.

Auch viele Salzburg-Trainer setzen sich durch
Das gilt auch für zahlreiche Prominente an der Seitenlinie. Marco Rose (Gladbach), Adi Hütter (Frankfurt), Niko Kovac (Monaco), Roger Schmidt (Eindhoven) oder der ehemalige Leipziger Ralf Rangnick trugen einst in Salzburg die Verantwortung. Und auch Bayern-Coach Flick ging bei Salzburg sozusagen in die Lehre und arbeitete neben Lothar Matthäus als Assistent von Giovanni Trapattoni kurz für Red Bull, bevor er 2006 nach nur zwei Monaten als Co-Trainer von Bundestrainer Joachim Löw zum DFB wechselte.
"Die machen es schon über Jahre hinweg hervorragend", sagt Flick: "Sie haben eine moderne Spielidee und viele junge, tolle Spieler." Die Salzburger Star-Fabrik eben.